Kontaktversuche
nehmen… Mochte er nur ewig so weitermachen!) »Laß lieber die Finger davon und rühr nichts an, sonst bringst du noch alles restlos durcheinander! In der letzten Zeit kriegst du solche Sachen gut hin? Ich sehe noch vor mir, wie du neulich den Motorroller repariert hast, ha-ha-ha! Also los, geh wieder an deine Arbeit!«
Leb wohl, Vater! Für dich werde ich wohl immer der ungeschickte, zerstreute Sohn bleiben… Niemals werde ich dir von meinen technischen Kunststücken erzählen, niemals wirst du auf meine Heldentat stolz sein, niemals sollst du von meinem Entsetzen und meinem Triumph auf dem Triton erfahren. Niemals… Was aber… Zum Teufel! Auch ein Mann kann weinen, wenn er etwas sehr Kostbares verliert, nicht wahr?
Aber ich nicht.
Ich konnte das nicht. Ich hatte alles verloren.
Hoffnungslos, voller Verzweiflung drehte ich die Scheibe. Sollte das mein letztes Wiedersehen mit dem Vater gewesen sein? (Er hatte nicht an ihm gezweifelt, das war klar.) Sollte ich mich tatsächlich so von allen verabschieden? Nein, noch war nicht alles verloren!
Bevor ich meinen Sohn anrief, schwankte ich lange – von dem Kind konnte ich nicht verlangen, daß es schwieg –, wenn er nun plötzlich etwas ahnte! Zu guter Letzt beschloß ich, nur sein Erscheinen abzuwarten und ohne mich einzuschalten, die Verbindung abzubrechen.
Das Signal »Videoaufzeichnung« wurde sichtbar, und da nach erschien mein Sohn – in einer Bandaufnahme – auf dem Bildschirm und sagte: »Liebe Freunde, ich gehe zum Training. Nachmittags bin ich am Bärensee. Jetzt ist es zehn Uhr.«
Der Bildschirm erlosch. Eine Weile stand ich reglos da, dann wählte ich dieselbe Nummer noch einmal. Alles wiederholte sich. Ich stand da und zerbrach mir fieberhaft den Kopf über die Worte meines Sohnes. Im Bärensee hatte ich das Unterwasserhaus – mein Geschenk für ihn – versteckt… Es war doch nicht möglich… Nein, das konnte nicht sein! Was aber sollte er sonst, so weit von hier entfernt, dort tun?
Wahrscheinlich hatte er ihm bereits das Haus geschenkt, das Haus, das ich gekauft und aufgestellt hatte! Ja! Ich wollte die Nummer noch einmal wählen.
»Laß!« Martin hielt mich sanft zurück. Er hatte bis jetzt keinen Ton gesagt. »Du quälst dich nur…Willst du nicht deine Mutter…«
»Nein, sie kann ich nicht anrufen.«
Gewöhnlich war Martin feinfühliger.
Ich hatte Ala so lange nicht gesehen… Ich wußte nicht, daß sie ihr Haar wieder kurz trug, wie es in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts modern gewesen war. Ihre spöttischen grünen Augen unter den langen, verstärkten Wimpern versetzten mich um drei Jahre zurück, zu dem großen Karneval am Schwarzen Berg, wo ich sie kaum erkannt hatte.
»Grüß’ dich, mein Lieber.« Ihre Stimme ließ mich auffahren. »Du siehst mich ja an, als ob…«
»Ich habe dich so lange nicht gesehen!«
»So kommt’s mir auch vor.«
»Bist du allein?«
»Nicht ganz.«
»Ich wünschte, du wärst allein.«
»Eine Liebeserklärung?« Trotzdem verbarg sich hinter ihrem Lachen eine gewisse Unruhe, das spürte ich.
»Es wäre wirklich besser, wir könnten uns irgendwo treffen… allein…«
»Sprich ruhig – es ist keiner hier.«
»Weißt du, mir kommt es vor, als wäre zwischen uns nicht alles in Ordnung. Irgend etwas geht in mir vor – ich ändere mich, entferne mich irgendwie… Auch in sexueller Hinsicht – du hast das doch sicherlich bemerkt?«
»Unsinn! Ist dir das jetzt eingefallen?«
»Nein, nein, denk mal nach! Die Vormittagsstunden sind gut geeignet für eine nüchterne Analyse. Du kannst doch nicht abstreiten, daß ich seit einiger Zeit – vielleicht seit meiner Rückkehr aus dem Kosmos – irgendwie anders als früher mit dir zusammen bin… und daß du – daß du nicht glücklich bist.«
»Nun hör aber auf, Peter! Mit dir stimmt heute wirklich etwas nicht! Was sind das für Dummheiten – bin ich verändert, bin ich gut! Nun mach mal ‘nen Punkt! Mir ist nichts Besonderes aufgefallen. Reden wir lieber von was anderem – und schlag dir diese Gedanken aus dem Kopf, hörst du? Überlegen wir lieber, wohin wir nächste Woche fahren – vielleicht steigen wir noch einmal in deine schreckliche Bärenhöhle hinab, was meinst du? Sie ist wirklich unvergeßlich. Warum du sie mir nur so, lange verschwiegen hast…«
Ich traute meinen Ohren nicht. Sollte etwa… Ala war mit ihm dort unten gewesen…
»Was hast du gesagt?« fragte ich erschrocken.
»Was meinst du?« fragte sie erstaunt zurück. »Den Besuch in
Weitere Kostenlose Bücher