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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Gesicht zerschnitten. „Nun, wir gehen an die Oberfläche. So war doch Ihre ganze Vorstellung gemeint, oder? Und die Szene mit dem Aufzug war sehr schön. Pure Wunscherfüllung. Und das machen wir jetzt. Einer hatte die Idee, einen Zettel an Ihre Apartmenttür zu heften und den Sensor abzustellen. Wissen Sie, so eine schriftliche Nachricht auf Pergamentpapier. Aber so ist es doch besser, finden Sie nicht auch?“
    Fleitman wollte nicht weitergehen. Sie bogen jetzt um eine Ecke. Am Ende des Flurs sah er einen Aufzug.
    „Eine alte Dame ist jetzt in Ihr Apartment gezogen“, fing Tostier wieder an. „Sie findet es ganz nett.“ Sein Griff um Fleitmans Arm wurde fester. „Warum baten Sie denn nicht einfach darum rauszudürfen?“ Die Aufzugtür öffnete sich, als sie die Sensorschranke überschritten. „Alberne Frage!“ Er stieß Fleitman in den Aufzug.
    Fleitman leistete keinen Widerstand. Er stellte sich in die Mitte der Aufzugkabine. Die Tür schloß sich. Fleitman glaubte zu hören: „Gute Show. Kommen Sie wieder und besuchen Sie uns mal.“ Aber er wußte, daß die Türen schalldicht waren und er sich geirrt haben mußte. Plötzlich dachte er an die Bücher, und sie schienen ihm auf einmal sehr wichtig. Wahrscheinlich haben sie sie schon transformiert, dachte er.
    Die Kabinenwände schienen zu verschwinden, und Fleitman hörte, wie sein schwerer Atem im Schacht widerhallte und anschwoll, als er sich an den Wänden brach. Er schloß die Augen und wartete darauf, daß er das Licht von der Oberfläche rötlich durch seine geschlossenen Lider schimmern sehen würde. Er träumte von grotesken Clowns, die an der Oberfläche warteten, um in den Aufzug hineinzuspringen, sobald die Tür sich öffnete, und ihn mit ihren Gummimessern zu erstechen. Fleitman zitterte.
    Die Tür glitt auf. Ein Haufen Kinder bestürmte ihn, und sie versuchten, in den Aufzug zu gelangen. Sie waren vom Rennen ganz außer Atem, und Schweißperlen glitzerten auf ihren schmutzigen Gesichtern. Fleitman trat aus dem Aufzug heraus und schob die Kinder beiseite. Seine Augen schmerzten von dem hellen Licht. Hinter ihm stand der Straßenaufzug wie ein riesiger grauer Monolith.
    „Was ist das? Was ist das?“ fragte ein Zwölfjähriger seine Spielkameradin. Sie zuckte die Schultern.
    „Wir können uns da sowieso nicht eingewöhnen“, sagte das kleine Mädchen. Sie drehte sich Fleitman zu und legte ihren Reifrock in Falten. „Ich bin Bozena Boobs. Wollen Sie es tun?“
    Fleitman verstand nicht, was sie meinte. Er achtete nicht auf die Kinder, die an seinen Händen und Kleidern zogen. Er schüttelte sie ständig ab.
    Die Gebäude waren größer geworden, seit er nach unten gegangen war. Und die Bürgersteigüberdachungen waren stellenweise zerbröckelt. Die Gebäude, durch Risse in der Plastiküberdachung verzerrt, verdeckten die Sonne und bildeten ihren eigenen, grauen Horizont. Fleitman schwindelte es. Er dachte an die Stadtstockwerke unter ihm, an die Gänge und Korridore, die wie Spinnengewebe aus dem Dunkel wuchsen, gleichsam wie fluoreszierende Ausläufer in dem Kristallgarten eines Kindes. Er fühlte sich aufgehängt inmitten der Stadt, und der schwere Stahl schien ihn von beiden Seiten zu zermalmen.
    Das künstliche Licht war zu hell; es tauchte die Straße in ein grelles Weiß und ebnete alle Erhebungen ein. Die Gesichter der Kinder sahen ganz platt aus. Fleitman bemerkte, daß die Fußgängertransportbänder nicht funktionierten.
    „He, Opa“, schrie ein Junge mit einem blauen Reißverschlußanzug. „Fang das auf!“ Er warf mit einem Stück Plastik nach Fleitman, verfehlte ihn aber.
    „Wir müssen gehen“, sagte ein anderer Junge. „Wir können nicht warten. Sie werden uns fangen.“ Er machte eine Pause, holte Luft und blickte herum zu den anderen Kindern. „Los! Geh’n wir!“ Er griff hastig nach Bozena.
    „Laß sie!“ schrie ihr Spielkamerad und suchte nach einem Stein.
    „Ich will den alten Mann anschauen“, sagte Bozena.
    „Sie können sowieso nur einen von uns mitnehmen.“
    Fleitman glaubte, in der Feme ein Geräusch wahrzunehmen: Es klang wie das ferne Schreien und Grölen eines Pöbelhaufens. Die Kinder wurden immer mehr; sie hingen wie eine Traube an Fleitman. Fleitman schätzte ihre Anzahl auf mindestens vierzig. Ein kleines Mädchen schrie und weinte: „Wir müssen gehen! Wir müssen gehen! Er kann uns nicht helfen!“
    Die Kinder nahmen den Spruch auf: „Er kann uns nicht helfen, er kann uns nicht helfen“,

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