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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Sexuellem, Widerwärtigem. Sie spuckte auf den Stein und reichte ihn Farrel mit einem Grinsen, wobei sie ihm bedeutete, dasselbe zu tun. Als er darauf spuckte, sah er den großen Phallus, den sie auf den Stein gezeichnet hatte. Mit dem Daumen rieb sie den Speichel in den Sandstein und legte sich lachend auf den fellbedeckten Boden. Sie tätschelte sich den Bauch mit dem Steinchen. Noch immer sagte sie nichts.
    Als Farrel auf ihren liegenden Körper stieg und versuchte, sie zu finden, bemerkte er, daß sie den Stein in den Mund steckte und verschluckte.
    Sie liebten sich ungefähr zehn Minuten lang. Danach war sie offensichtlich enttäuscht, und Farrel war, ohne daß er den Grund gewußt hätte, dem Weinen nahe.
     
    Achte Sendung – fünfzehnter Tag
    Es hatte angefangen. Ich meine, die Bauarbeiten haben angefangen. Gestern bin ich um den Crog herumgeschlichen und auf die Hügel gestiegen, von wo aus man den Boyne übersieht; da, wo der Friedhof liegt. Unten am Fluß herrschte große Aktivität; Männer, Frauen und Kinder sammelten vom Wasser geglättete Granitblöcke für die Wand des Hügels; sie trugen sie einzeln den Abhang hinauf, und die Steinhaufen wachsen. An verschiedenen Punkten wird Erde für den Grabhügel aufgegraben. Mehrere kleinere Gräber auf der Parzelle sind zerstört und Erde und Steine aus ihnen entfernt worden. Die Vergangenheit ist unwichtig geworden. Nur noch der große Hügel scheint von Bedeutung für sie zu sein. Die ersten massiven Basisquader sind auf die Parzelle gezogen worden, und ein Künstler arbeitet an etwas, das eigentlich nur die kleine Türkappe, die über dem Eingang liegen wird, sein kann. Die Arbeit, vor allem die künstlerische Arbeit, wird noch Monate dauern. Die Luft ist erfüllt von den scharfen Klängen der ständigen Meißelschläge, mit denen Symbole und Muster in die behauenen Felsblöcke geschlagen werden, die zum Einbau in das Hügelgrab bereitliegen. Das Tempo, in dem sie arbeiten, ist phantastisch, aber die Arbeit, die vor ihnen liegt, ist ungeheuer. Wen wird man hier begraben? Wen wird man hier ehren?
    Ich bin näher herangegangen, hinter ein paar Bäumen versteckt, und habe den Künstlern bei der Arbeit zugesehen. Stellt euch meine Überraschung vor, als ich sah, daß Tig das Meißeln der Symbole beaufsichtigt. Rund dreißig Männer, alle alt und gebrechlich, kauerten neben oder über ihren Steinblöcken, und jeder arbeitete nach Anweisung des umherhetzenden, prüfenden, schreienden Jungen.
    Ich habe eine Weile fasziniert zugesehen, bis mich die Sonne, die strahlend und heiß auf meinen nackten Rücken brannte, an einen schattigeren Ort vertrieb. Tig muß mich gesehen haben, denn als ich mich bergab schlich, in Richtung auf den Hang, der zu dem noch nicht erbauten Hügelgrab von Knowth hinaufführt, kam er hinter mir hergerannt und rief meinen Namen.
    „Es wird ein großer Hügel werden“, sagte er atemlos. „Ein großer Tempel.“
    „Ein Tempel für wen, Tig?“
    Aber er lachte nur und klatschte in die Hände. „Sie haben alle die Zeichen vergessen, die Zeichen für die Erde, den Wind, das Feuer und das Wasser“, plapperte er vergnügt. „Darum bin ich zurückgeblieben, um mich zu erinnern, um sie zu lehren …“ Er war offensichtlich entzückt darüber. „Bald ist dieser Tig nicht mehr ‚Tig – nie berührt Frau’.“
    „Wird dieser Tig Erde berühren?“ fragte ich ihn.
    Sein Ausdruck verfinsterte sich, aber sogleich strahlte er wieder und grinste. „Dieser Tig nie berührt Erde für immer … aber dieser Farrel … dieser Farrel wird bald Erde berühren … dieser Farrel wird verstehen und die Zeichen lernen.“
    „Dieser Tig kann mich töten“, sagte ich vorsichtig. „Wie er jenen Burton getötet hat.“
    Er schlug mehrmals auf seine Genitalien, nicht fest, aber offenbar ziemlich schmerzhaft, denn er zuckte sichtbar zusammen. „Wenn dieser Tig tötet diesen Farrel, mögen Beine zu Stein werden.“
    Und in diesem Augenblick fühlte ich den Drang, die Faszination des Entdeckens, den Zauber, der mich wie eine überwältigende Ekstase erfüllte, und es zog mich wie ein psychologischer Magnet hinunter zur Erde. Tig tanzte glücklich herum … hatte er meine Besessenheit erkannt? Dann lief er davon und rief über die Schulter zurück: „Dieser Farrel weiß, wohin er gehen muß.“
    Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, zu wissen, und der Angst, zu wissen. Ständig sehe ich Burtons verfaulten Leichnam vor mir liegen, dem eben

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