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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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nach oben, konnte sie aber nicht ausmachen. Ihre graue Gestalt paßte sich zu gut den Wolken an. Entlang der ganzen Linie der Brüder jedoch kreisten die Flüstervögel, die ihren Schlafplatz nun verlassen hatten, langsam hoch oben in der Luft.
    „Wird aber auch Zeit“, grummelte sie. „Der Boden ist kalt und naß, unbequem für unsere Art. Vom Schlamm jucken meine Zehen. Ich gehöre in die Luft; nur in der Luft fühle ich mich wohl. Endlich wird mein Blut warm.“
    Ihre Gedanken vibrierten in seinem Kopf. Jeder Bruder stand über einen Enzephalwellensender mit einem Flüstervogel in Verbindung, aufeinander eingestellte Geräte, die chirurgisch in die Schläfenlappen des Gehirns eingepflanzt worden sind und eine fast direkte Verbindung ermöglichten, die von der normalen Verzerrung frei war. Der Bruder und der Flüstervogel wurden Partner, die wie eine Einheit handelten. Jeder wußte, wo der andere war und was er tat. Zwei weitere Kanäle des Enzephalwellensenders wurden dazu verwandt, die Flüstervögel und die Brüder untereinander zu verbinden, so daß zwischen allen Brüdern und allen Flüstervögeln koordinierte Aktionen ermöglicht wurden. In weniger als einem Monat hatten sie die Zoanier auf ein paar verstreute Außenposten zurückgeworfen, und um diese Außenposten wurde nun die Schlinge zugezogen. Die Säuberung des Planeten würde bald abgeschlossen sein. Damit würde die Rache vollzogen sein.
    Ein Befehl durchlief die Reihen der Brüder. Die Zeit zum Vorrücken war gekommen. Jordan kletterte ungeschickt aus seinem Unterstand. Seine Bewegungen waren in der Kälte steif. Er konnte die anderen Brüder jetzt ausmachen: dunkle Gestalten, die sich durch Rauch und Nebel bewegten. Die Festung ragte massiv vor ihnen auf und zeichnete sich gegen den heller werdenden Himmel ab. Als Jordan durch den Schlamm stapfte und bei fast jedem Schritt ausrutschte, wurde ihm warm, und seine Muskeln und Gelenke erlangten ihre Beweglichkeit zurück.
    Der sterbende Zoanier lag vor mir und blutete aus einer Wunde in seiner Brust. Das war das erste Mal, daß ich einen von ihnen wirklich aus der Nähe gesehen hatte. Er war klein, vielleicht einen Meter groß, leicht gebaut und hatte dünne Knochen. Er war zwar deutlich humanoid, hatte sich aber wahrscheinlich aus einer kleineren Primatenart als wir Menschen entwickelt. Sein Gesicht war fein geschnitten, fast feminin, und hatte, ebenso wie sein Kopf, so gut wie keinen Haarwuchs. Seine Hände hatten fünf Finger. Seine Nase lag flach in seinem Gesicht. Sein Blut war rot. Er gestikulierte zu mir herüber. Ich beugte mich nahe zu ihm herab. Seine Gedanken drangen schwach in meinen Kopf ein. Ein natürlicher Telepath? Vielleicht. Sie hatten mehr Zeit dazu gehabt, übersinnliche Fähigkeiten zu entwickeln als wir. Er schickte mir ein Bild davon in das Bewußtsein, wie sich Tausende von Landungsbooten öffneten, aus denen identische Brüder kamen. Er machte sich also Gedanken über die Brüder. Ich entwarf ein Bild für ihn. Weiße Kreuze in geordneten Reihen, die sich bis in die Unendlichkeit erstreckten. Zwischen den Kreuzen leuchtendgrünes Gras. Dann ließ ich die Kreuze unscharf werden und verschwinden, bis nur ein einzelnes übrigblieb. Dann veränderte ich die Szenen in meinem Bewußtsein rasch, so daß nun Reihe um Reihe von blitzenden Inkubatoren erschienen. In jedem von ihnen zeigte ich ihm eine einzelne Zelle, dann die Teilung dieser Zelle, Wachstum, ein Fötus bildete sich, entwickelte sich und wuchs, in der Nährflüssigkeit versenkt, zur Reife heran. Ich vergrößerte die Gesichter, ließ sie unscharf, als würde man sie durch die Nährflüssigkeit sehen, gab ihnen aber genug Deutlichkeit, um ihn erkennen zu lassen, daß sie alle gleich waren, alle identisch, alle mit meinem Gesicht.
    Die Brüder rückten über das Moor auf die Festung hin vor. Über ihnen kreisten die Flüstervögel in der grauen Luft, die großen Flügel ausgebreitet und die Schwanzfedern zur Steuerung in der Luft aufgefächert. Ihre hellgelben Augen blitzten, als sie die Luft über sich und den Boden absuchten. Sie hatten eine Flügelspannweite von ungefähr vier Metern und wogen um die dreißig Kilo. Ihre Beine waren mit grauen Schuppen bedeckt und endeten in scharfen Krallen. Außerdem hatten sie einen gefährlich aussehenden geschwungenen Schnabel, der zum Zerreißen und Zerhacken von Fleisch geeignet war. Statt schmaler Vogelschädel besaßen sie jedoch die runden Schädel der Säugetiere, der einzige

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