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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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Seitenblick auf die Straßenschilder, suchte nach der Cat Canyon Road, an der sie links abbiegen sollte, nachdem sie die Kreuzung von Old und New Topanga Canyon Boulevard passiert hatte. Autos und Motorräder hasteten über kurvige Straße, die das trockene San Fernando Valley im Osten mit Malibu hinter den Hügeln und jenseits des Canyon im Westen verband. An der Canyonstraße lagen Western-Läden, nach Patschuli und Gewürznelken duftende Restaurants mit Gesundheitskost, gemütliche italienische Restaurants mit baumelnden Chianti-Flaschen, irre Rock-and-Roll-Schuppen mit davor geparkten Harleys, Ateliers mit Holzarbeiten, vollgestopft mit Pelikan- und Delphinskulpturen, und Mode-Boutiquen, in denen bunte Krawatten auf wunderbare Weise wieder modisch waren. Leute verkauften Obst und Gemüse an Straßenständen und Teppiche und gerahmte Bilder und Shorts aus den Kofferräumen von Autos.
    Die Mitte des Canyons war weit entfernt von allem — weit entfernt von dem Freeway, den Flanierstraßen, dem Strand. Teile davon waren bewaldet und von Bächen durchzogen, Heimat für Kojoten, die nachts herumstreunten und sich unvorsichtige Hauskatzen holten, Heimat für Hirsche und Rehe, einige wenige Berglöwen, Schildkröten und Stinktiere und Schlangen. Heimat für Leute, die Landluft in L.A. suchten. Heimat für die Überbleibsel der Gegenkultur.
    Iris fand die Cat Canyon Road und bog ab, überquerte eine Holzbrücke über einen schmalen Bach, der durch die Dürre ausgetrocknet war. Sie fand die Withered Canyon Road zum zweiten Abbiegen und wand sich immer weiter nach oben. Das Pflaster hörte auf und wurde zu Staub, von Steinen durchsetzt. Sie folgte der Straße bis ans Ende und parkte auf einer nicht gepflasterten Lichtung, die den Blick auf die sommerlich braunen Santa Monica Mountains und den blauen Pazifik freigab. Die Verwerfungslinie unterhalb der Berge hatte die Erde so „ aufgeworfen und gefaltet, daß die braunen Hügel wie eine Bettdecke nach einer unruhigen Nacht aussahen.
    Unten an der Straße hatten Anwohner Holzbretter mit aufgemalten oder eingeschnitzten Namen an einen Pfosten genagelt. Baufällige Fachwerkhäuser mit selbstgemachten farbigen Glasfenstern, Mobiles aus Metallröhren und Hunden, die auf Betten von abgefallenen Tannennadeln schliefen, standen neben neueren Bauten aus Zement und grünlichen Glasbausteinen oder dunklem Holz und Rauchglas, die aussahen wie Ausstellungsstücke in einer Zeitschrift für architektonisches Design. »Der feine Stil für ein Plätzchen am Rande der Wildnis.«
    Iris ging die Straße hinauf, die immer steiler wurde, und die Absätze ihrer Pumps rutschten auf dem Kies und bohrten kleine, runde Löcher in den Schmutz. Sie balancierte auf einem Fuß und griff nach dem anderen, um den Schaden an ihren teuren Schuhen zu überprüfen. Oben auf dem Hügel sah sie einen Stahlbriefkasten an einem Pfosten, bemalt mit John Somers’ Hausnummer und ein paar schlichten Gänseblümchen. Sie kletterte einen gepflegten Pfad hinauf, der gesäumt war von kräftigen, im Frühling blühenden Bodengewächsen und von Felsbrocken, und als sie den Kamm des Hügels erreicht hatte, sah sie schließlich das Haus. Es klebte am Hang, war den Hügel hinunter in mehreren Etagen gebaut und bestand aus Holz, das so gestrichen war, daß es wie Redwood aussah.
    Iris klingelte. Keine Antwort. Sie faßte die Tür an. Sie war offen.
    »Hallo?«
    Ein muskulöser weißer Bullterrier schoß bellend durch die Tür. Iris stand still. Sie beobachtete den Hund, und der Hund beobachtete sie mit einem blauen und einem braunen Auge. Er knurrte.
    »Barty, aufhören.«
    Das Mädchen folgte dem Hund durch die Tür. Sie war in dem unbestimmbaren Alter eines heranwachsenden Mädchens, irgendwo zwischen elf und fünfzehn, und fast so groß wie Iris, schlank und gebräunt, mit Kurven, die fehl am Platz wirkten, da die Puppen kaum beiseite gelegt waren. Sie trug ausgebeulte, knielange Shorts, ein übergroßes T-Shirt mit aufgerollten Ärmeln, regenbogenfarbene Gummisandalen und mehrere ausgefranste, schmutzige Freundschaftsbänder um das Handgelenk. Ihre Fingernägel und Zehennägel waren mit arg abgesplittertem rosa Nagellack bemalt, ein Versuch zu Glamour, ohne die Disziplin, ihn zu erhalten. Sie hatte langes, dickes, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenes Haar von Somers’ rotbrauner Farbe.
    »Du bist Iris«, stellte sie fest.
    »Ja«, sagte Iris und fühlte sich nicht willkommen. »Bist du Johns Tochter?«
    »Hat er dir

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