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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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bei jeder Träne vor, daß sie sich nicht zusammennehmen könne – und verfiel immer mehr.
    Schließlich gab es die Strahlung kostenlos und kein Benzin mehr. Sie könnten das Gaspedal nochmal kräftig durchtreten und aus einer Kurve in einen Vulkankrater hinunterstürzen. Aber das Leben ging weiter. Sie könnten sich melden und in der Bürokratie liebenswerter französischer Hilflosigkeit etwas tun, was den Anschein der Nützlichkeit hätte. Sie könnten wandern, schlafen und weiterleben. Sie könnten …
    Er drehte sich um und sah ihr grünes Kleid. Die beiden Träger, die sich auf ihren braunen Schultern kreuzten und die er immer festknöpfen mußte, wobei ihn Zärtlichkeit überkam. Er sah ihren menschlichen Körper auf einer Wiese auf einer verblichenen rosa Wolldecke. Einer dünnen.
    Die Haßorgie auf die Verantwortlichen war nun zu spät. Sie würde dann sagen: Jetzt ist es zu spät. Eine neue Situation erfordert neue Bedingungen. Neue Empfindungen. Vielleicht würde man mal in Afrika, so die nicht den ganzen Scheiß in die Luft jagten, ihre Liebesgeschichte lesen und aus großen, dunklen Augen Tränen weinen. Tränen über die Schlachtfeld-Europäer und ihre Strahlen- und Feuerbombentoten und ihre leukämischen Kinder, deren Chromosomen das Verhängnis gespeichert haben würden.
    „Komm“, sagte er, „es wird etwas kühl, laß uns weiterfahren. Wir brauchen ein billiges Hotel für die Nacht.“
    Hoffentlich hatte der Bauer unrecht, und es regnete nicht. Sie fuhren weiter in die Zukunft. Mit 85 PS, die unheimlich schnell das letzte Benzin aus dem Tank schlürften.

 
Gerd Maximovič
Die neuen Menschen
     
    Die Wohnung, in die Dr. Glanable eintrat, wies einen geräumigen Flur auf, der jetzt mit Polizisten gefüllt war. Es waren zumeist junge Männer, ungepflegt und struppig, die, als würden sie einen Anhalt suchen, die Maschinenpistolen unter die Achseln klemmten. Crossen, der Polizeioffizier, der den Einsatz geleitet hatte, winkte Glanable den Flur hinunter. Im Vorbeigehen konnte Glanable spüren, wie diese in Lederjacken gekleideten jungen Polizisten ihre Angst ausgeschwitzt hatten.
    Vom Flur führten mehrere Türen ab, die zum Teil angelehnt, zum Teil geschlossen waren. Die Türe ganz hinten war weit geöffnet. Schon beim Nähertreten konnte Glanable sehen, daß die Türe, in der Crossen stand, zum Schlafzimmer führte. Crossen war über die Türschwelle getreten. Glanable folgte ihm, indem er sich an einem jungen Polizisten vorbeidrängte. Mit einem Blick hatte er das Schlafzimmer übersehen, den großen Schrank mit dem Spiegel in der Mitte, das Fenster mit den wehenden Gardinen und unter dem Fenster ein Bett, an dessen Fußende man einen tragbaren Fernseher sehen konnte, mehr eine breite Liegewiese, von der jetzt ein Polizeireporter, der sich Kameras und Batterien um den Hals gehängt hatte, und zwei Polizisten zurücktraten.
    Auf dem Bett lagen zwei nackte, in sommerliche Laken gewickelte Gestalten, die wie in Panik unordentlich über das Bett verstreut waren. Es waren ein Mann, er lag mit dem Gesicht nach unten, und ein Mädchen, sich halb von ihm abwendend, wie zur Flucht entschlossen. Glanable kannte das Mädchen. Es war eines der Mädchen, die Maren aus dem Glaskolben entführt hatte. Man konnte Marens Rücken sehen. Er war von einer Garbe, die aus einer Maschinenpistole gekommen sein mußte, geöffnet. Der linke Arm Marens baumelte über die Kante des Bettes, der andere war zum Kopfkissen erhoben, als habe er zum Fenster hinaufkriechen wollen, bevor ihn die Kugeln trafen.
    Glanable konnte die Augen des Mädchens sehen. Sie waren weit geöffnet, und sie schien auf einen Vorgang, den sie absolut nicht verstehen konnte, zu starren. Ihr Gesicht war wächsern. Über ihr Kinn hatte sich ein dunkelrotes Rinnsal, das bereits erstarrt war, gezogen. Das Blut der beiden war überall auf dem Bett und auf dem braunen Teppichboden zu sehen. Es schien, als hätte man es eimerweise vergossen. Glanable suchte vergebens nach Anzeichen, die darauf hinwiesen, daß die beiden bewaffnet gewesen wären.
    Glanable war um das Bett herumgegangen. Neben dem toten Maren kniete er nieder. Er betrachtete dessen Gesicht von der Seite. Marens Mund war geöffnet, als habe er im letzten Augenblick noch etwas geschrien. In dem einen großen Auge, das gläsern über den Teppich starrte, war ein Ausdruck des Entsetzens und der Panik zu lesen. Ohne daß er es verhindern konnte, hatte sich Glanables Nacken mit einer leichten Röte

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