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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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hat ihn umgebracht, vielleicht vor ein paar Monaten. Ich habe jetzt Angst vor Tig und wage nicht, ihn weiter über Burton auszufragen. Wenn ich nur wüßte, wo Burtons Ausrüstung versteckt ist. Ich bin sicher, daß Tig es weiß. Er hat sie versteckt. Ich hoffe inständig, daß er mich zu Burtons Aufzeichnungen führen wird, so wie er mir auch (unmißverständlich) Burtons Grab gezeigt hat. Burton verstand, was ich jetzt beobachtet habe, er muß es verstanden haben – er hat mitgemacht.
    Inzwischen bin ich wieder in der Höhle, und Tig ist jetzt Beherrscher der Situation. Ich schlafe unruhig und immer nur kurz – ich habe Angst, daß er zuschlägt, wenn ich einmal nicht wachsam bin. Letzte Nacht wurde ich wach, als er über mir hockte und mir ins Gesicht sah, während ich schlief. Ich wage nicht, ihn zu bitten, mich nicht mehr so zu erschrecken. Ich habe Kopfschmerzen, und mein Herz tut mir weh, als ob es damit rechnete, demnächst von einem langen Knochensplitter durchbohrt zu werden.
    Ich kann mein Feldanschlußgerät nicht holen. Der Crog ist jetzt wieder aktiv. Gestern im Laufe des Tages sind viele Tuthanach aus der Erde gekommen und in ihr Dorf zurückgekehrt – Männer, Frauen und Kinder; und wenn sie zurückkommen, strömen sie über von Energie, und das Leben, das sie führen, unterscheidet sich nicht von dem der Ceinarc oder der Tagda. Was haben sie in der Erde gemacht? Was hat es ihnen gegeben? Wozu das alles?
     
    Siebente Sendung – zehnter Tag
    Der stete Strom heimkehrender Tuthanach ist versiegt. Sie sind jetzt alle wieder da. Ich bleibe in der Höhle, ratlos und unsicher. Tig jagt für mich, aber er ißt nicht mehr mit mir. Er ist sehr fürsorglich geworden, aber hinter seiner Freundlichkeit lauert eine unterdrückte Furcht, vor der ich ernsthaft Angst habe. Manchmal steht er im Höhleneingang und kreischt vor Lachen. Er brüllt dann wirres Zeug, das sich auf Burton und auf mich bezieht, und ich verstehe „Steinbein“ und „Drehkopf“, zwei beliebte Schimpfnamen bei den Tuthanach. Seine Schimpftiraden enden stets damit, daß er im Eingang der Höhle seinen Darm leert und sich dann ausgiebig die Nase zuhält und zurückweicht. Und ein paar Stunden später bringt er mir einen Hasen oder ein paar fette Tauben, irgendein Geschenk, um mich für seinen Tobsuchtsanfall zu beschwichtigen. Ein bizarrer Junge, und – das weiß ich jetzt – ganz und gar nicht zurückgeblieben, aber auf irgendeine Art wahnsinnig. Hört euch das an! Verstehe ich überhaupt noch die Bedeutung meiner eigenen Worte? Was meine ich damit – wahnsinnig ? Ist mein Verhalten vernünftig? Tig ist mehr als nur ein Junge. Ich habe den Verdacht, daß er für diese Aufgabe ausgewählt wurde … „Tig – nie berührt Frau – nie berührt Erde“; der einzige Tuthanach, der nicht in der merkwürdigen Art, wie ich es geschildert habe, die Erde berührt … warum? Warum Tig? Oder sollte ich fragen: Warum ein Tuthanach ? Wonach hat er Ausschau gehalten? Was verlangen sie jetzt von ihm? Welche Rolle spielt er?
    Tig scheint zu wissen, daß seine Rolle einem bestimmten Zweck dient. Bei seinem letzten Besuch kam er mit einem großen Stück Fleisch – Reh, glaube ich. Er hatte Tränen in den Augen, als er mir den Braten reichte, und er ließ sich von mir ein kleines Stück zurückgeben. Wir aßen schweigend. Während er kaute, beobachtete er mich, und die Tränen strömten seine Wangen hinunter. „Farrel, mein Freund, mein lieber Freund“, sagte er immer wieder. Er strahlte ungeheure Wärme aus. Die Tuthanach haben keine Worte, um ungewöhnliche Freundschaft auszudrücken; er versuchte krampfhaft, seine Gefühle zu artikulieren, bis ich ihn schließlich unterbrach. Ich hatte ihn verstanden. „Farrel und Tig sind die einzigen, die nicht Erde berühren“, sagte er. „Tig kann nicht, aber Farrel …“
    Wieder und wieder begann er diesen Satz und starrte mich an. Jedesmal war ich von seiner Eindringlichkeit erfüllt, und von meiner eigenen Unruhe. Der Gedanke ist schrecklich, wahrhaft schrecklich.
    Dann wieder der Zorn des Jungen, das Kreischen. Er rannte hinaus in die Abenddämmerung und war bald verschwunden. Vor mir liegt wieder eine Nacht, die ich allein verbringe, in ständiger Angst, meine Augen zu schließen … nicht nur wegen Tig, obwohl er sicher dazu beiträgt, aber auch wegen der Vergangenheit … wegen meiner Vergangenheit. Erinnerungen und Gesichter quälen mich, meine Träume sind voll von ihnen, und in allem, was ich hier

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