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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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nach Washington hinein, wo sie in Olympia endet, mit der 5 zusammenfließt. Von allen Freeways in Südkalifornien ist der 101 der am meisten befahrene.
    Teddy fuhr über den 101 mit offenem Sonnendach, hochgedrehtem Heavy-Metal-Sender und heruntergeschalteten Bässen. Langsamere Fahrer, und das waren fast alle, entdeckten den Wagen, glänzend wie ein Liebesapfel, an ihrem Auspuff und hielten zunächst eigensinnig ihre Position, traten die Straße nicht ab, auf keinen Fall, hatten all die aggressiven Widerlinge, machtvoll mit ihren Tonnen von Stahl, satt, fuhren weiter, bis Teddy so dicht herankam, daß sie die Augen schlossen, und sie dachten dann an die Freeway-Heckenschützen, die nach einem Vorwand suchten, und sie dachten sich, soll er doch seinen Willen haben, wenn es so wichtig für ihn ist. Und Teddy grinste noch breiter und winkte fröhlich, während er auf die hintere Stoßstange des nächsten Fahrers zuschoß und seine Zulassungsschilder spotteten: SCHAFF MICH.
    Das Polizeimotorrad entdeckte den roten BMW westlich der Kreuzung mit dem Sunset Boulevard. Das schien das gesuchte Auto zu sein. Der Polizist kam aus seinem Versteck hinter einer hübschen, bunten Stützmauer hervor und rückte dem Wagen auf die Pelle, um ihn sich genauer anzusehen. SCHAFF MICH. Das war er. Der Polizist forderte über Funk Verstärkung an.
    »Dreh hoch und kümmere dich nicht um deine Nachbarn!« schrie der Disc-Jockey mit Whiskey-Stimme. Teddy gehorchte. Er drehte den Baß herunter und die Höhen auf. Er wickelte seinen großen Brustkorb um das Lenkrad, lenkte mit den Schultern und trommelte mit seinen großen Pfoten den Takt.
    Er fuhr auf den Auspuff eines neuen japanischen Kompaktwagens auf.
    Der Fahrer wechselte die Spur.
    »Japsen-fahrender Versager!« Teddy machte ein V-Zeichen durch das Sonnendach. Einen schönen Tag für Sie.
    Das Polizeimotorrad scherte hinter Teddy ein. Verstärkung war unterwegs. Ein Polizeiauto fuhr schon zwei Meilen voraus. Man konnte ja nicht wissen. Dieser Typ könnte leicht langsamer werden, lammfromm und sanftmütig, oder er könnte auf Streit aus sein. Die Fahndungsmeldung sagte, daß er gerade einem Mädchen eine Kugel in den Kopf geschossen hatte. Das Motorrad beschloß, den Freeway zu räumen.
    Teddy konzentrierte sich auf die amerikanische Limousine vor sich und schätzte den Fahrer ab. Männlich, in den Vierzigern, kurzes Haar, weißes Hemd, dunkle Krawatte, fuhr mit der linken Hand in der Zwölf-Uhr-Position am Lenkrad, legte den linken Arm lässig auf den Beifahrersitz. In einem Tassenhalter aus Plastik, der am Beifahrerfenster hing, steckte ein übergroßer Kaffeebehälter aus Styropor. Unterhalb des Rückfensters waren kleine Schachteln verstreut.
    Teddy erlebte das Wiedererkennen. Warenproben. Die Schachteln waren Proben. Er war Vertreter. Ein bescheuerter Vertreter, der einen bescheuerten Firmenwagen fuhr.
    Teddy setzte die Lichthupe ein. »Von der Straße, du Hausierer!«
    Der Mann hob müde die Hand, zeigte einen gewaltigen Vogel, ließ dann den Arm wieder auf den Beifahrersitz fallen. Es war ein langer Tag gewesen.
    Teddy setzte immer wieder die Lichthupe ein, ließ dann das Fernlicht eingeschaltet.
    Der Mann hob langsam den ruhenden Arm und stellte den Rückspiegel auf blendfrei, so daß das grelle Licht der Scheinwerfer nach oben an die Wagendecke abgelenkt wurde. Er stellte einen anderen Sender ein und hielt die Geschwindigkeit gleichbleibend bei hundert Kilometer die Stunde, die linke Hand auf der Zwölf-Uhr-Position.
    Der Waffe seines Fernlichts beraubt, konnte Teddy nur noch dichter auffahren.
    Fünf Meilen hinter Teddy fingen zwei Polizisten auf Motorrädern an, den Verkehr zu verlangsamen, indem sie in Schlangenlinien über alle Spuren fuhren. Das Polizeiauto zwei Meilen weiter vorn war bereit. Das Motorrad, das Teddy folgte, entschied, daß der Zeitpunkt gekommen war. Es ließ die Sirene einmal aufheulen.
    Teddy hörte es nicht. Er konzentrierte sich auf die gummiverkleidete Stoßstange der amerikanischen Limousine. Er war nur noch gut einen Zentimeter entfernt. Das war ein Kunststück, bei dem Nerven, Geschicklichkeit und Zeitgefühl erforderlich waren, und Teddy war König. Der Arm des Vertreters verließ den Beifahrersitz nicht. Er wußte es besser. Der Yuppie würde sein feines deutsches Auto nicht an einem billigen Firmenauto beschädigen. Das teure Auto bedeutete gleichzeitig auch Schwäche.
    Der Motorrad-Polizist richtete seinen Scheinwerfer auf Teddy und ließ die

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