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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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ersten Boot saß Seelingen, im zweiten Eriksen und
Karlson. Der Fluß war nicht sehr breit, aber wider Erwarten
ziemlich tief. Seelingen suchte mit dem Ruder nach einer Stelle, wo sie
anlegen konnten.
    Da geschah das Unglück. Seelingen hatte sein
Boot schon am Ufer. Das andere, mit Eriksen und Karlson an Bord, fing
mit einemmal an zu schaukeln und legte sich zur Seite. Karlson wollte
aufstehen, er verlor jedoch das Gleichgewicht und stürzte, mit den
Armen rudernd, der Länge nach hin. Instinktiv streckte Eriksen die
Hände nach ihm aus, das Boot neigte sich noch mehr und füllte
sich mit Wasser. Gleich darauf wurde es von der Strömung
erfaßt und fortgetragen. Eriksen sprang ins Wasser. Karlson
zögerte, versuchte, das Boot mit dem Ruder aufzurichten. Als er
jedoch merkte, daß es nicht gelang, sprang auch er. Im selben
Augenblick rannte Seelingen, die Maschinenpistole im Anschlag, am
Strand entlang. Genau über Eriksen, der gerade das Ufer erreicht
hatte, prasselte die Feuergarbe hinweg. Eriksen machte einen
entsetzlichen Satz und stieß einen noch entsetzlicheren Fluch aus.
    »Bist du wahnsinnig geworden? Was soll die Verrücktheit?« schrie er außer sich.
Anstatt eine Antwort zu geben, wies Seelingen mit der Maschinenpistole
auf einen im Wasser treibenden Baumstamm. Karlson, der ebenfalls an
Land gesprungen war, sah sich nach dem Stamm um und wollte gerade etwas
sagen. Die Worte blieben ihm jedoch im Halse stecken. Das war kein
Stamm, sondern ein riesiger Alligator, der, als ihm die Beute entgangen
war, eine Kehrtwendung machte und mit der Strömung fortschwamm.
»Da haben Sie Schwein gehabt, der ist nämlich bissig«,
witzelte Seelingen. »Bleiben Sie hier. Ich will versuchen, das
Boot wieder flottzumachen.«
Vom Boot war jedoch keine Spur mehr zu entdecken. Sie fanden es weder
am nächsten Tag noch an den darauffolgenden. Allein der Verlust
des Bootes traf sie schon schwer, doch nun fehlte ihnen auch das
Funkgerät, so daß sie keine Möglichkeit mehr hatten,
Verbindung zur Station zu halten. Jetzt blieb ihnen nur die Hoffnung,
daß der Hubschrauber sie suchen würde.
Am Abend stand Eriksen lange gedankenverloren über seine Karte
gebeugt. Er maß die Entfernung, die bis zum Ziel geblieben war.
»Unsinnig, jetzt umzukehren«, sagte er. »Das
Funkgerät haben wir zwar eingebüßt, daran
läßt sich nichts ändern, bis zum Ziel ist es aber nicht
mehr allzuweit.«
Gegen Morgen setzten sie ihren Marsch fort. Und tatsächlich
lichtete sich mittags bereits der Wald. An zwei, drei Stellen
entdeckten sie von Menschen hinterlassene Spuren. Schließlich
kamen sie zu einem schmalen Pfad, der sie in ein Dorf führte.
Hinter den Bäumen ertönte Hundegebell und eine laute
menschliche Stimme. Der Pfad machte plötzlich einen Knick, und die
drei standen vor einem Dutzend weißgekalkter, schilfgedeckter
Hütten, vor denen nackte Kinder im Gras herumtollten. Kaum hatten
sie die Fremdlinge erblickt, als sie auch schon schreiend
auseinanderliefen. Ein paar Weiber kamen aus den Hütten
herbeigelaufen, versteckten sich aber gleich. Fünf, sechs
Männer näherten sich dem Pfad, zwei hielten ihre Bogen
schußbereit. Die übrigen trugen Bambusrohre und Köcher
mit Pfeilen.
Einer der Männer sprach sie in seiner indianischen Sprache an.
Seelingen antwortete und ging ihnen mit hocherhobenen Händen
entgegen, damit seine friedlichen Absichten bekundend. Erst da senkten
die Männer ihre Bogen.
Die nächsten beiden Tage verbrachten die drei im Dorf. Seelingen
versuchte beständig, etwas über die geheimnisvolle Pflanze
herauszubekommen, doch ohne Erfolg. Das einzige, was er erfuhr, war,
daß der Festtag des »Großen Mondes« bevorstand.
Daraufhin besprachen die drei ausgiebig die Lage.
»Völlig klar«, sagte Eriksen niedergeschlagen.
»Bleiben wir hier, werden sie danach trachten, alles vor uns
geheimzuhalten. Am besten, wir tun, als würden wir aufbrechen. Wir
werden zwei Tagesmärsche einlegen, unser Gepäck im Dschungel
lassen und unbemerkt hierher zurückkehren. Eine andere
Möglichkeit sehe ich nicht.«
Das war der einzig richtige Entschluß. Am nächsten Morgen
zogen die drei in den Dschungel, um ein paar Tage später
zurückzukommen und von fern das Treiben im Dorf zu beobachten. Sie
hielten die Augen offen und warteten auf den Abend, an dem…
»Es geht wieder los«, flüsterte Karlson.
    Seelingen stand auf, wischte ihm den Schweiß
von der Stirn und lauschte. Schon aus Gewohnheit. Ja, die Trommel wurde
wieder geschlagen, und

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