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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Politik und die Bewältigung dieser Schwierigkeiten. Das Programm wurde so aufgebaut, daß diese Informationen sowohl in Gestalt einer förmlichen Rede als auch eines zwanglosen Gesprächs oder einer Antwort auf Zuschauerfragen gegeben werden konnten. Es enthielt sogar einige schlagfertige Erwiderungen auf Zwischenrufe, die für alle Zwecke geeignet waren.
    Als Thoroughway zufrieden war, rief er Senator Mirada zur Demonstration herein. Er setzte die Apparaturen in Gang, alle tragbar, und ich gesellte mich im Labarotarium zu ihnen. Thoroughway stellte mir Fragen zur Steuerreformgesetzgebung, sowohl unter dem Blickwinkel der realen Gegebenheiten als auch unter dem der praktischen Durchführbarkeit, das heißt, eine solche Gesetzgebung durch den Kongreß zu bringen. Meine Antworten waren zufriedenstellend. Senator Mirada stellte mir Fragen zu Themen der Außenpolitik – dem Tierra-del-Fuego-Krieg, dem Putsch von Lissabon und dem gegenseitigen Verteidigungspakt zwischen China und Japan. Wieder beantwortete ich jede Frage, ein oder zwei von ihnen in wohlformulierten und – wenn ich so sagen darf – geistreichen Erwiderungen.
    Der Senator war beeindruckt. Er legte einen Arm um Freds Schulter und flüsterte ihm ins Ohr, daß der Erfolg mit mir ihm erlauben würde zu tun, wonach er sich seit den ersten Tagen des Wahlkampfes gesehnt habe, nämlich einen ausgedehnten Entspannungsurlaub zu nehmen, um seine Gesundheit wiederherzustellen. Er deutete auf mich und sagte, ich könne tun, was er „die gemeine Arbeit des Gewähltwerdens“ nenne.
    Wir bekamen Postkarten vom Senator aus Tahiti, alle mit seinem Geheimdienst-Code-Namen, Ceshire Cat One, unterschrieben. Er schickte ein Foto von einem Mann mit abgewandtem Gesicht, der zwei junge Tahitimädchen in seinen Armen hielt. Er verlebe eine wunderschöne Zeit und wünschte, wir wären da.
    Während der Senator Baströcken nachjagte, verrichtete ich Tag und Nacht die gemeine Arbeit des Gewähltwerdens. Vor jedem Auftritt stellte Thoroughway die Apparaturen unter der Rednerbühne auf, die manchmal ein Podium unter freiem Himmel, manchmal eine Bühne in einem Raum war. Er ordnete an, die Autokolonne innerhalb der Reichweite des Projektors anhalten zu lassen. Wenn die Limousine des Senators hielt, warf Thoroughway die Apparate an. Die Wagentür ging auf. Ich stieg aus, lächelnd, winkend, werbend.
    Obwohl ich keine kleinen Kinder küßte oder Hände schüttelte – ein Ding der Unmöglichkeit unter diesen Umständen –, hielt ich doch zündende Lincolnsche Reden. Sogar die Medien fingen an, über den „neuen“ Senator Mirada zu sprechen, der systematischer und besser auf die Themen vorbereitet sei, direkter auf Fragen eingehe und schlagfertiger sei. Unser Ansehen stieg in den Meinungsumfragen. Niemand betrachtete mich zu der Zeit als einen Mann, der schon vier Jahre lang in einem aufreibenden Beruf seinen Dienst getan hatte. Deshalb gab es kaum Kommentare über mein Aussehen.
    Keiner der Erfolge bereitete Fred Freude. Von Zeit zu Zeit ließ er mich spät nachts zu sich kommen, um die Angelegenheit zu besprechen. Er hatte viele Wahlkämpfe mitgemacht, und irgend etwas ging immer schief. Entweder gingen kleinere Dinge die ganze Zeit schief – verspätete Flugzeuge, verregnete Wahlkampfversammlungen, schludrige Vorbereitungen –, oder etwas Großes ging unerwartet schief. Je länger wir ohne kleine Katastrophen auskamen, desto mehr sagten Fred seine Vorahnungen, daß eine große sich anbahne.
    Sie ereignete sich am 4. November 1992, einen Tag, nachdem wir mit knapper Mehrheit ins Amt gelangt und als einige von Ihnen immer noch leicht benommen von der Siegesfeier waren. Senator Mirada – jetzt Abstinenzler, Nichtraucher und Jogger – hatte einen neuen Lebensstil entdeckt, der ruhiger, gesünder war, ohne die erdrückende Last, die mächtigste Nation der Erde zu regieren. Wie er in seiner letzten Karte sagte, fühlte er sich in Harmonie mit dem Rhythmus des Jahres und des Meeres. Er hatte sich entschieden, die rauchigen Räume Washingtons gegen die frische Luft und die Sonne Tahitis einzutauschen, für immer.
    Das bereitete uns Schwierigkeiten. Ich bin sicher, daß Sie alle sich an die Versammlung erinnern. Die meisten von Ihnen waren hysterisch über die möglichen Konsequenzen seiner Entscheidung. Ich mußte die Verantwortung übernehmen. Wir stimmten ab. Wir gelangten zu unserer Entscheidung auf demokratischem Wege. Was wir taten, taten wir zum Wohle des Landes. Wir hatten die

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