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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Szene. Totalen und andere nicht ortsgebundene Aufnahmen wanderten zurück ins Tonstudio. Das war der Fortschritt, zwei Schritte vor, einen zurück.
    Warum war ich gegen die Benutzung von E-Mikros bei Arturo?
    Ganz einfach. Der Junge war ein Schwachkopf. Das würde auf dem Band laut und deutlich zu hören sein. Ich erinnerte Shirley an das Phänomen.
    Sie sah mir direkt in die Augen. „So?“
    „Komm schon, Shirley, selbst Selman macht nicht mehr mit, wenn er eine große Dosis von Arturos Vibs mitbekommen hat.“
    „So?“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich meine nur, daß es wohl nicht das Ende der Welt bedeutet, wenn Selman Artie aufgrund seiner Qualitäten ablehnt, und noch weniger, als wenn er ihn wegen des Bankguthabens seines Vaters akzeptiert.“
    „Ehrlich gesagt, du möchtest einen Wechsel, nicht wahr?“
    „Jetzt und immer, ja.“
    „Warum … sind … wir … hier? Frag dich das. Du weißt genauso gut wie ich, worum es hier geht. Man nennt es Geldverdienen, in diesem Fall Peseten. Nicht mehr und nicht weniger.“
    „Es war nicht immer so.“
    „Wann war es nicht so? Seit D.W. Griffith ist es so.“
    „Als ich dich kennenlernte, war es nicht so, wenigstens nicht für dich. Damals war es ehrlicher. Es ging damals darum, gute Filme zu machen, nicht ums Geldverdienen.“
    Ich pfiff. „Himmel, warst du jung. Es geht immer ums Geldverdienen.“
    „Wirklich, Herb? Ich kann das nicht glauben.“
    Bevor wir mit diesem sinnlosen und allzu abgegriffenen Streit – er endete gewöhnlich mit persönlichen Angriffen und Anschuldigungen wie, ich hätte „ausverkauft“ – fortfahren konnten, kam ein Mercedes über den Hügel und auf den Parkplatz gefahren. Das vordere Kennzeichen – deutsch – begann mit einem „M“, vermutlich also ein Geschäftspartner von Señor Guzman aus München. Statt unsere schmutzige Philosophie in der Öffentlichkeit zu verbreiten, wurden Shirley und ich still und beobachteten das Auto.
    Es parkte neben Arturos Ferrari. Ein großer Mann in knöchellangem Ledermantel stieg aus und wandte sich an den Gärtner.
    „Tag, mein Herr.“ Das war in deutscher Sprache.
    Der Gärtner sah zu ihm auf. „Hallo.“
    „Wo kann ich Herrn Gutzmann finden, bitte?“ Nach dem, was von meinem Schuldeutsch übriggeblieben war, wollte er Herrn … ich meine Señor Guzman aufsuchen.
    Der Gärtner, immer noch jätend, deutete auf die großen Holztüren. „Da hindurch und quer durch die Halle. Herr … ich meine, Señor Guzman ist der mit dem Anzug. Der in Wams und Strumpfhosen ist Arturo, sein Sohn.“
    Der Deutsche lächelte amüsiert. „Wams? Wams und Hosen vielleicht?“
    „Nein, nur das Wams. Keine Hose. Es sieht so schon albern genug aus. Er scheint zu denken, das sei Mode. Nicht um alles in der Welt würde ich mich in solch einem Aufzug sehen lassen.“
    Der Deutsche lachte. „Sie haben recht, mein Herr.“ Er wandte sich dem Haus zu. „Vielen Dank.“
    Shirley und ich folgten ihm. Fast ohne nachzudenken, nahm ich das E-Mikro mit den anderen Sachen mit.
    Drinnen trafen wir den Deutschen in der Halle. Er wartete offensichtlich darauf, Guzman zu treffen. Ich blieb neben ihm stehen. „Sie werden vielleicht ein Weilchen warten müssen, um Señor Guzman zu sehen. Sein Sohn macht einen Holotest. Es wird ihn wahrscheinlich etwas verwirren.“
    Der Deutsche runzelte die Stirn. „Wie bitte?“
    „Ich sagte …“
    „Ich kann kein Englisch. I … speak … no … English.“
    Ich versuchte, die Worte auf deutsch zusammenzubringen. Worte wie „Holotest“ und „verwirrt“ konnte ich nicht greifen. Ich gab auf, zuckte die Schultern und lächelte, mir dabei idiotisch vorkommend. Um das Schweigen zu brechen, wechselte ich zu einem einfacheren Thema über und fragte ihn, wie er den Gärtner denn verstanden habe, wenn er kein Englisch beherrsche.
    „Aber er spricht sehr gut Deutsch.“
    „Wirklich?“
    „Wie bitte?“
    Die zarte Brücke der Verständigung brach zusammen. Ich grinste, sagte „Auf Wiedersehen“ und ging Shirley durch die Halle nach.
    „Shirley“
    „Hmm?“
    „Welche Sprache hat der Gärtner gesprochen, als er mit dem Knaben da hinten redete?“
    „Englisch. Warum?“
    „Das habe ich auch gedacht.“
    Eine Gestalt im Wams erschien vor uns in der Halle, winkte in unsere Richtung und befahl uns, uns verdammt zu beeilen.
    Arturo hatte den Raum für den Holotest zur Befriedigung seiner Inspiration ausgestaltet. Ermüdete Diener, inklusive des Mädchens mit der Kappe und der

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