Konfessor - 17
eindringen«, erklärte Nathan.
»Ich werde Euch bei der Errichtung einiger Schilde aus subtraktiver Magie helfen, damit sie ihn nicht einfach wieder freilegen«, erbot sich Nicci.
Nathan, der seinen eigenen Gedanken nachhing, nickte abwesend. »Lord Rahl«, fragte Cara mit gesenkter Stimme, »was macht eigentlich Benjamin hier?«
Richard warf einen Blick hinaus auf den Gang, wo der General geduldig wartete. »Keine Ahnung. Er hatte noch keine Gelegenheit, es mir zu verraten.«
Dann überließ er den in die Katakomben hinabstarrenden Nathan seinen Gedanken und trat, begleitet von Cara und Nicci, aus der Kammer zu dem wartenden General Meiffert.
»Was tust du hier, Benjamin?«, erkundigte sich Cara, ehe Richard ihr zuvorkommen konnte. »Solltest du nicht in der Alten Welt sein und die Imperiale Ordnung in Schutt und Asche legen?« »Richtig«, warf Richard ein. »Nicht, dass ich Eure Hilfe nicht zu schätzen wüsste, aber wieso seid Ihr hier? Vorhin meintet Ihr, Ihr hättet mich aufsuchen müssen, um mir über gewisse Schwierigkeiten zu berichten, auf die Ihr gestoßen seid.«
Einen Moment lang presste er verlegen die Lippen aufeinander. »So ist es, Lord Rahl. Wir sind auf ein großes Problem gestoßen.« »Ein großes Problem? Und das wäre?«
»Es ist rot, hat Flügel und wird geritten von einer Hexe.«
47
Die Ellbogen auf die Mahagonitischplatte gestützt, fuhr sich Richard mit den Fingern durchs Haar. Er war so müde, dass die Schrift in dem vor ihm liegenden Buch zu verschwimmen begann. In letzter Zeit hatte er so viel gelesen, dass er längst den Überblick verloren hatte, wie viele Tage seine Rückkehr in den Palast des Volkes nun schon zurücklag. Das Ja’La-Spiel, Kahlans Flucht mit Samuel, Richards Rückkehr in den Palast und der anschließende Kampf - all das schien schon eine Ewigkeit her zu sein. Mithilfe Vernas und mehrerer anderer Schwestern hatte Nathan Adie heilen können, die jedoch bereits nach einer kurzen Erholungspause darauf bestanden hatte, sich erneut auf ihre einsame Reise zu begeben.
Obwohl er Verständnis für ihren Wunsch hatte, fragte er sich, ob sie wegen ihrer Hexenmeisterinnenkräfte im Palast womöglich keine Zukunft für sich sah - sofern es überhaupt noch irgendwo eine Zukunft gab.
Denn nach General Meifferts Bericht über eine Hexe auf einem mächtigen roten Drachen, die Jagd auf D’Haranische Truppen in der Alten Welt machte, schienen die Aussichten auf einmal mehr als düster. Jetzt, da sich die von ihm in die Alte Welt entsandten Truppen, die dort den Nachschub der Ordenstruppen für die Neue Welt stören sollten, selbst vernichtenden Angriffen ausgesetzt sahen, konnte er nicht einschätzen, wie viel Zeit ihnen bliebe, bis der Orden imstande wäre, endgültig jeglichen Widerstand gegen ihre Vision einer neuen Menschheit zu brechen.
Anfangs war er noch zuversichtlich gewesen, die Schlagkraft der Ordenstruppen bereits an der Quelle zu treffen, und eine Zeitlang war diese Strategie auch durchaus aufgegangen. Sie hatten Jagd auf Nachschubtransporte gemacht und sie noch vor Verlassen der Alten Welt vernichtet. Sie hatten Rekrutierungsund Ausbildungslager in trostlose Wälder aus Pfählen mit darauf aufgespießten Soldatenschädeln verwandelt, hatten im selben Zug Nachschublager zerstört, Ernten vernichtet und die Prediger der widerwärtigen Glaubensüberzeugungen des Ordens getötet.
Bis den Menschen in der Alten Welt schließlich die bittere Wahrheit dieses Krieges zu dämmern begann, den gegen andere zu entfesseln sie so erpicht gewesen waren. Ihre selbstgefällige, hämische Freude über die Niederwerfung der Heiden aus dem Norden durch ihre Truppen war einer allen den Schlaf raubenden Angst gewichen, dass ebendiese Heiden kurz davorstehen könnten, sich grausam an ihnen zu rächen. Die Zahl derer, die andächtig den Predigern der Ordenslehren lauschten, dünnte merklich aus, und in einigen Gebieten waren bereits die ersten Aufstände gegen die Herrschaft der Imperialen Ordnung ausgebrochen. Jagang wusste dem jedoch auf vielfältige Weise zu begegnen. Zum einen ließ er die Verantwortlichen rasch und in aller Schärfe gegen jedes Aufkeimen einer Rebellion vorgehen. Ortschaften, die man der Sympathie mit den Freiheitsgedanken verdächtigte, wurden niedergebrannt, Hinrichtungen zu Tausenden angeordnet. Den Herrschaftsanspruch der Imperialen Ordnung in Frage zu stellen, hatte fürchterliche Folgen, wobei tatsächliche Schuld kaum jemanden interessierte. Das
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