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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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wieder besser.
    „Ich wußte schon immer, daß sie versuchten, uns etwas vorzuenthalten. Aber jetzt, da diese Frau es ausgesprochen hat, wird mir erst das ganze Ausmaß der Tragödie bewußt.“
    Er spricht mit seiner tiefen, milden Sonntagsstimme. Die Frauen sehen ihn interessiert an.
    „Sie sind verlorene Kinder. Sie haben Ihn vergessen. Ihn, der sie alle erschaffen hat. Seit Generationen leben sie schon in der Finsternis.“
    „Sie scheinen ganz gut zu leben“, hört Lorimer sich sagen. Es klingt sogar in seinen Ohren dumm.
    „Frauen sind nicht imstande, etwas vernünftig anzupacken, das solltest du wissen, Lorimer. Sieh doch, was sie hier getan haben – es ist traurig. Die Zeit gemessen, seit dreihundert Jahren, das ist alles. Arme, verlorene Seelen.“ Dave seufzt bedrückt. „Es ist nicht ihr Fehler. Das erkenne ich genau. Niemand hat ihnen den rechten Weg gewiesen, seit dreihundert Jahren nicht. Wie ein Huhn, das mit abgeschlagenem Kopf umherläuft.“
    Lorimer wird sich seiner eigenen Gedanken bewußt; er denkt an einen strukturlosen, schwatzenden, trivialen Protoplasmaklumpen, bestehend aus zwei Millionen Zellen.
    „,Der Mann aber ist des Weibes Haupt4“, sagt Dave feierlich. „Erster Korinther elf, drei.“ Er streckt den Arm aus und hält ein Kruzifix hoch, während er auf den Wall der Reben zuschwebt. „Lästereien. Greuel.“ Er berührt die Reben und dreht sich um.
    „Wir wurden hierhergesandt, Lorimer. Dies ist Gottes Plan. Ich wurde hierhergesandt, nicht du, du bist genauso böse wie sie. Mein zweiter Vorname ist Paul“, fügt er im Unterhaltungstonfall hinzu. Die Sonne spiegelt sich in dem Kruzifix und in seinem emporgerichteten Gesicht, ein starkes, reines Gesicht wie das eines Apostels. Ungeachtet seiner intellektuellen Reserviertheit wird doch ein vergessener Nerv in Lorimer angesprochen.
    „O Vater, gib mir Kraft“, betet Dave leise mit geschlossenen Augen. „Du hast uns aus der Finsternis gerettet, um Licht in diese leidende Welt zu bringen. Ich werde Deine irregeleiteten Töchter aus der Dunkelheit erretten. Ich werde in Deinem Namen ein strenger, aber gnädiger Vater für sie sein. Hilf mir, diese Kinder Dein heiliges Gesetz zu lehren, die Furcht vor Deiner gerechten Strafe. Eine Frau lerne in der Stille, mit aller Unterordnung – Timotheus zwo, elf. Sie sollen Söhne haben, die über sie regieren und Deinen Namen verherrlichen.“
    Er könnte es schaffen, denkt Lorimer, ein Mann wie er könnte dem Leben tatsächlich wieder eine Chance geben. Vielleicht umgibt ihn wirklich ein Geheimnis, ein Plan der Vorsehung. Ich war zu schnell bereit aufzugeben. Plötzlich wird er sich des Geflüsters der Frauen bewußt.
    „Dieses Band ist fast abgelaufen.“ Es ist Judy Dakar. „Ist das nicht genug? Er wiederholt sich doch ständig.“
    „Warte“, murmelt Lady Blue.
    „Und sie gebar einen Sohn, ein Knäblein, der alle Völker sollte weiden mit eisernem Stabe, Offenbarung zwölf, fünf“, sagt Dave lauter. Seine Augen sind offen, sie starren wie gebannt auf das Kruzifix. „Denn Gott liebte die Welt so sehr, daß er seinen eingeborenen Sohn entsandte.“
    Lady Blue nickt, Judy stößt sich in Daves Richtung ab. Lorimer versteht, was sie vorhat. Protest drängt seine Kehle hoch. Das dürfen sie Dave nicht antun, ihn wie ein Tier behandeln. Um Christi willen, einen Mann …
    „Dave, paß auf! Laß sie dir nicht zu nahe kommen!“ ruft er.
    „Darf ich mir das ansehen, Major? Es ist sehr hübsch, was ist es denn?“ Judy ist ihm sehr nahe, ihre Hand greift nach dem Kruzifix.
    „Sie hat einen Hypo, paß auf!“
    Aber Dave ist bereits herumgewirbelt. „Entweihe es nicht, Weib!“
    Er hält ihr das Kreuz wie eine Waffe entgegen, so drohend, daß sie ihren Flug abbremst und die silberne Injektionsnadel enthüllt.
    „Schlange!“ Er kickt ihre Schulter weg von sich, wodurch er selbst in die Höhe driftet. „Gotteslästerer! Nun gut“, schnappt er dann mit gewöhnlicher Stimme. „Von nun an wird das ganze wieder nach dem Befehlsschema durchorganisiert werden. Geht hinüber zur Wand, alle!“
    Erstaunt sieht Lorimer, daß Dave bereits eine Waffe in der Hand hat, eine kleine, graue Pistole. Er muß sie die ganze Zeit seit dem Start bei sich gehabt haben. Hoffnung und Zuversicht schrumpfen zu einem Nichts zusammen, er wird in die verzweifelte Realität zurückgeholt.
    „Major Davis“, sagt Lady Blue. Sie schwebt wie die anderen auch direkt auf die Waffe zu. O Gott, wissen sie überhaupt,

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