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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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helle, schöne Stimme, und Errki hatte in tiefem Ernst gesprochen. Errki legte den Kopf schräg und lauschte auf Nestors Flüstern. Der Vorschlag kam ihm bekannt vor. Es war ein Spiel, das sie in der Anstalt spielten. In der Gruppentherapie.
    »Ich fange an«, sagte er.
    Morgan lächelte, erleichtert angesichts dieser ganz normalen Forderung.
    »Aber es gilt auch für dich, ja? Wenn ich ehrlich antworte, darf ich dich fragen, und du mußt mir eine ehrliche Antwort geben.«
    Errki stimmte zu, indem er Morgans Blick erwiderte.
    »Was willst du jetzt machen?« fragte er und hörte zugleich aus der Kellertiefe her Nestors leises Lachen.
    Morgan runzelte die Stirn. Er schielte zu dem Schwarzgekleideten hinüber und leckte sich die Lippen.
    Was willst du jetzt machen? Das war eine unerwartete Frage. Aber er konnte sich ja einfach eine Antwort ausdenken, dieser Verrückte würde sowieso nichts damit anfangen können. Andererseits durften sie nicht lächeln. Vor diesen leuchtenden Augen zu lächeln erschien ihm allerdings auch unmöglich. Auf irgendeine Weise fühlte er sich schrecklich allein. Was willst du jetzt machen? Verdammt, das wußte er nicht. Da saß er nun mit einer Tasche voll Geld und einem unbegreiflichen Trottel. Er zögerte und zuckte mit den Schultern.
    »Ich warte auf die Dunkelheit.«
    Warte auf die Dunkelheit. Nestor verzog die Lippen zu etwas, das Ähnlichkeit mit einem Lächeln hatte. Nun sag es schon, Errki. Sorg dafür, daß dem Kerl die Augen aufgehen.
    »Es wird nicht dunkel«, sagte Errki. »Jetzt, mitten im Sommer.«
    »Ich bin doch kein Idiot«, fauchte Morgan.
    O doch, genau das ist er, wieherte Nestor und schaukelte hin und her wie ein durchgedrehtes altes Weib.
    »Zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens ist es nahezu stockdunkel. Wenn es soweit ist, sehen wir weiter.«
    Er klang wieder bedrohlich, und die Trommeln waren völlig aus dem Takt geraten.
    »Jetzt bin ich dran. Was fehlt dir eigentlich?«
    Errki spreizte die Finger. Und diesen Anblick fand Morgan ekelhaft. Wenn dieser Dussel nicht so oft die Finger gespreizt und mit dem Kopf gewackelt hätte, wäre er fast erträglich gewesen.
    Eine ehrliche Antwort, dachte Errki. Was fehlt mir? Ein kalter Windhauch wirbelte den grauen Kellerstaub hoch. Nestor knurrte leise. Was fehlt mir? Er schlug die Augen nieder. Im Gras, dicht bei seinen Füßen, war ein blutroter Fleck zu sehen. Der Fleck breitete sich aus, wurde langsam größer. Wenn er den Fuß einen Zentimeter weiter setzte, würde das Blut seinen Turnschuh färben.
    »Na? Kommt bald eine Antwort?« Morgan starrte ihn wütend an. »Wir hatten eine Abmachung. Was fehlt dir? Ehrliche Antwort. Na los.«
    Errki saß wie angewachsen da und starrte seine Füße an.
    »Ich will fair sein«, sagte Morgan. »Anders als du, du bist eben nicht ganz normal. Ich stelle dir eine andere Frage. Aber wenn du die auch nicht beantwortest, bin ich ernsthaft sauer.«
    Er starrte Errki an, um den Ernst der Lage deutlich zu machen.
    »Du bist so verdammt schnell den Hang hoch gelaufen, so was habe ich noch nie gesehen. Kennst du dich hier oben aus?«
    »Ja«, sagte Errki und blickte auf. Er hielt seine Füße ganz still.
    Morgans Interesse war geweckt. »Du kennst dich richtig gut hier aus? Dann weißt du vielleicht eine Stelle, wo wir auf den Abend warten können? Vielleicht könnten wir uns eine Hütte aus Tannenzweigen bauen, was meinst du?«
    Jetzt waren Errki gleich zwei Fragen gestellt worden. Er zögerte ein wenig und ärgerte sich über die Unklarheit des anderen. Richtig gut auskennen. Hütte aus Tannenzweigen.
    »Ja«, sagte er und sah sich den Blutfleck genauer an. Einige Insekten fühlten sich davon angezogen, krabbelten darauf herum und genossen das Festmahl.
    »Du kennst dich also richtig gut aus, und ja, wir bauen uns eine Hütte aus Tannenzweigen«, sagte Morgan zufrieden. »Alles klar. Du baust die Hütte. Ich halte den Revolver. Außerdem kann ich diesen Stechkram hier nicht vertragen.«
    Träge zeigte er auf den untersten Zweig einer Tanne. Errki starrte die Waffe an, die dreißig Zentimeter von seinen Füßen entfernt im Gras lag.
    »Jetzt erzähl schon den Rest«, sagte Morgan. »Wie gut hast du Einzelheiten im Blick? Wenn du mich identifizieren solltest, zum Beispiel für die Bullerei. Nicht, daß es soweit kommen wird, aber einfach so, aus Jux. Wie würdest du mich beschreiben?«
    Errki flüsterte: »Ich bin dran.«
    »Entschuldigung, du hast recht. Schieß los.«
    Morgan leckte am

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