Konfetti im Regen
zwischen ihre und hielt sie fest. »Johnny, was ist passiert? Wo ist Iris?« Sie sah sich mit nervösen Bewegungen im Zimmer um.
Somers wußte keine gute Antwort.
Mrs. Thorne ging in die Küche, die Hand auf die Lippen gepreßt.
»Was ist hier passiert? Ihr ganzes Geschirr und Kristall. Gott. Ich wußte, daß irgendwas nicht stimmte. Ich wußte es einfach. Wo ist sie, Johnny? Geht es ihr gut?«
»Sie ist bei ihrem Freund, Steve Grant.«
»Ach. Der Segler. Naja, solange es ihr gut geht.« |
Somers’ Gesicht brannte bei dieser Lüge.
»Was machst du hier, Johnny?«
Er wußte auch darauf keine Antwort.
»Mrs. Thorne, ich denke, Sie sollten nach Hause gehen. Ich sorge dafür, daß Iris anruft, sobald sie kann.«
»Sie steckt in Schwierigkeiten, nicht? Was ist passiert?«
Ihre Hände auf den Lippen zitterten.
»Es geht Iris gut, Mrs. Thorne. Ich habe sie gerade gesehen. Lassen Sie sich von mir zu Ihrem Auto bringen. Machen Sie sich keine Sorgen, ja?«
»Ich fühle mich wohler, wenn ich weiß, daß du auf sie aufpaßt, Johnny.«
Somers schickte Mrs. Thorne nach Hause und stieg in sein Auto. Sie fühlte sich wohler. Leute sollten sich wohler fühlen, wenn er da war. Er beschützte Menschen und diente ihnen und gab ihnen ein Gefühl der Sicherheit. Das war der Auftrag seines Jobs. Die Leute wußten nicht, daß er manchmal nur so tat, daß er manchmal das Gefühl der Hilflosigkeit im Bauch versteckte. Auch das schien sich in letzter Zeit aus seinem Job zu ergeben.
Die Leinenhalterungen der Segelboote klapperten in der leichten Brise der Marina gegen Aluminiummasten. Der Wind trug den Klang wie schwache Kirchenglocken über das Wasser. Gelächter und Musik und das Klickern von Eiswürfeln in Gläsern kamen von den Balkons der Apartmenthäuser am Rande der Marina, wo Mieter teuer bezahlten, damit sie einen Blick auf die Boote hatten und diese Seefahrtsgeräusche hören und nahe am Rand der Welt schlafen konnten.
Somers öffnete die Pforte, die zu Slip 89 führte, und ging den Anleger hinunter, wobei seine schweren Schuhsohlen auf den Holzplanken widerhallten. Ein Licht brannte in der Kabine der »Sympa«. Somers ging über den Holzsteg, den sein Gewicht im Wasser schwanken ließ. Er hatte schon immer ein ungutes Gefühl gehabt, wenn er den festen Boden verließ.
Es gab nichts, wo er anklopfen oder sich anmelden konnte, daher rief er: »Hallo, Steve Grant?«
Steve steckte den Kopf aus der offenen Kabinentür. »Hallo? Oh. John Somers, stimmt’s?« Ohne sie zu berühren, wuchtete Steve sich über die steilen Stufen zur Kabine hoch und betrat das Deck. Er war barfuß und trug rote Joggingshorts und einen fettverschmierten Pullunder.
»Kommen Sie an Bord. Aber ziehen Sie sich die Schuhe aus. Diese Sohlen beschädigen das Deck.«
Somers zog Schuhe und Strümpfe aus und fühlte sich mit bloßen Füßen und mit Anzug und Krawatte nackt. Er griff nach den Stangen auf beiden Seiten zwischen den Rettungsleinen und hievte ein Bein über die Seite. Das Boot neigte sich ein wenig unter seinem Gewicht, und Somers streckte die Hand aus, um Halt zu suchen. Steve streckte seine Hand aus. Somers spürte die Festigkeit von Steves Griff und die harte Haut seiner Handfläche. Steves Hand fühlte sich an, als hätte es nie einen hilflosen Augenblick in seinem Leben gegeben.
Somers zog das ändere Bein nach und stand breitbeinig und barfuß an Deck.
»Es ist Jahre her, daß ich auf einem Boot gewesen bin.«
»Sie werden Ihre Seemannsbeine schon finden. Kommen Sie nach unten. Ich habe gerade Kaffee gemacht.« Steve sprang die Stufen hinunter, und Somers folgte ihm. Die Oberfläche des Decks fühlte sich unter seinen nackten Füßen kalt und feucht und fremd an.
Die Kabine war groß und bequem. Die Regale rundherum an den Wänden waren vollgepackt mit getrockneten Lebensmitteln und Konserven. Jedes Regal hatte unten einen fünf Zentimeter hohen Rand, damit der Inhalt nicht herunterrutschte, wenn das Schiff schwankte. Obst schaukelte in einem Netz, das über der Kombüse hing. Gerahmte Seelandschaften in Bleistift und Tinte waren an den Wänden aufgehängt. Aufgerollte Pläne und Karten lagen auf den Bänken mit den Kissen. Auf einem Holztisch, der von der Wand abgezogen war, war eine Karte ausgebreitet. Ein Winkelmesser, ein Bleistift und ein Lineal hielten die Karte auf einer Seite fest, eine gelbe Bierflasche, mit Wasser und einer frischen Rosenknospe gefüllt, hielt die andere Seite fest. Der Tisch war beleuchtet von einer
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