Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
gesetzt worden, nachdem sein Vater, Darken Rahl, die Kästchen der Ordnung endlich in seinen Besitz und zum ersten Mal ins Spiel gebracht hatte. Das war am ersten Tag des Winters vor vier Jahren gewesen.
    Der Schlüssel für das Auseinanderhalten der drei Kästchen der Ordnung und das Öffnen des korrekten Kästchens war Das Buch der gezählten Schatten. Er hatte es als junger Mann auswendig gelernt, aber weil er die Verbindung zu seiner Gabe verloren hatte, konnte er sich nicht mehr an den Wortlaut erinnern, denn das, wie auch für das Lesen des Buches selbst, erforderte Magie. Allerdings waren ihm aufgrund der Erinnerung an seine eigenen Taten noch einige der grundlegenden im Buch dargelegten Prinzipien vertraut.
    Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Gebrauch des Buches der gezählten Schatten war die Überprüfung, ob die von Richard auswendig gelernten Worte richtig wiedergegeben waren - ob diese Schlüsselkomponente für das Öffnen der Kästchen echt war. Das Mittel für diese Überprüfung war im Buch selbst festgelegt. Das dafür erforderliche Hilfsmittel war die Zuhilfenahme einer Konfessorin.
    Die letzte lebende Konfessorin war Kahlan. Nur mit größter Mühe gelang es Richard, seine Stimme zusammenzunehmen.
    »Was du da sagst, ist unmöglich. Ich habe nichts ins Spiel gebracht.« Du wirst als Spieler genannt. »Genannt? Von wem?«
    Was zählt ist, dass du als Spieler genannt wurdest. Sei gewarnt, dass dir
    vom heutigen Tag an ein Jahr und nicht ein Tag länger bleibt, um die
    Säuberung zu vollenden. Nutze deine Zeit gut, Richard Rahl. Der Preis
    für dein Scheitern ist dein Leben. Scheiterst du, wird alles Leben der
    Preis sein.
    »Aber das ist völlig unmöglich!«, entfuhr es Richard. Er stürzte vor und packte die Kehle der Gestalt mit beiden Händen.
    Der Umhang fiel in sich zusammen. Er war leer. Richard vernahm ein unscheinbares, kaum merkliches Geräusch, wie wenn sich eine Pforte in das Totenreich schlösse. Er sah seinen Atem in kleinen Wölkchen in die schwarze Winternacht aufsteigen. Irgendwann - nach einer scheinbar ereignislosen Ewigkeit - legte sich Richard wieder hin und zog den Umhang über seinen zitternden Körper, konnte sich aber nicht überwinden, die Augen zu schließen. Im Westen zuckten ferne Blitze über den Horizont, im Osten zog rasch die Dämmerung des ersten Wintertages herauf. Zwischen den Lichtblitzen und der Morgendämmerung, inmitten eines nach Millionen zählenden Feindes, lag Richard Rahl, der Herrscher des D’Haranischen Reiches, an einen Wagen gekettet, und dachte an seine gefangene Gemahlin und die dritte Katastrophe.
3
    Kahlan lag in fast völliger Dunkelheit auf dem Fußboden und fand keinen Schlaf. Im Bett über ihr konnte sie Jagangs gleichmäßigen Atem hören. Eine einzelne Öllampe mit heruntergedrehtem Docht auf einer verzierten Holztruhe an der gegenüberliegenden Wand warf einen matten Lichtschein in das Dämmerlicht des kaiserlichen Privatgemachs. Das verbrennende Öl half, wenn auch nur in geringem Maße, die üblen Gerüche des Feldlagers zu überdecken: den Mief vom Ruß der Lagerfeuer, den Gestank von ranzigem Schweiß und fauligem Abfall, die Ausdünstungen der Latrinen, der Pferde und anderen Tiere sowie des Mistes, die sich zu einem einzigen, allgegenwärtigen Gestank vermischten. Ganz so, wie die grauenhafte Erinnerung an all die madenzerfressenen, verfaulenden Körper, die sie auf ihrem Weg gesehen hatte, unweigerlich den unvergesslichen, unverkennbaren Todesgeruch ins Gedächtnis rief, war es unmöglich, an das Feldlager der Imperialen Ordnung zu denken, ohne an den einzigartigen, alles durchdringenden Gestank erinnert zu werden, eine Empfindung, ebenso abstoßend und widerwärtig wie die Imperiale Ordnung selbst. Seit ihrer Ankunft im Lager hatte sie es stets zu vermeiden versucht, allzu tief einzuatmen. In ihrer Erinnerung würde der Gestank auf ewig mit all dem Leid, dem Elend und dem Tod verbunden sein, mit dem die Imperiale Ordnung alles überzog, mit dem sie in Berührung kam. In der Welt des Lebens und unter denen, die diese Welt zu würdigen wussten, gab es für die Menschen, die an die Überzeugungen der Imperialen Ordnung glaubten, sie unterstützten und für sie kämpften, in ihren Augen keinen Platz.
    Durch die zarten Schleier vor den Lüftungsschlitzen oben in den Zeltwänden konnte Kahlan die wild zuckenden Blitze sehen, die den Himmel im Westen aufleuchten ließen und von dem heraufziehenden Unwetter kündeten. Im Innern

Weitere Kostenlose Bücher