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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ausschimpfen? Wir wollen ihm dafür nicht mehr Grund geben als nötig. Wenn er mit Schimpfen anfängt, wollen wir sagen können, wir hätten unser Bestes getan.“
    Wir erreichten den Wagen. Der Gärtner, der unter einem Fenster Unkraut jätete, sah uns, grinste und winkte. Ich schob den Fahrersitz nach vorn und fing an, Shirley die Ausrüstungsgegenstände vom Rücksitz zu reichen. „Warum kann Arturo nicht so sein wie dieser Gärtner? Erklär mir das, Shirley. Dieser Mann hat einen fröhlichen Charakter, sieht gut genug aus, spricht perfekt Englisch – was man alles von diesem verdammten Königskastilier nicht behaupten kann.“
    Ich nahm den letzten zusammengeklappten Scheinwerfer aus dem Auto und stand auf, mir den Rücken reibend.
    Shirley lugte auf den Rücksitz. „Nimmst du die E-Mikros nicht mit?“
    „Wozu?“
    „Das ganze Gebäude hat ein Echo wie eine Regentonne.“
    „Shirley, die technische Seite der Angelegenheit kannst du ruhig mir überlassen. Was dir Sorgen macht …“ – ich deutete auf das Haus –  „… ist das Sexsymbol.“
    „Da drin ist es wie in einer Höhle. Wir alle werden uns anhören, als ob wir in einer Regentonne redeten, ich sage es dir.“
    „Wen kümmert das schon?“
    „Du hast mir gerade noch gesagt, du möchtest, daß Artie gut aussieht. Möchtest du nicht auch, daß er sich gut anhört?“
    „Er wird sich schon ordentlich anhören.“
    „Er wird sich anhören wie eine Regentonne.“
    Es gibt Zeiten, da wünsche ich, Schauspieler würden weniger von der technischen Seite der Filmemacherei verstehen. Wenn sie in ihre kleinen Hirne einmal ein paar Kenntnisse gestopft haben, meinen sie, sie wüßten alles. Shirleys Abneigung gegen die traditionelle Tonaufnahme – der Regentonneneffekt – hatte eine gewisse Berechtigung. Das Haus war höhlenartig. Die ursprünglichen Enzephalomikros, die unter dem Haar auf der Kopfhaut befestigt werden und die elektromagnetischen Hirnströmungen in Sprache umwandeln, waren entwickelt worden, um Übertragungsfehler zwischen Mensch und Computer abzuschaffen. Sie lösten das Problem der Hintergrundgeräusche. Ausgerüstet mit einem E-Mikro, konnten Schauspieler jederzeit an jedem Ort Aufnahmen machen. Das Ergebnis könnte auch aus einem Tonstudio stammen.
    Unglücklicherweise brachten Enzephalomikros auch Rückschlage. Ich bin sicher, daß manche großen Geister, die in der Unterhaltungsindustrie beschäftigt sind, um solche Probleme aufzuspüren, Theorien über die Ursachen haben. Ich nicht. Alles, was mich interessiert, ist der Effekt. E-Mikros ruinierten einige große Schauspielerkarrieren, bevor es jemand merkte. Wie traditionelle Mikros nehmen auch E-Mikros modulierte Geräuschfetzen auf; in dem einen Fall sind es die mechanischen Geräusche der Stimmbänder, im anderen sind es elektrische Geräusche aus dem Gehirn des Schauspielers. Ebenfalls wie traditionelle Mikros übertragen sie Feinheiten im Ausdruck, Tonfall, Nuancen der Sprechgeschwindigkeit, kurz die Essenz der Sprachkunst des Schauspielers.
    Sie unterscheiden sich nur in dem Ausmaß, in dem sie diese Unter- und Obertöne wiedergeben. E-Mikros „hören“ nicht nur Stimmgeräusche, sondern auch alle anderen Aktivitäten, die sich im Hirn des Schauspielers abspielen (woraufhin eine Hollywoodgröße meinte, sie sei schockiert, nach all den Jahren feststellen zu müssen, daß in einem Schauspielergehirn überhaupt etwas vor sich gehe). Die Schauspieler selbst jammerten zuerst über ein Problem; sie behaupteten, die neuen Mikros würden „Vibs“ aufnehmen. Techniker hassen Worte wie „Vibs“. Als ob man von einem Computer oder einem Automobil behauptete, es wäre „zusammengebrochen“. Es führt zu nichts, so ein Problem lösen zu wollen.
    Doch die „Vibs“ hielten sich. Bevor jemand vernünftig an das Problem heranging, waren einige große und beliebte Schauspieler (erinnern Sie sich an Charlie Wilson als „Mr. Cuddles“?) der Welt bekannt als die von Grund auf trotzigen, gewalttätigen Naturen, die sie waren. Einige wechselten die Rollen, konzentrierten sich ganz auf bestimmte Charaktertypen. Einige stiegen aus dem Geschäft aus, wie die Stummfilmstars, als der Tonfilm aufkam. Endlich wachte jemand auf. Zuviel Geld, das in die Stars investiert worden war, verpuffte. Wenn ein großer Schauspieler eine nichttypische Rolle übernahm und E-Mikros angewandt wurden, übernahm ein Double mit fröhlicher Grundhaltung (oder gewalttätiger, wenn die Rolle es erforderte) die

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