Konfessor - 17
ihr fort.
Dann hielten sie inne, um zu sehen, ob sie verstand. Cara beobachtete sie. Einer der Männer wies auf die Wand und beschrieb einen weit dahinter liegenden Bogen, so als wollte er auf etwas weit jenseits eines in der Ferne liegenden Hügels hinweisen. Vernas Verwirrung nahm wieder zu.
Cara starrte auf das sich in der Wand abzeichnende Gesicht und legte die Stirn in Falten. Auf einmal schien sie überaus besorgt. Verna tappte noch immer im Dunkeln, genau wie Dario, aber in Caras Augen blitzte so etwas wie ein erstes Verständnis auf.
Völlig unvermittelt ging sie dazu über, mehrere aus der Gruppe mit ausgebreiteten Armen zu der Stelle zurückzutreiben, wo Verna und Dario standen, andere schob sie, eine Hand in ihrem Rücken, sachte von der besorgniserregenden Wand fort und zurück durch den Flur. Unterwegs sammelte sie Verna und Dario ein und scheuchte sie vor sich her. Die übrigen stummen Grabkammerbediensteten folgten ihr dichtauf, einerseits sichtlich besorgt, dass irgendetwas Caras Besorgnis erregt hatte, aber auch ein wenig stolz auf sich selbst. Nachdem sie am Ende des Flures um die Ecke gebogen waren, beugte sich Cara zu Verna und sagte in unmissverständlichem Befehlston: »Holt Nathan her!«
Ein kurzes Zucken ging über Vernas Stirn. »Doch nicht etwa noch heute Abend? Meint Ihr nicht, wir sollt-«
»Sofort«, fiel ihr Cara im tödlich ruhigen Tonfall absoluter Autorität ins Wort.
In ihren blauen Augen blitzte kaltes Feuer. So freundlich und verständnisvoll sie sich gegenüber dem Personal gezeigt hatte, jetzt, das wusste Verna, würde sie nicht mit sich diskutieren lassen. Sie hatte das Kommando über die Situation übernommen. Verna hatte keine Ahnung, welche Situation das sein sollte, aber sie vertraute ihr. Auf ein Fingerschnippen Caras eilte der Kommandant der ganz in der Nähe wartenden Soldaten sofort herbei und erkundigte sich nach ihren Wünschen.
»Ja, Herrin?«
»Holt General Trimack her. Sagt ihm, es sei dringend, und richtet ihm aus, er soll Soldaten mitbringen, und zwar viele. Und alarmiert die Mord- Sith, ich möchte sie ebenfalls hier unten haben. Und bitte unverzüglich.« Ohne eine Frage schlug sich der Mann die Faust aufs Herz und eilte von dannen.
Verna packte die Mord-Sith am Arm. »Cara, was ist denn los?« »Ich bin mir nicht sicher.«
»Wir sind im Begriff, den gesamten Palast in Alarmbereitschaft zu versetzen, Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Personen - darunter General Trimack, Nathan und die Erste Rotte - nach hier unten zu beordern, und Ihr wisst nicht einmal warum?« »Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht wüsste warum, sondern dass ich mir nicht sicher bin. Ich glaube, wir werden hier von Gesichtern beobachtet, die uns nicht beobachten sollten.« Cara wandte sich herum zu den ihr entgegenblickenden Mienen. »Habe ich recht?«
Ein stummes, aufgeregtes Lächeln ging über die Gesichter der Grabkammerbediensteten, die hellauf begeistert waren, dass sie endlich jemand verstanden hatte und ihnen glaubte.
40
Richard spähte unter der Segeltuchplane hervor, als der Wagen durch die Randbereiche des Ordenslagers rollte. Wann immer ein Windstoß den Wagen erfasste, musste er die Plane kräftig festhalten, damit sie nicht hochgeweht wurde. Über ihm ragte die gewaltige Monstrosität der Rampe in den Himmel. Aus dieser Nähe war deutlich zu erkennen, welch gewaltige Ausmaße sie mittlerweile angenommen hatte. Die Annahme, dass sie irgendwann tatsächlich bis zum Palast oben auf der Hochebene reichen würde, schien nicht gänzlich unbegründet. Nachdem Adie sie mithilfe ihrer Gabe durch das Kampfgetümmel rund um das Ja’La-Spielfeld geschleust hatte, war der Rest des Weges durch das endlose Feldlager der Imperialen Ordnung vergleichsweise ereignislos verlaufen. Die regulären Truppen wollten mit einem kleinen, allem Anschein nach von einem hochrangigen kaiserlichen Gardisten sowie einer Schwester eskortierten Wagen, der nichts als Ärger bedeuten konnte, nichts zu schaffen haben, so dass die meisten ihnen keinerlei Beachtung schenkten.
Trotz seines ungeheuren Ausmaßes war der Aufstand im Wesentlichen auf die Zuschauer bei der Ja’La-Partie beschränkt gewesen. Und obschon anscheinend Hunderttausende in den Streit über den Ausgang der Partie verwickelt waren, der in ein gigantisches, schauderhaftes Blutbad ausgeartet war, blieb der Ärger auf nur einen Bruchteil des gesamten Lagers begrenzt. In weiten Teilen des restlichen Feldlagers hatten die
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