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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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Teufel!«
Ich warf einen Blick zu der durchsichtigen Wand, hinter der
sich die andere Hälfte meines Zimmers befand, und sah Martin Blind vor mir – bei ihm hatte ich einst Vorlesungen über Geo
logie gehört.
»Martin!« Ich sprang auf. Das war das erste bekannte Gesicht, das ich zu sehen bekam. »Warst du es etwa, den die
Wachhabenden der Station erwarteten?«
Blind nahm eine wichtige Kontrollposition im Kosmischen
Rat ein.
»Ja, das war ich«, meinte er lächelnd. »Doktor Shukowski ist
auch mitgekommen; ich zog es jedoch vor, dich allein zu sprechen. Leider hindert mich diese Wand vorläufig noch daran, dir
die Hand zu drücken. Du mußt dich noch ein wenig gedulden…«
»Ach, Martin, wenn du wüßtest, was ich dir alles zu erzählen
habe…«
»Ich weiß, Peter, ich weiß, deshalb bin ich ja hier. Ich brenne
vor Ungeduld, alles zu hören, aber zuerst muß ich dir sagen,
daß du ein Held bist, Peter, ein richtiger Held!«
Ein angenehmer Schauer lief über meinen Körper, und wahrscheinlich errötete ich leicht. Ja, ich war durchaus der Meinung, daß Martins Worte zutrafen!
»Um dir die Wahrheit zu sagen«, fuhr Blind fort, »hatten wir
euch schon abgeschrieben! Das kann uns auch keiner verdenken – nach der Explosion in der Rakete gab es keinerlei Anzeichen dafür, daß ihr noch am Leben wart: Wir empfingen weder
Funkzeichen, noch kamt ihr zurück. Nun sag schon, was ist
eigentlich passiert?«
»Das ist alles sehr einfach und zugleich furchtbar.« Die
durchsichtige Wand war auch durchlässig für Töne. »Die
Ursache der Explosion ist mir bis heute noch unklar. Es geschah gleich nach unserer Landung – ich hatte Glück, weil ich
aus dem Raumschiff ausgestiegen war. Die anderen aber trugen
keinen Raumanzug – du kannst dir denken, was passierte.
Beschädigt waren das Funk- und Fernsehsystem, die Verkleidung und teilweise auch die Elektroinstallation und die Triebwerke. Als mir das alles klargeworden war, setzte ich mich auf
einen Stein und war zwei Stunden lang unfähig, mich von der
Stella zu rühren…«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Zum Glück war die Pilotenkabine unversehrt geblieben, und
so ließ ich mich dort nieder. Ich verschlang alles, was ich an
einschlägiger Literatur an Bord fand, und schlief mich aus. Das
ist alles. Das Weitere wird dir klar sein – ergeben konnte ich
mich nun nicht mehr. Einen ganzen Monat lang habe ich gerackert und mich bemüht, nicht an den Triton zu denken, und
schließlich bin ich gestartet. Frag mich nicht, wie ich es geschafft habe – ich sage dir nur, daß ich die ganze Zeit auf die
Handsteuerung angewiesen war.«
»Tja-a.« Martin rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her
und suchte nach seinen Zigaretten. »Dir kann ich leider keine
anbieten, aber ich stecke mir eine an… Hm…«
Etwas an seinem Ton beunruhigte mich. Ich kannte Martin
gut genug, um zu spüren, daß ihn etwas bedrückte. Vielleicht
hatte er persönliche Unannehmlichkeiten?
»Martin, ich würde zu gern mit meinen Leuten sprechen und
zur Erde fliegen…«
Er seufzte auf und sah mir dann ernst in die Augen. Das Mitleid, das ich in seinem Blick wahrnahm, erschreckte mich. »Auch Helden werden müde, Peter, aber du mußt noch ein
wenig aushalten… Noch einen Schlag…«
»Was sagst du da?« Unwillkürlich sprang ich auf. »Was für
einen Schlag? Sprich endlich… Ist Ala etwas passiert?« »Nein…«
»Unseren dort, der Erde?«
»Nein, nein, nein. Keinem ist etwas passiert… außer dir. Du
mußt das verstehen. Wenn jemand auf dem Triton verlorengeht
und sich nach der Explosion der Rakete weder meldet noch zurückkehrt, dann drängt sich doch die Schlußfolgerung auf, daß ein Unglück passiert und er tot ist. Und wer umkommt, wird natürlich neu erschaffen… und kehrt zu seiner Familie
zurück… Auf der Erde hat sich nichts verändert…« »Ich… ich bin…«
»Du, Claude, Andrej und auch Glas. Das Furchtbare ist, daß
du zurückkehrst.«
Wir wagten einander nicht anzusehen. Ein Strahl des auf den
Tisch fallenden Lichts blendete mich, trotzdem konnte ich
meinen Blick nicht abwenden. Ich spürte, wie eine Last auf
meine Schultern drückte, hatte aber nicht die Kraft, sie abzuwerfen. Es war tatsächlich etwas passiert… All das war
schrecklich unreal. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich
wirklich schon am Ziel angelangt war, denn das Gespräch mit
Martin kam mir wie ein Alptraum vor, ähnlich denen, die mich
in den letzten Monaten gequält hatten – am häufigsten träumte
ich, die

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