Konfessor - 17
Befehlshaber rasch Bewaffnete herbeigeordert, um jede weitere Ausbreitung zu unterbinden und die Tumulte einzugrenzen. Gleichwohl war eine gewisse Ausweitung nicht vollends zu verhindern gewesen, schließlich hatten sich die meisten dieser Soldaten nicht anwerben lassen, um frierend und mit knurrendem Magen ein mit Dreckschaufeln erfülltes Dasein zu fristen. Sie waren es zunehmend leid, mindere Arbeiten verrichten zu müssen, statt sich ganz dem Morden, Vergewaltigen und Plündern widmen zu können. Mit der Aussicht auf eine Eroberung auszuharren, war eine Sache, aber plötzlich schien die noch verbliebene Beute eher dürftig, während die Mühen, an sie heranzukommen, beträchtlich zugenommen hatten. Offenbar hatte die Selbstaufopferung für die Ziele des Ordens ihre Grenze, und die schien genau dort zu verlaufen, wo das Ganze in Arbeit auszuarten drohte. Das Vorgehen des militärischen Kommandostabs beim Vernichten von Nestern des Krawalls war nicht nur augenblicklich, sondern mit äußerster Brutalität erfolgt. So unzufrieden viele mit ihren Lebensumständen waren, als sie mit ansehen mussten, was denen widerfuhr, die einen Tumult angezettelt hatten, verließ sie jeglicher Mut, sich ihnen anzuschließen.
General Meiffert hatte sich mehrfach mit einem Bluff durch Gruppen von Kriegern mogeln und seinen großspurigen Auftritt einmal sogar durch das Töten eines Soldaten unterstreichen müssen, dem er mit einem schnellen Schnitt den Hals aufschlitzte. Ein anderes Mal hatte Adie im Stillen von ihren Kräften Gebrauch gemacht, damit sie eine mögliche Gefahr umgehen konnten. Die Soldaten im Glauben zu lassen, sie sei eine der Schwestern in Jagangs Gewalt, erstickte so manche Frage im Keim, ehe sie überhaupt ausgesprochen wurde. Mehrmals sah sie den Soldaten, die sie auf der Suche nach Beutegut anhielten und ausfragten, nur fest in die Augen, ohne ihnen irgendetwas zu erwidern. Der Anblick ihrer vollkommen weißen Augen nahm ihnen allen Mut, und sie verschwanden wieder in der Dunkelheit.
Weit hinter ihnen, in der Nähe des Ja’La-Feldes, waren bereits einige Krawallnester wieder unter Kontrolle, größtenteils jedoch stand diese Nacht ganz im Zeichen chaotischer Prügeleien zwischen betrunkenen Soldaten. Im Grunde waren die kaiserlichen Gardisten gar nicht daran interessiert, die Ordnung wiederherzustellen. Ihr einziges Interesse galt der Sicherung des Lebens ihres Kaisers. Die Schmerzen, die Nicci am ganzen Körper zittern ließen, verrieten Richard, dass Jagang noch am Leben und imstande war, seinen Einfluss geltend zu machen. Nur musste das nicht gleichzeitig bedeuten, dass er auch bei Bewusstsein war. Was er hingegen nicht wusste, war, ob Jagang, wenn er sie nicht mehr zur Umkehr zwingen konnte, irgendwann beschließen könnte, sie über den Halsring umzubringen. In diesem Fall wäre Richard machtlos. Die einzige Lösung war, ihr den Halsring abzunehmen, und dafür mussten sie in den Palast zu Nathan … Richard spähte unter der Plane hervor und sah, dass sich vor ihnen ein zerwühltes, von riesigen Gruben durchlöchertes Gelände erstreckte. Kolonnen von Männern, Tieren und Wagen kamen aus den Gruben hervor, in denen das Baumaterial ausgehoben wurde, und transportierten in einem niemals abreißenden Strom Erde und Felsbrocken zur Baustelle.
Sein Blick fiel erneut auf Nicci, die auf der niedrigen Ladefläche unmittelbar neben ihm lag. Sie hielt seine Hand mit festem Griff umklammert und zitterte am ganzen Körper. Es tat ihm in der Seele weh, dass sie solche Schmerzen litt, denn das Gefühl war ihm nur zu bekannt. Er hatte dieselbe Magie durch einen Halsring ertragen müssen, auch wenn die Quälerei in seinem Fall nicht ganz so lange gedauert hatte. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie mit solchen Schmerzen überleben konnte.
Jillian lag auf ihrer anderen Seite und hielt ihre andere Hand. Dahinter lag Bruce, der von Zeit zu Zeit einen Blick unter der Plane hervor riskierte, das Schwert griffbereit, für den Fall, dass er ihnen helfen musste, sich den Weg freizukämpfen.
Richard war immer noch unschlüssig, wie weit er dem Mann über den Weg trauen konnte, auch wenn Bruce mehr als einmal dazwischengegangen war, um Richard unter großer Gefahr für sein eigenes Leben zu beschützen. Er wusste, dass sich nicht jeder hier im Lager, vor die freie Wahl gestellt, für den Orden entscheiden würde. Ganz sicher gab es einige, vielleicht auch nur ein paar, die mit dem Orden lieber nichts zu tun haben wollten. Im
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