Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
Frequenz mit. Luna an Sunbird eins, bitte kommen.“
    In der Sunbird rührt sich niemand. Lorimer bemüht sich, seine Erregung niederzuringen. Niemals zurückgekommen. Sprung nach vorne in der Zeit. Die Schale der Erinnerung, die er sich selbst zugelegt hat, bricht in dem langen Schweigen auf. „Will denn niemand antworten?“
    „Red’ keinen Unsinn“, fährt Dave ihn an.
    „Dave. Einhundertvierundneunzig Grad ist die Differenz zwischen Widder-Gamma und Spika. Diese Transmission kommt von dort, wo sich nach ihren Angaben die Erde befindet.“
    „Du machst Witze.“
    „Ich mache keine Witze. Es muß März sein.“
    Dave blinzelt, als mache ihm eine Fliege zu schaffen.
    Nach fünfzehn Minuten wiederholt die Stimme von Luna alles noch einmal und endet mit: „Bitte kommen.“
    „Das war keine Bandaufzeichnung.“ Lorimers Haut kribbelt, und er betrachtet den hellen Glanz von Spika. Spika plus die Erde? Unglaube erfaßt ihn, trifft ihn mit einem komplexen Schlag, Erinnerungen werden wach, Gesichter, Stimmen, das Zischen von Speck in der Bratpfanne, das Quietschen von Vaters Rollstuhl, Kreide auf einer sonnenbeschienenen Tafel, Ginnys bloße Beine auf dem Sofa mit dem Blumenmuster, Jenny und Penny, die gefährlich nahe neben dem Rasenmäher laufen. Die Mädchen werden jetzt größer sein, Jenny bereits größer als ihre Mutter. Sein Vater lebt mit Amy in Denver, er wartet nur noch auf die Heimkehr seines Sohnes. Wenn ich heimkehre. Das muß Wahnsinn sein. Dave hat recht; es ist ein Trick, irgendein verrückter Trick. Die Sprache.
    Weitere fünfzehn Minuten; die tonlose, ernste Frauenstimme meldet sich wieder, wiederholt alles, diesmal mit mehr Nachdruck. Daves Ausdruck ist distanziert-gelangweilt, als würde er sich eine langweilige Sportübertragung anhören. Lorimer hat das Gefühl, einfach abschalten zu müssen und alles zu vergessen; fast tut er es. Die Stimme sagt, sie werde nun die Frequenz wechseln.
    Bud stimmt wieder ein, er kaut bedächtig auf einem Kaugummi. Bei diesem Mal stolpert die Stimme über einige Sätze. Sie klingt müde.
    Wieder warten sie; nun eine Stunde. In Lorimers Verstand ist nur der helle Punkt von Spika. Bud summt eine Strophe aus Yellow Ribbons, verstummt dann wieder.
    „Dave“, sagt Lorimer endlich. „Unsere Antenne ist direkt auf Spika ausgerichtet. Es ist mir gleich, ob du denkst, ich mache Witze oder habe bei den Berechnungen gepfuscht, aber wenn die Erde wirklich dort drüben ist, dann müssen wir so schnell wie möglich den Kurs ändern. Schau, es könnte sich auch um eine doppelte Lichtquelle handeln. Das müssen wir überprüfen.“
    Dave sagt nichts. Auch Bud schweigt, doch seine Augen schweifen zum Fenster, zurück zur Instrumentenkonsole, dann wieder zum Fenster. In der Ecke der Konsole hat er ein Polaroidbild von seiner Frau festgeklebt. Patty: ein großer, lachender, bezaubernder Rotschopf; Lorimer hat ihretwegen gelegentlich wilde Träume. Ihre Kleinmädchenstimme. Und so groß … Manche Männer, selbst von kleinem Wuchs, ziehen große Frauen vor; daher reizt sie Lorimer wohl. Ginny ist zwei Zentimeter kleiner als er. Aber ihre Töchter werden größer sein. Und Ginny bestand darauf, eine Schwangerschaft zu beginnen, bevor er sie verließ. Vielleicht … vielleicht ein Junge, ein Sohn – hör auf! Denk an etwas anderes. Bud … liebt Bud Patty? Wer weiß? Er liebt Ginny. Bei siebzig Millionen Meilen …
    „Judy?“ Die Luna-Zentrale oder wer immer das sagt. „Sie antworten nicht. Möchtest du es versuchen? Aber hör zu, wir haben inzwischen gründlich nachgedacht. Wenn diese Leute wirklich aus der Vergangenheit sind, dann muß das alles sehr traumatisch für sie sein. Sie könnten gerade erkannt haben, daß sie die Welt, die sie kennen, nie mehr wiedersehen werden. Myda sagt, diese Männer hatten Kinder und Frauen, mit denen sie zusammenlebten; die werden sie schrecklich vermissen. Dies ist interessant für uns, aber für sie wird es schrecklich sein. Sie könnten zu schockiert zum Antworten sein. Sie könnten sich fürchten; vielleicht halten sie uns für Außerirdische oder gar für Halluzinationen. Verstehst du?“
    Fünf Sekunden später antwortet das Mädchen. „Klar, Margo, das kennen wir ja schon. Mist. Ah, Sunbird, Major Davis von der Sunbird, sind Sie da? Hier ist Judy Paris im Schiff Gloria, wir sind nur etwa eine Million Kay von Ihnen entfernt, wir sehen Sie auf unserem Schirm.“ Sie klingt jung und begeistert von diesem Abenteuer. „Die Luna-Zentrale

Weitere Kostenlose Bücher