Konfessor - 17
schlagend am Fußboden und gab ein unverständliches, von Stöhnen und Geschrei unterbrochenes Gebrabbel von sich. Bei ihren Füßen stand über sie gebeugt Schwester Armina und folgte den Bewegungen der am Boden liegenden Frau, hin und her gerissen zwischen der Angst, sie anzufassen, es nicht zu tun und der Frage, was denn nur das Problem sein könnte. Sie schien Schwester Ulicia in die Arme nehmen und beruhigen zu wollen, um zu verhindern, dass sie einen Tumult verursachte, der die Aufmerksamkeit des Kaisers erregte, hatte aber noch nicht begriffen, dass es dafür längst zu spät war. Litt normalerweise eine der beiden irgendwelche Schmerzen, dann solche, die Jagang ihnen über die Kontrolle ihres Verstandes zufügte, doch nun stand er selbst daneben und betrachtete das seltsame Schauspiel, sichtlich unschlüssig, was dieses Verhalten verursacht haben könnte.
Bereits über die sich am Boden wälzende Frau gebeugt, bemerkte Schwester Armina plötzlich Kaiser Jagang und verbeugte sich noch tiefer. »Ich habe keine Ahnung, was ihr fehlt, Exzellenz. Es tut mir leid, dass sie Euern Schlaf gestört hat. Ich werde versuchen, sie zu beruhigen.« Als Traumwandler brauchte Jagang mit denen, deren Verstand seiner Kontrolle unterlag, nicht zu sprechen. Sein Bewusstsein konnte nach Belieben zwischen ihren intimsten Gedanken umherwandern. Schwester Ulicia warf sich herum und stieß mit ihrem ungezügelt um sich schlagenden Arm einen Stuhl um. Die Wachen - jene Männer, die man eigens ausgewählt hatte, weil sie zu den wenigen gehörten, die Kahlan sehen konnten und sich an sie erinnerten - hatten einen Kreis um die sich am Boden wälzende Frau gebildet. Ihre Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass Kahlan das Zelt nur in Jagangs Begleitung verließ, die Schwestern fielen nicht in ihre Verantwortung. Andere Gardesoldaten, die Leibwache Jagangs - brutal aussehende Hünen, über und über mit Tätowierungen und die Haut durchbohrenden Metallstiften bedeckt -, harrten Statuen gleich neben der Türöffnung des Zeltes aus. Sie hatten die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass niemand unaufgefordert das Zelt betrat, und zeigten sich nur mäßig interessiert an dem, was sich soeben mitten unter ihnen abspielte. Die Schwestern, Hexenmeisterinnen allesamt, waren Jagangs persönliche Waffen und sein Privatbesitz, und als solche mit einem Ring in ihrer Unterlippe gekennzeichnet. Sie fielen nicht in die Verantwortung irgendwelcher Wachen, es sei denn, es existierte eine gesonderte Anweisung. Jagang hätte Schwester Ulicia die Kehle durchschneiden, sie vergewaltigen oder zum Tee einladen können, keiner aus seiner Elitegarde hätte auch nur mit der Wimper gezuckt. Hätte der Kaiser nach Tee verlangt, so hätten ihn die Sklaven pflichtschuldig serviert. Und hätte er unmittelbar vor ihren Augen einen Mord begangen, hätten sie gewartet, bis er fertig gewesen wäre, und die Schweinerei anschließend beseitigt, ohne dass ein Wort über ihre Lippen gekommen wäre. Als Schwester Ulicia zum wiederholten Male aufschrie, erkannte Kahlan, dass es entgegen ihrer ursprünglichen Annahme keineswegs so aussah, als habe sie Schmerzen. Vielmehr schien sie … besessen zu sein. Jagangs albtraumhafter Blick wanderte von einem Gardisten zum nächsten. »Hat sie irgendwas gesagt?«
»Nein, Exzellenz«, bemerkte einer der Elitewachen. Die Übrigen, zumindest soweit Kahlan sie sehen konnte, schüttelten zustimmend den Kopf. Die kaiserliche Elitegarde äußerte keinerlei Zweifel an der Schilderung der rangniederen Soldaten.
»Was stimmt nicht mit ihr?« Jagang wandte sich an die Schwester, die aussah, als wollte sie sich ihm jeden Moment unterwürfig vor die Füße schmeißen.
Die Verärgerung in seiner Stimme ließ Schwester Armina zusammenzucken. »Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, Exzellenz.« Sie wies zur gegenüberliegenden Seite des Gemachs. »Ich habe geschlafen und darauf gewartet, mich nützlich machen zu können. Schwester Ulicia schlief ebenfalls. Ich dachte, sie hätte etwas zu mir gesagt.« »Was hat sie denn gesagt?«, wollte Jagang wissen.
»Das konnte ich nicht verstehen, Exzellenz«. In diesem Augenblick dämmerte Kahlan, dass Jagang keine Ahnung hatte, was Schwester Ulicia gesagt hatte. Normalerweise war er über die Äußerungen, Gedanken oder Pläne der Schwestern bestens informiert. Er war ein Traumwandler, der die Landschaften ihres Verstandes durchstreifte, und war stets in alles eingeweiht. Und doch hatte er hiervon nichts gewusst. Oder
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