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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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einen Kilometer weiter in eine Bergflanke hineingebaut hätten, wäre dieser Effekt nie bemerkt wor den.“
    „Es gab aber doch eine eingehende Untersuchung, und zwei Männer mußten zur psychiatrischen Untersuchung und Behandlung auf die Erde zurückgeschickt werden.“
    „Schau, Hübsche, verbringe du einmal zwei Monate ganz allein in einem vier mal vier Meter großen Raum, dessen Wände wie ein sterbendes Gespenst stöhnen, und du wirst sehen, wie gesund du bleibst. Die Schlucht ist interessant, aber sie ist kein Beweis dafür, daß im Inneren des Mondes ein Riesenwesen haust.“
    „Und die riesigen Fußabdrücke?“
    „Darüber solltest du Jackson befragen. Er hat nachgeforscht, und es stellte sich heraus, daß die hallenden Vibrationen, die im Umkreis der Tycho-Kolonie zu hören waren, sich auf einen gewissen Bereich beschränkten. In der Nähe gab es mehrere Vulkankegel, alle längst erloschen, weiterhin eine große, hohle Lavaröhre. Er erforschte die Röhre und entdeckte eine heiße Stelle mit einem weiteren Wassereinschluß, diesmal in porösem Gestein mit hohem Wassergehalt. Das Wasser ging alle zwanzig Sekunden in Dampf über und schoß eine Spalte hinauf, wo sie gegen eine Steinplatte stieß. Die Platte wurde dadurch auf einer Seite angehoben und fiel dann auf den Tunnelboden zurück. Diese Erscheinung dauerte nur kurz, sie war vielleicht zwei Jahre alt, als Jackson sie entdeckte, und er bezweifelt, daß sie noch ein weiteres Jahr dauern wird. Falls du ein wenig früher in die Kolonie gekommen wärst, hättest du mit ihm beim Platzen lassen von Mythen zusammenarbeiten können, statt die gan ze Zeit auf die Erfindung von Mythen zu verschwenden.“
    „Du bist ein Griesgram“, bemerkte das Mädchen verdrießlich und legte den Rest des Weges bis zum Raupenfahrzeug hinunter schweigend zurück.
    Da ihn der Gedanke nicht losließ, daß er sie vielleicht zu hart angefaßt habe, machte Howard den Fehler, nicht auf den nächsten Schritt zu achten und stolperte beim Herabsteigen von dem wirren Gesteinshaufen am Fuß des Hanges. Marian streckte den Arm aus und fing ihn auf, ehe er hinfiel.
    „Du bist in Sicherheit“, sagte das Mädchen süß und klopfte ihm auf die klobige Traglast am Rücken.
    „Danke.“ Howard drehte am Schleusenhebel und betrat die niedrige, enge Luftschleuse der Raupe. Beim Weggehen hatten sie die Luft aus dem Fahrzeug gelassen. Er schritt rasch durch die offene innere Tür, ging durch den engen Gang zum Fahrersitz und ließ sich vor dem großen, breiten Bugfenster nieder. Marian schloß die Klappe und setzte sich in den Sitz neben ihm.
    „Warum willst du nicht glauben, daß es da Leben gibt?“ fragte sie beim Anzurren des Haltegurts über dem Schoß des Anzugs.
    Howard seufzte und legte den Schalter um, der die Pumpen anwarf und einen Wasserschwall durch die Reaktorröhren sandte. Er wartete, bis das Lämpchen für die Wassertemperatur aufleuchtete.
    „Es geht nicht darum, was ich glauben möchte, sondern einfach um die Deutung der bisher auf dem Mond gesammelten Beweise. Wir haben es nur mit einer Welt aus Gestein zu tun. Wenn sich etwas bewegt, handelt es sich um das Ergebnis von Massenverschiebungen, Gasausbrüchen, vulkanischen Aktivitäten, Schichtbewegungen oder Meteoreinschlägen. Gestein, das mit Gestein reagiert. Nirgendwo gibt es etwas so Komplexes wie eine Wechselwirkung von Leben, mit Ausnahme gelegentlicher Infektionen mit von der Erde eingeschleppten Bakterien. Es gefällt mir nicht, aber ich finde mich damit ab, weil die Dinge so liegen, und falls Leben entdeckt werden würde , wäre ich der erste, der einen Purzelbaum schlüge, Raumanzug hin, Raumanzug her.“
    „So klingt das aber gar nicht, wenn du mich ständig abkanzelst, weil ich meine Phantasie nicht brachliegen lasse“, schmollte Marian.
    „Die Phantasie kommt in allen Schattierungen daher – von realistisch bis an den Haaren herbeigezogen.“
    „Ach so? Und du hältst meine Einfälle für an den Haaren herbeigezogen, nicht wahr?“
    Howard lächelte in der abgekapselten Privatsphäre seines Helmes. Bald darauf leuchtete das grüne Lämpchen auf, welches ihm meldete, das in der Turbine die Dampftemperatur erreicht war. Also betätigte er den Antriebshebel und wendete die Maschine auf einer quietschenden Raupe. Sobald die Nase den Rand des Hanges hinaufschwang, beschleunigte er. Die Ketten, eigentlich Profilgurte aus Stahl und gehärtetem Kunststoff, drehten sich kurz auf den Felsbrocken durch, dann

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