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Kontrollpunkt

Kontrollpunkt

Titel: Kontrollpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Albahari
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den Wangen, dem Kragen, den Manschetten, der Hose. Währenddessen lag Mladen im Sterben, ohne jede Hoffnung, diesen Angriff mit so vielen Messerstichen und Kopfwunden zu überleben. Er lag auf der Seite, hustete, spuckte Blut und fühlte sich hundeelend. Er dachte, er solle ein Schlusswort sprechen, aber das Knurren der Hunde wies darauf hin, dass sich mit dem Wechsel des Besitzers auch die Ansprüche geändert hatten, und so stieß er nur noch einen letzten zittrigen Seufzer aus, nach dem er fühlte, dass das Leben ihn verließ und er, Mladen, ab nun offiziell tot war. Es tut mir nicht leid, dachte Mladen mit dem letzten Rest seines Bewusstseins, er habe doch ein schönes Leben gehabt, er habe die Welt gesehen und … und … das sei es nun gewesen, das nenne man den Tod. Seht ihr, Kinder, sagte der Kommandant, warum man nicht der Kriminalität, den Drogen, dem ungeschützten Sex und dem langen Sitzen vor der Glotze frönen darf. Maßhalten und Bescheidenheit sind die zwei wichtigsten Tugenden, es genügt, sich an diese beiden zu halten, sie ersetzen geradezu alle anderen … Am Ende läuft alles darauf hinaus, dass die Befehlenden verschont bleiben und die einfachen Soldaten auf dem Opfertisch landen, junge Männer, die den Duft des wahren Lebens noch nicht genossen haben. Aus dem Augenwinkel sah der Kommandant, dass Mladens Körper zuckte, und er fürchtete, die Qual könne noch lange dauern. Mladens Augen waren immer noch geöffnet, der Kommandant versuchte sie zu schließen, aber das wollte ihm trotz größter Mühe nicht einmal mit Hilfe der Mitglieder der Bluesgruppe Dicksaft gelingen, die plötzlich auf dem Weg erschienen waren und, obwohl keiner sie darum gebeten hatte, von Haus zu Haus gingen und ihre handwerklichen Dienste, Kirchenkalender und Holzlöffel anboten. Mit ihren Hippieklamotten und den Kopftüchern auf ihren furchterregenden Haaren konnten sie den Kommandanten nicht hinters Licht führen, der überzeugt war, dass es sich um verkleidete Zeugen Jehovas handelte. All dies trug dazu bei, dass der Kommandant, milde ausgedrückt, nicht mehr sicher war, wo er sich befand. Wenn er doch noch auf dem Weg war, wieso hatte kein Fahrer nach ihm gesehen und sich gefragt, was der Mann dort tue und falls er auf jemanden warte, auf wen. Und wo waren die Verfolger geblieben? Hatten die Hunde sich vielleicht verirrt und sie in eine andere Richtung geführt? Dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke: Die Verfolger seien schon längst da und hockten in den Sträuchern um ihn herum. Den Hunden hätten sie natürlich befohlen, ruhig zu sein, und jetzt warteten sie nur noch darauf, dass der Kommandant seine Geschichte zu Ende erzählte, um ihn dann anzugreifen. Aber der Kommandant verlor keine Zeit. Er bückte sich und gab vor, einen Schnürsenkel binden zu wollen, doch in der Tat kam er so einer Maschinenpistole nahe, die auf dem Boden lag. Zuerst richtete er sich auf, dann warf er sich auf die Erde, ergriff die Maschinenpistole und begann kreuz und quer in die Gegend zu schießen. Während er schoss, rollte er nach rechts, zum Wegesrand, von wo er auf allen vieren zu einem noch dichteren Gestrüpp kroch. Hinter ihm, auf dem Weg, wo Mladens Körper lag, stolperten verwundete Soldaten, fielen tot um und fluchten, soweit sie noch am Leben waren. Er steckte die Hand in die Tasche und nahm eine Handvoll Tabletten, auf die ein Totenkopf geprägt war und die er um Mladens Körper herum auf den Weg streute. Es war das Hundegift, das bald wirken müsste. Und in der Tat, kurz darauf hörte man einen Hund winseln, dann noch einen und noch einen. Eine Weile heulten die drei Hunde, dann trat eine unangenehme Stille ein. Jetzt könne er weitergehen, dachte der Kommandant und robbte aus dem Gestrü pp hinaus. Um möglichst klein und unscheinbar zu sein, stellte er sich vor, er wäre ein Regenwurm oder eine Nacktschnecke, die sich um dornige Äste und Zweige schlängelt. Als er aus dem Dickicht raus war, sah er eine große Wiese oder vielmehr einen Hang, der mit dichtem Gras und anderem Grünzeug bewachsen war, was im ersten Augenblick wie ein Teppichboden aussah. Das erwies sich aber bald als eine Falle, denn seine Füße versanken im dichten Gras oder rutschten darauf aus, vor allem als der Boden abschüssiger wurde. Zum Glück störte das nicht nur ihn, sondern auch seine Verfolger, die im Bestreben, schnell zu sein, bei fast jedem Schritt fielen und bergab glitten. Sie befanden sich noch am Fuß des Abhangs, als der Kommandant

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