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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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uns zwei Stühle an.
    Er nahm wieder seine Position hinter dem Schreibtisch ein und rieb sich lächelnd die plumpen Finger. „Sie hatten hoffentlich keine Schwierigkeiten, meine kleine choza , mein bescheidenes Heim zu finden?“
    „Als wir durch Barcelona hindurch waren, war alles gelaufen.“ „Barcelona?“ Señor Guzman sah überrascht drein. „Aber Barcelona liegt nördlich von hier.“
    Ich warf Shirley, dem Navigator, einen ärgerlichen Blick zu. „Ich weiß, Señor Guzman, wir würden den Test mit Ihrem Sohn gern so bald wie möglich machen. Mr. Selman ist ein Mann der Tat. Er wünscht eine rasche Entscheidung, ob wir Ihren Sohn unter- und die Sache ins Rollen bringen können, falls Sie mir folgen können?“
    „Nicht ganz, aber ich will sehen, ob mein Sohn zur Verfügung steht.“
    Er berührte ein Intercom. Auf dem Bildschirm erschien ein Mädchen mit einer reichgeschmückten schwarzen Kappe und weißer Schürze. Señor Guzman sagte etwas auf spanisch zu ihm. Ich verstand das Wort Arturito. Sie schüttelte den Kopf. Señor Guzman runzelte die Stirn und bellte einen Befehl. Sie sah erschreckt aus, murmelte entschuldigend und verließ den Bildschirm.
    Señor Guzman lächelte uns an. „Mein Sohn wird in ein paar Minuten hier sein. Ich hoffe sehr, daß Ihr Mr. Selman meinen Arturo mögen wird. Arturo ist trotz der Namensgleichheit mein Jüngster. Seine zwei Brüder habe ich in guten Karrieren untergebracht. Einer ist Rechtsanwalt, der andere Arzt. Arturo möchte ein …“ – Señor Guzman hatte Schwierigkeiten mit seiner Kehle – „… Schauspieler werden. Nein, ich glaube, das habe ich falsch ausgedrückt. Arturo möchte ein Sexsymbol sein. Es ist …“ – Señor Guzman sah verstört aus – „… die Verstiegenheit eines jungen Mannes.“
    Meine Jahre als Scriptwriter (das war ich in Hollywood sowohl als Profi wie als Laie, wissen Sie) kamen mir in den Sinn. Hinter Señor Guzmans Verstörtheit meinte ich eine gewisse Bitterkeit im Tonfall oder Ironie oder ganz einfach die realistische Einschätzung seines Sohnes wahrzunehmen. Bei zwei Söhnen, die respektable Laufbahnen eingeschlagen hatten, und einem dritten, der ein Sexsymbol werden wollte, fühlte ich Sympathie mit ihm. Ich begann, Señor Guzman zu mögen, und das ist immer ein fataler Fehler bei Produzenten. Sie kommen und gehen. Wir Talent-Händler dagegen bleiben.
    Mein Einblick in Señor Guzman brachte mich auf eine ehrliche Frage. Von Zeit zu Zeit habe ich antiproduktive Anfälle von Ehrlichkeit. „Señor Guzman, darf ich Ihnen eine offene Frage stellen?“
    „Sicherlich. Seien Sie offen. Das schätze ich.“
    Shirley hatte die Frage wohl kommen sehen. Sie versuchte, mich in die Hacken zu treten, um mich zum Schweigen zu bringen.
    Ich verschob meinen Stuhl ein wenig, bis ich aus der Gefahrenzone heraus war. „Warum Ihr Angebot, Selman Enterprises diesen Film zu finanzieren?“
    „Ich bin ein Geschäftsmann.“
    „Ein Apfelsinenfarmer, kein Filmemacher.“
    „Ich bin vielseitig.“
    „Filmproduktion ist ein Geschäft mit großem Risiko.“
    „Das weiß ich. Ich kann mir dieses Risiko leisten.“
    „Aber warum wollen Sie das tun?“
    Bevor er noch antworten konnte, öffnete sich die Bürotür, und Arturo Guzman junior stakste herein – eine Menge silbergekräuseltes Haar, ein Wams mit Puffärmeln und enge Hosen. Seine hohen Stiefel hallten auf dem Fliesenboden.
    Sobald Arturo junior seinen Auftritt hatte, war die Antwort auf meine Frage – warum Guzman in Selman Enterprises investieren wollte – ganz offensichtlich; sie zeigte sich hauptsächlich in Guzmans Miene. Der Junge verwirrte ihn. Señor Guzman, ein seriöser Geschäftsmann mit zwei seriösen Söhnen – einem Rechtsanwalt und einem Arzt, um Himmels willen –, hatte auch einen Gecken produziert, eine Primadonna und, falls der Ferrari in der Garage von irgendeiner Bedeutung war, auch einen Angeber. Señor Guzman wünschte sich einen Ort, am liebsten außer Sichtweite, wo er den Jungen unterbringen konnte. Hollywood – eine fremde und exotische Stadt auf der anderen Seite des Erdballs – klang als Köder gut genug. Daß das Gesicht des Jungen, und, was auch immer ihn sonst noch zum Sexsymbol machte, eventuell auf den Holobühnen der ganzen Welt zu sehen sein würde, hieß wenig. Zumindest war der Knabe aus dem Weg, nicht mehr in der Lage, Señor Guzman durch seine Anwesenheit zu belästigen.
    Señor Guzman übernahm die Vorstellung. „Arturo, diese Leute kommen von

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