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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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war ein Fanatiker, bevor er Pilot wurde. Ich glaube nicht, daß er ein kleiner Junge war, bevor er ein Fanatiker wurde, denn ich kann ihn mir nicht anders vorstellen als so, wie er mit seinen 27 Jahren war. Er sah aus wie ein Modell für die Ausgehuniform der Air Force – eine von diesen Plastikpuppen aus dem Kaufhaus, mit perfekten Augenbrauen und künstlichem Rosa auf den Wangen –, aber er war ein echtes menschliches Wesen. Zumindest glaube ich, daß er das war. Q schwört noch heute, daß Scott mit einem Haarnetz und mit Creme im Gesicht schlief – ohne daß er es je mit eigenen Augen gesehen hätte. Außerdem hatte Q den Verdacht, daß Scott kleine gefärbte Linsen auf den Augen trug, um seinen Augen diesen überraschenden, strahlend-blauen Blick zu geben, und vielleicht auch, um eine Sehschwäche zu korrigieren. (Keiner von uns U 2-Piloten sollte natürlich irgendwelche Sehschwächen haben.)
    EINMAL WURDE ICH MORGENS FRÜH MIT BAUCHSCHMERZEN WACH, erzählte Q mir Ende August, UND ALS ICH INS BAD GING, WAR SCOTT AM WASCHBECKEN UND WUSCH SEIN GESICHT. ER SAH ZU MIR AUF, RAY, UND ER SCHIELTE WIE EINE SIAMKATZE, UND SEINE IRIS HATTE DIE FARBE VON FRISCHEM MILCHPULVER. DANN MACHTE ER IRGEND ETWAS MIT SEINEN HÄNDEN UND BEDECKTE DABEI SEIN GESICHT, UND PLÖTZLICH WAR ER WIEDER SO, WIE ER TAGSÜBER IST – MIT VEILCHENBLAUEN AUGEN UND GEMEINEM GESICHT. Q sagte, das sei gegen fünf Uhr morgens gewesen, und Scott habe sich heimlich die Cold Cream abgewaschen. Er sagte, Scotts Haarnetz sei wahrscheinlich in der Tasche seines Bademantels gewesen.
    HAST DU DAS HAARNETZ GESEHEN, fragte ich Q. HAST DU DIE COLD CREAM IN SEINEM GESICHT GESEHEN. BIST DU SICHER, DASS DU NICHT EINFACH BENOMMEN WARST UND DIR IRGEND ETWAS EINGEBILDET HAST?
    ICH WAR NICHT EINFACH BENOMMEN, RAY. DAS SCHWEIN IST IMMER SPÄTER ALS ICH INS BETT GEGANGEN UND FRÜHER AUFGESTANDEN. WÄHREND ICH SCHLIEF, HAT ER SEIN MAKE-UP UND SEIN HAARNETZ ANGELEGT UND SEINE AUGEN HERAUSGENOMMEN. ALS ICH AN DEM MORGEN AUFWACHTE, WEIL MIR SCHLECHT WAR, RAY, DA HÄTTE ICH DAS SCHWEIN BEINAHE BEI SEINEN TRICKS ERWISCHT. DER SAUHUND HAT WEISSE AUGEN, ICH SAG’S DIR!
    ER STEHT FRÜHER AUF ALS DU, sagte ich, WEIL ER NICHT WILL, DASS IRGEND JEMAND IN DER EINHEIT MILITÄRISCHER IST ALS ER, DAS IST ALLES!
    0 schüttelte den Kopf und murmelte, daß er der einzige Mann auf dem Stützpunkt sei, der die Möglichkeit hätte, Scotts „Geheimnisse“ wirklich zu kennen. Es sei verblüffend, sagte Q, daß Scott in der Lage gewesen war, durch alle Voruntersuchungen der CIA drüben in den Staaten zu kommen. Aber damals war ich neu in Incirlik, Malcolm – als Ersatz für einen Piloten, dessen Flugzeug in die Turbulenz von zwei kanadischen Air-Force-Jets gekommen war, über Giebelstadt in Deutschland –, und mein erster Eindruck war, daß Q einfach verrückt geworden war, als er den Sommer über an türkischen Stränden geschwitzt hatte und durch die hethitischen Ruinen in Karatepe gestolpert war. Außerdem hatte ich gesehen, daß er mehr Bier trinken konnte als ich, und so – Doozie hätte ebenso reagiert – traute ich seinem Urteilsvermögen nicht.
     
    Dann lernte ich John Scott Brown aus der Nähe kennen – bei mir. Es war an einem Samstag, Anfang Oktober, und unerwartet heiß. Jemand trommelte plötzlich gegen meine Wohnwagentür, daß es klang wie acht oder zehn Rammböcke. Im Bademantel taumelte ich zur Tür und fand John Scott Brown draußen in der Hitze; er sah sehr adrett, stramm und geschäftsmäßig aus.
    DU SCHLÄFST DOCH NICHT MEHR, ODER! Ich sagte ihm, daß ich nicht mehr schlief, und er sagte: Q HAT UNSER NEST VERSAUT, RAY, UND ICH MUSS RAUS AUS DEM GESTANK UND DEM QUALM. ES WIRD DICH KAUM STÖREN, WENN ICH BEI DIR BIN; DIES IST SCHLIESS-LICH EIN ZWEI-MANN-WAGEN, UND G IST NICHT ZU HAUSE. Er kam die Stufen herauf, betrachtete das Durcheinander wie ein Mann vom Büro des Generalinspekteurs und schnüffelte die Luft, um festzustellen, ob er sie atmen konnte.
    Scott – das hatte ich schon erfahren – hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, zur Personalabteilung der Einheit zu gehen und die Namen von Neuankömmlingen in Erfahrung zu bringen. Dann suchte er aus Vor-, Mittel- und Familiennamen der betreffenden Person denjenigen aus, der ihm – Scott – am besten gefiel und rief den Neuen dann entsprechend. Er selbst bestand darauf, daß man ihn Scott nannte, und viele von uns hier, auch nach seinem Verschwinden und Tod, werden bei unseren Mittelnamen gerufen, nur weil

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