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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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WIR ALLE BORSCHT ESSEN!
    AM ARSCH, sagte Q. DA IST ES JA EIN WUNDER, DASS WIR NICHT ALLE HOT DOGS ESSEN.
    Ein Kellner strich zwischen den Tischen umher – immer wieder sah er zu uns herüber –, und ich hatte gerade meinen Wein verschüttet, weil ich ständig mit meinem Glas herumspielte. Ich legte eine Serviette über die Lache und sah zu, wie sie sich dunkel färbte – ich wollte nicht unbedingt herausfinden, ob der Kellner sich entschlossen hatte, etwas gegen unsere Lautstärke zu unternehmen – Scotts Lautstärke, meine ich, und Qs. Ich fragte mich, ob ich vielleicht versuchen sollte, eine Unterhaltung über Mickey Mantle oder Johnny Unitas anzufangen.
    Da hörte ich, wie der vierte Stuhl an unserem Tisch kreischend über den Boden schleifte. Ich schaute zur Seite und sah – anstelle des zornigen Kellners – einen kleinen Jungen in einem groben Leinenhemd und mit flachen amerikanischen Turnschuhen, die für mich höchstens eine oder zwei Nummern zu klein gewesen wären. Er trug eine ausgebeulte Hose, die ihm bis zur Wade reichte. Er schob den Stuhl herum, bis er schließlich so stand, daß er sich hinsetzen und die Ellbogen auf den Tisch legen konnte.
    YEŞAR! sagte Scott erfreut. WO HAST DU DENN GESTECKT? Der Streit war beendet. RAY, DAS IST YEŞAR ATABÖY. YECAR, DAS IST RAY.
    HALLO, sagte ich. Und der Kellner kam eilig herüber, in der Absicht, den kleinen Yeşar Ataböy aus dem Restaurant zu werfen. Aber Scott bestellte noch ein Essen und schickte den Kellner zurück in die Küche. Der Junge war etwa so alt wie Du, Malcolm, aber viel kleiner und dunkler. Sein Mund war klein und purpurrosa, wie eine Veilchenblüte, und seine Augenbrauen waren über der Nase zusammengewachsen. Wenn man ihn richtig ansah – oder vielleicht sollte ich sagen „falsch“ –, dann schien er eher sechzig als zwölf zu sein. Er war nur ein Junge, aber er hatte die Art von glattem Babygesicht, die manche älteren Männer – wie Dein Großvater, Malcolm – noch mit ins Grab nehmen.
    In stockendem Englisch erzählte uns Yeşar, daß seine ältere Schwester – bei der er gewohnt hatte – soeben „ein bißchen verhaftet“ worden war. Mein erster Gedanke war, daß das Mädchen eine Prostituierte gewesen sein mußte, aber aus dem Rest von dem, was der Junge erzählte, ging hervor, daß sie zu einer verbotenen Derwisch-Sekte gehörte, die man vor etwa zwei Wochen – am Tag, als die Russen ihren Satelliten starteten – dabei ertappt hatte, wie sie langsam und bewußt über einen der Märkte von Adana, den Bazar Hamam , tanzte und dabei ketzerische Verse vor sich hin sang. Deswegen hatte man sie „ein bißchen verhaftet“. Schlimmer noch – gewöhnlich sind es Männer, die auf diese Weise eine Verhaftung herausfordern –, es kommt so gut wie nie vor, daß eine Frau so etwas tut, denn sogar die Derwisch-Sekte, zu der seine Schwester gehörte, sagte Yeşar, sieht es nicht gern, wenn Frauen tanzen. Alle am Tisch äußerten ihr Bedauern.
    KEINE SORGE, sagte Yeşar Ataböy. SIE VERRÜCKT! AM SCHLIMMSTEN FÜR MICH, DASS ICH BIN RAUSGEWORFEN AUS MEIN WOHNUNG.
    DU HAST KEINE WOHNUNG, fragte Scott. WAS IST MIT DEINEM BRUDER, SCHICKT ER DIR KEIN GELD?
    Yeşars Bruder war als Soldat an der russisch-türkischen Grenze stationiert, nicht weit vom Schwarzen Meer. Er war mehmetcik . Sein Name war Nihad, und Q erzählte mir später, daß Nihad kein Geld geschickt hatte, um damit die Miete für Yeşar und seine Schwester in Adana zu bezahlen. Bis man sie „ein bißchen verhaftet“ hatte, hatte Ömir – die Schwester – für ein Bad gearbeitet, das Invalide und andere Kranke versorgte. Yeşars Wohnung war nun kürzlich anderweitig vermietet worden. In den letzten beiden Wochen hatte er in einem Versteck geschlafen, das er selbst in einer der Moscheen der Stadt entdeckt hatte – dort war es bequem, sagte er, weil er immer ein Stückchen Teppich unter sich hatte.
    DAS IST JA SCHRECKLICH! schrie Scott. DAS IST EMPÖREND! DU KOMMST MIT UNS HINAUS NACH INCIRLIK!
    OH NEIN, stöhnte Q.
    Scott wirbelte schneller zu Q herum, als jeder Derwisch das gekonnt hätte. DEIN GANZES VERPISSTES GEJAMMERE UM DIE RECHTE ANDERER MENSCHEN HÖRT SOFORT AUF, WENN DU AUF JEMANDEN TRIFFST, DER WIRKLICH IN SCHWIERIGKEITEN STECKT. YEŞAR BRAUCHT EINEN PLATZ ZUM SCHLAFEN. WIR BRINGEN IHN BEI UNS IM WOHNWAGEN UNTER.
    IN WESSEN BETT? fragte Q.
    DAS IST MIR EGAL – WENN ES SEIN MUSS, IN MEINEM!
    Yeşar gefiel diese Idee, und er sagte, daß er eines Tages in die USA

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