Konfessor - 17
Zusammenbruch stand. Aber offenbar war ihr Retter fest entschlossen, es zu Tode zu reiten. »Das Pferd wird dieses Tempo nicht durchhalten. Meinst du nicht, wir sollten Halt machen?«
»Nein«, antwortete er über seine Schulter knapp. “Wenigstens konnte Kahlan im fahlen Licht der falschen Dämmerung die ersten schwarzen Umrisse einiger Bäume auftauchen sehen. Es war beruhigend zu wissen, dass sie schon bald die weite Offenheit der Az-rith- Ebene hinter sich lassen würden. In der Ebene waren sie, stand die Sonne erst am Himmel, aus jeder Richtung meilenweit zu sehen. Sie wusste nicht, ob sie verfolgt wurden, aber selbst wenn nicht, gab es wahrscheinlich Patrouillen, denen sie leicht auffallen konnten. Allerdings glaubte sie nicht so recht daran, dass Jagang sie einfach entkommen lassen würde, ohne ein paar ihrer Sonderbewacher auf ihre Spur zu setzen, um sie wieder einzufangen. Er verfolgte einen Racheplan, und den würde er nicht einfach aufgeben. Hatten die Schwestern ihn erst wieder geheilt, würde er zweifellos bei übelster Laune sein und entschlossen, sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zurückzuholen. Jagang war kein Mann, der sich irgendetwas abschlagen ließ, was er unbedingt wollte.
Und auch die Schwestern würden ohne Zweifel Jagd auf sie machen. Womöglich waren sie ihr schon dicht auf den Fersen. Auch wenn sie sie nicht direkt sehen konnten, mithilfe ihrer Kräfte würden sie ihrer Fährte folgen können.
Wahrscheinlich tat Samuel gut daran, nicht anzuhalten. Hetzten sie allerdings das Pferd zu Tode, würden sie in noch größere Gefahr geraten.
Wenn sie sich wenigstens noch ein zweites Tier beschafft hätten. Kahlan wäre das nicht einmal sonderlich schwergefallen, schließlich war sie für die meisten Männer im Lager unsichtbar. Sobald sie in die Nähe einiger Tiere gekommen wären, hätte sie sich einfach herunter gleiten lassen und eins mitnehmen können. Und da Samuel ebenso gekleidet war wie die Soldaten - nur so hatte er das Lager schließlich überhaupt durchqueren können -, wäre kein Mensch erstaunt gewesen, wenn er kurz angehalten hätte. Ja, sie hätten sich ein weiteres Pferd beschaffen sollen, um die Tiere wechseln zu können und rascher voranzukommen.
Doch Samuel hatte sich hartnäckig gegen jeden Vorstoß in diese Richtung gesträubt, da er das Risiko für zu groß hielt und befürchtete, sie könnten ihre beste Fluchtgelegenheit zunichtemachen. In Anbetracht des ungeheuren Risikos konnte sie es ihm nicht einmal verdenken, dass er sich so schnell wie möglich hatte aus dem Staub machen wollen.
Sie fragte sich, wieso sie für ihn nicht unsichtbar war. Wie Richard, schien auch er in der ausdrücklichen Absicht in das Feldlager gekommen zu sein, ihr zur Flucht zu verhelfen.
Ihr wurde ganz übel bei der Vorstellung, dass Richard nicht ebenfalls hatte fliehen können. Das Bild, wie er dort am Boden gelegen hatte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, brach ihr schier das Herz. Sie brauchte nur an ihn zu denken, und schon kamen ihr die Tränen, ohne dass sie etwas dagegen machen konnte.
Noch unerträglicher wurde das Ganze, weil sie so kurz davor gewesen war, Antworten zu erhalten. Richard hätte bestimmt viele ihrer Erinnerungslücken füllen können, immerhin schien er über sie bestens im Bilde zu sein. Sogar Samuel und das prachtvolle Schwert, das dieser bei sich trug, schien er zu kennen. Sie hörte Richard ihn noch immer anschreien:
»Samuel, du Idiot! Benutz das Schwert, um ihr den Ring vom Hals zu
schneiden!«
Die Worte hallten noch immer in ihrer Erinnerung wider. Kein Schwert vermochte Metall zu schneiden, und doch hatte Richard gewusst, dass Samuels Schwert dazu imstande war. Darüber hinaus verriet es ihr, was Richard von Samuel hielt, und dass er, trotz seiner geringen Meinung von diesem Fiesling, sie so sehr in Sicherheit zu sehen wünschte, dass er sogar bereit war, ihr von Samuel zur Flucht verhelfen zu lassen.
»Was weißt du über Richard?«, wandte sie sich an ihren Begleiter.
Einen Moment lang ritt Samuel schweigend weiter. »Er ist ein Dieb, jemand, dem man auf keinen Fall trauen darf. Er tut Menschen weh.«
»Woher kanntest du ihn?«, fragte sie den Mann, um den sie ihre Arme geschlungen hatte.
Er blickte halb über seine Schulter. »Jetzt ist nicht der richtige Augenblick, das zu besprechen, hübsche Dame.« Richard, flankiert von einigen Mord-Sith, von Ulic und Egan sowie einigen Soldaten der Ersten Rotte, begab sich mit hastigen
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