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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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dem Ball. Sie stützte ihr Gewicht auf seiner Handfläche ab und beugte sich vor, um den verirrten Schuh wieder über den Fuß zu ziehen.
    John Somers blickte auf die Hand mit den langen Knochen, die quer auf seiner Handfläche lag, betrachtete die schmalen Perlmuttnägel, spürte die Wärme, die seine Haut durchdrang, und gab sich einer schönen Erinnerung hin. Ihre Hände und Füße waren immer warm.
    »Tut mir leid. Ich bin ein Trampel.«
    »Na ja. Du bist nicht dafür angezogen, im Dreck herumzukriechen.«
    »Ich wollte mich umziehen, aber ich hatte was zu tun, und da wurde die Zeit knapp.«
    Sie stand auf beiden Füßen und ließ die Hand von seiner Handfläche gleiten. Er schloß seine Hand, als wollte er ihre Berührung festhalten. Sie ging zurück auf den Rasen.
    »Diese Tomatenpflanzen erinnern mich an meinen Vater«, sagte sie.
    »Er war meine Inspiration.«
    »Im Ernst?«
    John Somers ging auf dem weichen Boden in die Hocke, griff nach einer Tomate am Stock und drehte sie in seiner Hand, bis sie sich löste.
    »Kernlose Fleischtomaten. Draußen in eurem Garten hinter dem Haus, ging mit einer Handpumpe herum, besprühte sie mit Gott weiß was. Trug irgendwelche Würmer, die er fand, in der Hand herum, klimperte mit ihnen wie mit Münzen. Wie geht es ihm?« Iris sah auf Somers’ Rückenlinie unter seinem Hemd, das spannte und in Jeans steckte, die seine muskulösen Hüften und Schenkel erkennen ließen. »Verrückt wie immer.«
    »Wir haben vergessen, Wein einzuschenken.«
    »Das kann ich machen.«
    »Du hast nie was getrunken«, sagte Somers.
    »Du hast nie eine Tochter gehabt.«
    Er verließ den Garten und hielt die Tomaten vor der Brust fest. Er sah sie an und lachte. »Ja.«
    Iris nahm eine der Tomaten, hielt sie sich unter die Nase und atmete die reife Süße ein. Ein Stück des Stiels mit Blättern war noch dran. Sie drückte die Blätter an ihre Nase und atmete den durchdringenden Duft des Grüns ein. »Junge. Das bringt Erinnerungen zurück. »So was gibt es nur einmal. Es fühlt sich an wie Juli, und ich stehe in Shorts und barfuß in meinem Garten hinter dem Haus. Lustig, nicht? Jahre vergehen, aber etwas bleibt hängen. Etwas hat Bestand.«
    »Der Duft von Tomaten?«
    »Na ja, der, und ich fühle mich wohl hier.«
    »Das freut mich.« Er hielt die Tomaten in den Armen. »Es tut mir leid, wenn ich dich neulich geärgert habe.«
    Iris zuckte mit den Achseln. »Vergiß es. Laß uns nicht drüber reden. Ich habe nicht gesehen, wie Alley eine ganze Stunde lang auf dem Bürgersteig lag.«
    »Einverstanden. Da wir vom Sich-wohl-Fühlen reden, du paßt vermutlich in irgendwas von Chloe hinein.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich glaube nicht, daß sie möchte, daß ich ihre Sachen trage.«
    »Ich glaube nicht, daß es ihr was ausmacht.«
    »Ich will nicht, daß sie meine Sachen trägt.« Die Blätter des alten Pfirsichbaums raschelten, Chloe bog einen Ast zurück, trat auf einen tieferen, griff ihn mit beiden Händen und schwang sich dann auf den Boden.
    »Chloe, bist du die ganze Zeit da oben gewesen?« fragte Somers.
    »Ich sitz’ da immer. Das ist mein Platz.«
    »Du hättest uns sagen sollen, daß du da bist.«
    »Ich hab’ nicht gelauscht.«
    »Ist gut. Bitte, bring diese Tomaten in die Küche.«
    »Ich will nicht, daß sie meine Sachen trägt.«
    »John, ich hab ein paar Joggingklamotten, Shorts, Tennisschuhe und ein T-Shirt, in meinem Auto«, sagte Iris. »Ich lauf’ mit den Tomaten zum Haus und zieh’ mich um.«

    Iris Thorne trug ihr schwarzes Kostüm und die Seidenbluse zusammengefaltet über dem Arm und ließ die Pumps von den Fingern baumeln. Sie schaute aus dem Fenster des schwarzweiß im Schachbrettmuster gekachelten Badezimmers und sah, wie John Somers und Chloe über die Karotten gebeugt waren und sie aus dem Boden zogen.
    Iris legte das Kleiderbündel auf eine Couch im Wohnzimmer und wanderte mit auf dem Rücken verschränkten Händen herum, um sich die vollgestopften Bücherregale anzusehen. Da stand das gerahmte Foto eines John Somers mit ordentlichem Haarschnitt, auf dem er in einer mitternachtsblauen Uniform der Polizei von Los Angeles sehr offiziell aussah, und da war ein neueres von Somers und Lewin und einigen anderen Männern in Smokings. Die Hochzeit von irgend jemand. Dann gab es da Fotos von Chloe. Lachende Schulporträts, als Baby in den Armen eines rotbärtigen, kraushaarigen John Somers, in einem Partykleid vor der Eingangstür dieses Hauses mit mehreren anderen

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