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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ihr Blick über die Schirme, noch immer gefesselt. „Chaim, sieh mal. Sieht so aus, als wäre außer uns noch etwas im Orbit.“
    „Ein anderes Schiff?“
    Sie nickte und deutete auf den Schirm.
    „Anzeichen von Energie?“ Er sah an ihr vorbei.
    „Nein …“
    „Hm.“ Abrupt ließ er sich wieder schweben. „Muß ein Überbleibsel sein; sieht nicht besonders vielversprechend aus. Wir können uns auch noch später darum kümmern und nachsehen, was davon übrig ist. Aber zuerst möchte ich diese Fabrik sehen!“
    Sie widersprach nicht.
     
    Sie brachte das Schiff so nahe an die Quelle der aufr e genden Computerausdrucke heran wie sie konnte, doch sie führte das komplizierte Manöver nur mit halber Ko n zentration durch. Sie durchliefen das Ritual des Anzi e hens und des Ausstiegs durch die Luftschleuse, auf eine weitere, unbekannte Welt, als durchliefen sie das alles zum erstenmal. Der Planetoid drehte sich sonnenwärts in einen neuen, flüchtigen Tag, und das Licht des fernen Himmels versilberte die geglättete Steinoberfläche des Dockgeländes, erleuchtete die schlanke Insektenform der Mutter hinter ihnen – und hob die schimmernde Fassade der Fabrik vor ihnen deutlich gegen den schwarzen Hi n tergrund des Alls ab. Sie schien aus dem Stein selbst zu wachsen, ein Eisberg, herausragend aus einer gefrorenen See, der größere Teil des Kraftwerks unter der Oberfl ä che verborgen. Wunderschön, inkongruent, gewaltig – defekt. Obwohl nicht vertraut mit der Form, erkannte sie doch den klaffenden, unnatürlichen Bruch an einer Seite. „Chaim, sieht aus, als wäre es getroffen worden.“
    „Ich weiß. Aber es ist keine Strahlung feststellbar.“ Er wiederholte die Bildschirmanzeige wie ein Gebet. „Der Reaktor muß intakt sein. Der allein ist ganz bestimmt ein Schiff wert, und außerdem … ach, das ist alles eine ga n ze Menge wert! Und schau dir die Waldos an, sie sind völlig unbeschädigt. Zu Hause kenne ich eine Fabrik, die allein dafür ein Vermögen zahlen würde.“
    Sie durchquerten die Distanz zum aufragenden Scha t ten der Fabrik mühelos, und ihre Körper schienen so leicht zu sein wie ihre Gedanken. Die Luftschleuse, die Zugang zu der Anlage gewährte, öffnete sich klaffend zu einem Schrei ewiger Pein, doch dieses Mal fühlte sie nichts von der morbiden Vorstellung, die sie beim let z tenmal heimgesucht hatte. Sie schritten in die geborstene Höhle der Fabrik hinein.
    Nahe dem Eingang fanden ihre Scheinwerfer den bre i ten Tunnelzugang, der ins Herz des Planetoiden hina b führte, wo vor dem Krieg Hunderte von Fabrikarbeitern gewohnt hatten. Sie gingen daran vorüber und betraten das Kraftwerk selbst. Dumpfe Illumination durchdrang das Innere der geborstenen Wand zu ihrer Rechten, lan g sam gewöhnten ihre Augen sich an die Lichtverhältnisse. Aufblickend sah Mythili Krane und einige unerklärliche Vorrichtungen, die wie Stalaktiten von der Decke hera b hingen und die schattigen Wände und Nischen zerfurc h ten, den Raum zu einem Labyrinth stummer Mysterien machend, das sie durchschwebten wie verlorene Seelen. „Weißt du, wohin wir gehen?“ fragte sie, plötzlich uns i cher. „Wonach suchen wir eigentlich?“
    Chaim nickte. „Mehr oder weniger. Ich hätte fast ei n mal an einem solchen Ort gearbeitet; man gab mir ei n führende Instruktionen. Ich möchte den Reaktor sehen, um abschätzen zu können, welches Ausmaß die Zerst ö rungen dort haben.“
    Mythili sah hinunter auf den Strahlungsmesser am Handgelenk ihres Anzugs. Er zeigte noch immer nichts an; sie folgte ihm, ohne weitere Fragen zu stellen, als er weiter vordrang, langsam und suchend. Das Licht wurde stärker, als sie sich dem gezackten Riß in der fragilen Außenhülle der Kuppel näherten. Sie begann sich zu fr a gen, wie ein Zusammenprall so nahe am Reaktor hatte stattfinden können, ohne auch nur das kleinste Leck zu verursachen.
    „Paß auf …“ Chaims Silhouette war zu sehen, als er die Überreste einer eingestürzten Mauer übersprang. Wie ein Tänzer folgte sie ihm über die unebene Oberfläche und sah, wie er sich durch einen Riß in einer höheren, schweren Wand scharf nach links wandte.
    Ein plötzlicher Schrei gellte in ihrem Helm, als er aus ihrer Sicht verschwand. Sie warf sich vorwärts, in einem einzigen, riesigen Sprung und noch einem, bis sie ihn wieder sehen konnte. Er bemühte sich, wieder dort auf die Beine zu kommen, wo er in einen weiteren Berg aus Schutt und Abfall gestürzt war. Und genau hinter ihm war

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