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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Stancato. Ich weiß überhaupt nicht, wie Wampe in Wirklichkeit heißt. Komisch. Ich dachte, ich wüßte es. Stancato scheint es zu wissen.
    Er antwortet nicht. Er hat jetzt ebenfalls aufgehört zu schießen. Er wartet, daß sich jemand bewegt.
    Wir warten gut fünf Minuten. Schweigend. Wir hoffen, daß sie kommen, um zu sehen, ob wir tot sind. Sie fallen nicht drauf herein. Statt dessen lassen sie ihre Gewehre über den Felsen spielen, immer wieder, und Kugeln pfeifen um uns herum. Schließlich schleudert jemand eine Granate. Wir müssen uns zeigen. Während ich noch darauf starre, ergreift Stancato die Granate und schleudert sie zurück.
    Dahin, wo sie herkam. Er ist Werfer in der Softball-Mannschaft im Büro, dieser Stancato. Gut natürlich. Sehr gut.
    Die Handgranate explodiert und reißt ein Loch in Wald und Lehm. Beinahe zur selben Zeit eröffnet von der Seite jemand das Feuer. Schreie. Wir haben sie.
    Ein Gefag taumelt hinter einem Felsen hervor, er blutet aus einem faustgroßen Loch in der Brust. Er hat gerade zwei Schritte gemacht, als das Feuer von der Seite ihn niederreißt und rücksichtslos auf ihn einhämmert, während er zusammensinkt und zuckend am Boden liegt. Ich sehe mit krankhafter Faszination zu, wie er schreit und stirbt und in die Luft greift. Ein dünner, kleiner schwarzer Mann. Er stirbt langsam. Ich schäme mich, als ich merke, daß ich eine Erektion habe. Mein Gott. Ich bin krank. Genauso schlimm wie sie.
    Wampe kommt auf der Seite hervor, das Gewehr unter dem Arm. „Alles klar“, schreit er. „Wir haben sie alle.“
    Stancato steht auf und geht zu ihm hinüber. „Wie viele waren es?“
    „Acht“, sagt er. Er lacht. „Acht Abschußpunkte. Wie sieht’s auf unserer Seite aus?“
    Ich krieche aus der Höhle, aus der blutgefüllten Höhle. Stancato und Wampe sehen mich wortlos an. Die Antwort auf Wampes Frage.
    „Verdammt.“ Mehr sagt er nicht. Er wollte mich tot sehen. Genau wie Stancato. Ich bin ein Feigling, ein krankhafter Feigling und zu nichts zu gebrauchen. Die besseren Männer sind gefallen. Das ist es, was Wampe denkt.
    „Wie …?“ sage ich mit dünner Stimme. Ich kann kaum denken.
    „Ich ging gerade auf Wache“, sagt Wampe. „Sie fingen an, auf uns beide zu schießen. Ihn haben sie erwischt, aber ich habe mich schnell genug fallen lassen und gemacht, daß ich in die Büsche kam. Und da war auch schon dein Kumpel hier wach und fing an, sie zu beschießen, so daß sie sich nicht alle um mich kümmern konnten.“ Er grinst. „Du schießt gut“, sagt er zu Stancato. „Du hast gleich zu Anfang zwei erwischt, und das hat uns gerettet.“
    Gerettet? Stancato hat uns gerettet? Muß er immer der Held sein? Etwas verkrampft sich in mir. Ich wende mich von den beiden ab und lasse sie einander angrinsen und sich gegenseitig gratulieren zu dem Blut, das sie vergossen haben. Metzger.
    Die Leiche des Schwarzen liegt zwischen einem kahlen Gebüsch und einem Immergrün-Ast. Er hat aufgehört, sich zu bewegen. Aber noch immer sickert langsam das Blut in den Matsch. Seine Hände sind alt; es sind faltige Lederhände, und sie sind viel zu klein für seine große, ausgebeulte graue Uniform.
    Ich beuge mich zu ihm hinunter, zu dem Mann, dessen Tod ich genossen habe. Ganz in der Nähe, halb unter dem Baum, sehe ich sein Gewehr. Ich lasse meines fallen und greife danach.
    Die Gefag-Gewehre sind aus grünlichem Plastik gegossen, aber sonst sind sie genau wie unsere. Natürlich. Die Waffen müssen die gleichen sein, sonst wäre der Krieg nicht fair. An der Unterseite befindet sich eine Seriennummer und die Aufschrift EIGENTUM DER GEFECHT AG.
    Man zahlt seinen Preis und trifft seine Wahl. Ein Kampf im Gebirge … Manöver GmbH gegen Gefecht AG! Versuch’s mal mit dem Dschungelkrieg … Allgemeine Kriegführung gegen Feldherr! Trag’s aus in den Straßen der Stadt … Taktische Liga gegen Risiko KG! Es gibt vierunddreißig Kriegszonen und zehn Kampfclubs. Man zahlt seinen Preis und trifft seine Wahl.
    Ich stehe da mit dem Gefag-Gewehr in der Hand. Und etwas kommt auf mich zu.
    Er springt aus dem morgendlichen Halbdunkel der Büsche, und ich erfasse ihn mit einem Blick: graue Uniform, schwarzes Gesicht, jung, jünger als ich. Ein Junge, ein blutender, verwundeter Junge. Wir haben sie nicht alle erwischt. Dieser hier hat nur sein Gewehr verloren. Er kommt mit einem Messer in der erhobenen Hand auf mich zu.
    Ich sehe ihn kommen. Einige Meter liegen noch zwischen uns. Er kommt schnell, aber

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