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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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zu verhindern. Nun aber äußerte ich die Meinung, daß ihre Erlebnisse lediglich Projektionen ihrer eigenen, geistigen Vorstellungsbilder seien, mehr nicht.
    „Beide Varianten oder Anschauungen sind wahr“, sagte ich. „Ihr Gehirn ist ein Fenster zur Höheren Welt, gleichzeitig aber auch ein Spiegel ihrer kulturellen Überlieferungen.“
    Wir hatten es mit einem Modell zu tun, in das wir behutsam verschiedene Varianten einbauen konnten. Wir konnten unser eigenes Konzept des Führers der Seelen in Rautavaaras Gehirn eingeben und auf diese Weise feststellen, wie unser Glaube sich von dem der Erdenmenschen unterschied.
    Dies war eine neue Möglichkeit, unsere eigene Theologie zu testen. Unserer Meinung zufolge war die Theologie der Erdenmenschen bereits ausreichend getestet worden. Sie wies ihre Mängel auf.
    Wir beschlossen, die Veränderung einzuleiten, indem wir vorgaben, Wartungsarbeiten am Lebensverhaltungssystem vornehmen zu müssen. Für uns war diese Erfahrung wesentlich wichtiger als das Urteil des Komitees. Schuld ist eine rein kulturelle Frage, sie kann die Schranken der Spezies nicht überwinden.
    Ich vermute, die Erdenmenschen werden unser Tun als verwerflich einstufen, aber dem widerspreche ich; dem widersprechen wir alle. Ich möchte es statt dessen als ein Spiel bezeichnen, das uns das ästhetische Vergnügen bereitet, Rautavaara mit unserem Konzept des Erlösers konfrontiert zu sehen.
     
    Die Gestalt hob die Arme; sie wandte sich an Travis, Elms und Agneta. „Ich bin die Auferstehung und das Leben“, sag te Christus. „Wer an mich glaubt, der wird leben, und sollte er auch sterben, denn wer lebt und an mich glaubt, dem wird das ewige Leben zuteil werden. Glaubt ihr das?“
    „Sicher“, stimmte Elms aus vollem Herzen zu.
    „Alles Humbug“, polterte Travis.
    Ich bin nicht sicher, dachte Agneta Rautavaara bei sich. Ich weiß es einfach nicht.
    „Wir müssen uns entschließen, ob wir mit ihm kommen wollen“, sagte Elms. „Travis, du hast dein Urteil selbst gesprochen. Bleib hier sitzen und verfaule, das ist dein Schicksal.“ Nach diesen Worten wandte er sich an Agneta. „Ich hoffe, du findest zu Christus. Ich wünsche dir das ewige Leben genauso wie mir. Ist das richtig, Herr?“ fragte er die Gestalt.
    Diese nickte.
    „Travis, ich glaube … oder besser, ich fühle … du solltest einlenken. Ich …“ Agneta wollte den Punkt, daß Travis tot war, nicht noch einmal zur Sprache bringen. Aber er mußte die Situation verstehen, denn sonst war er, wie Elms gesagt hatte, verdammt. „Komm mit uns“, bat sie.
    „Also gehst du auch?“ fragte er bitter.
    „Ja“, antwortete sie.
    „Ich könnte mich täuschen“, fuhr Elms, der die Gestalt beobachtet hatte, dazwischen, „aber ich glaube, er hat sich verändert.“
    Die Gestalt in der weißen Robe schritt langsam zu dem sitzenden Travis hinüber. Vor Travis blieb sie stehen, sah ihn eine Weile an, dann beugte sie sich hinunter und biß ihn ins Gesicht.
    Agneta schrie. Elms starrte fassungslos zu dem in seinem Sitz um sich schlagenden Travis. Langsam und ruhig verspeiste ihn die Gestalt.
    „Da sehen Sie es“, meinte der Sprecher des Komitees. „Dieses Gehirn muß abgeschaltet werden. Die Schäden sind irreparabel; es ist eine schreckliche Erfahrung für sie. Wir müssen diesen Zustand beenden.“
    „Nein, wir vom Proxima-System finden die Wendung der Ereignisse höchst interessant“, widersprach ich.
    „Aber der Erlöser ißt Travis auf!“ rief ein anderer der Erdenmenschen aus.
    „Ist es in Ihrer Religion nicht üblich, das Fleisch Gottes zu essen und sein Blut zu trinken?“ erkundigte ich mich. „Alles, was sich hier abspielt, ist ein Spiegelbild Ihres Glaubens.“
    „Ich befehle die sofortige Abschaltung des Lebenserhaltungssystems“, sagte der Sprecher der Erdenmenschen. Sein Gesicht war bleich, Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    „Wir sollten die Ereignisse weiter verfolgen“, hielt ich dem entgegen. Für mich war es mehr als erfreulich, den Vollzug unseres höchsten Sakramentes erleben zu dürfen, bei welchem unser Erlöser uns aufißt.
    „Agneta“, flüsterte Elms. „Hast du das gesehen? Christus hat Travis aufgegessen. Er hat nur die Handschuhe und die Stiefel übriggelassen.“
    Großer Gott, dachte Agneta Rautavaara. Was geschieht hier nur? Ich verstehe es nicht.
    Instinktiv wich sie vor der Gestalt zurück, hin zu Elms.
    „Er ist mein Blut“, sagte die Gestalt. Christus leckte sich die Lippen. „Ich trinke von

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