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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Siedler von jenseits des Waldes. Sie fuhren niemals mit ihren geflochtenen Weidenbooten den weiten Bogen des Boyne entlang, der um den Fuß des Tuthanach-Hügel führte, mit den verstreuten Grabhügeln und den kreischenden Frauen. Es war eine gefürchtete Gegend, und wer dort hinging, kehrte als Besessener zurück.
    Als er, fünftausend Jahre weit weg, die Berichte las, hatte Farrel dies zunächst für einen typischen Fall von Wald-Angst gehalten, wobei die Siedlung am falschen Ende des Waldes mit denselben dunklen Mächten in Verbindung gebracht wurde. Er hatte die Geschichten lautstark zurückgewiesen.
    Jetzt war ihm klar, daß er sie überhaupt nicht hätte zurückweisen sollen.
    Etwas an den Leuten von Crog-Tutha war ganz und gar unnatürlich. Er war mehr als fünftausend Jahre durch die Zeit gereist und hatte dabei mit Überraschungen gerechnet – aber er hatte nicht erwartet, daß er so vollständig ratlos sein würde. Das hier war nicht das einfache Leben eines primitiven Volkes – es war etwas aus den finsteren Winkeln des Übernatürlichen!
    Niemand oben in der Zeit würde ihm glauben. Dessen war er sicher.
     
    Fünfte Sendung – siebenter Tag (Auszug)
    … und als ich das Grab wieder zuschaufelte, erschien Tig am Waldrand. Er rannte den Hang herauf und kauerte sich über den Erdhügel; er sah fasziniert zu, wie ich den Körper des Tuthanach wieder mit Erde bedeckte. Langsam kommt es mir so vor, als ob Tig, wenn er verschwindet, niemals weit weg ist. Ich fühle mich ständig auf äußerst unangenehme Weise beobachtet, und ich habe den Verdacht, daß Tig nie sehr weit hinter mir ist, wohin ich auch gehe. Ich frage mich, was er in mir sieht. Er hat immer noch Angst vor mir, und er weigert sich weiter, mir zu zeigen, wo Burton begraben liegt (wenn er wirklich begraben ist ). Es gibt zu viele Erdhügel hier auf der Kuppe, um sie auf eine vage Möglichkeit hin alle zu öffnen, also brauche ich den Jungen eigentlich, um wenigstens noch ein paar aufzumachen.
    Ich saß etwa eine Stunde lang auf einem Felsen und blickte über den Wald hinweg, wo man die Lage des großen Crog von Tara an der in Spiralen aufsteigenden, schwarzen Rauchwolke erkennen konnte. Tig erzählte mir, daß das Lager dort von einem hölzernen Pfahlzaun umgeben ist; anscheinend ist der Crog feindseliger als die anderen. Er sagt, sie schichten Erde hinter den Palisaden auf; könnte das bedeuten, daß man auf dem Gelände die erste Hügelfestung errichtet? Faszinierend. Ich habe keine Ahnung, woher Tig das weiß. Tara liegt vier Tagesmärsche weit im Süden. Ob er so weit wandert? Und dabei habe ich doch immer das Gefühl, daß er irgendwie in meiner Nähe ist.
    Während ich Tara beobachtete, saß Tig stumm da und kaute mißmutig an den Überresten eines der Hasen. Ich fragte ihn nicht nach Burton; ich fragte ihn überhaupt nichts. Ich hoffte, er würde es mir von sich aus erzählen. Plötzlich riß er die Augen weit auf, und der Knochen fiel ihm aus den Händen. Er starrte auf die Hügelkuppe, und ich drehte mich um, um zu sehen, was ihm einen solchen Schrecken einjagte. Ich muß sagen, ich fuhr auch zusammen, und ich kann es Tig nicht verdenken, daß er die Flucht ergriff.
    Eines der Gräber bewegte sich, als ob der Leichnam darin versuchte, sich herauszuzwängen. Als ob …? Zuerst bohrte sich die Hand des Mannes durch die Erde; die Finger waren blutig und schmutzig. Dann hob sich sein Kopf, die Erde fiel herunter, und der ganze Körper folgte. Er stand aufrecht, schwarz und schmutzig, und Erde fiel ihm aus den Ohren und aus dem Mund. Er spuckte kräftig aus und schüttelte sich energisch, wobei er Erde von Brust und Armen wischte. Ich suchte nach einem Versteck, duckte mich hinter dem Felsblock und sah, wie sich die seltsame Erscheinung langsam umdrehte und mit immer noch lehmverklebten Augen zum Himmel hinaufblickte. Er befand sich im Zustand sexueller Erregung, und die Haut an seinem Penis war zerrissen und blutete stark. Ich habe das ungemütliche Gefühl, daß er mit der Erde kopuliert hatte.
    Als er sich ein paar Minuten abgewischt und geschüttelt hatte, kam seine Haut wieder zum Vorschein, Augen und Nasenlöcher waren frei, und er schien sich zu orientieren. Er strich sein Haar zurück, das gelb durch den Lehm schimmerte, und rannte den Hang hinunter; er sprang über die Grabhügel und verschwand mit lautem Schreien und schmerzhaftem Krachen im Wald.
    Ich verfolgte ihn bis an einen kleinen Bach, einen Zufluß des Boyne, und

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