Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
Incirlik vernachlässigten. Wir seien Penner, Idioten und Amateure.
    DU KLINGST BALD GENAUSO PARANOID WIE SCOTT, sagte ich. AM ARSCH, sagte Q.
    ICH HÖRE MICH SELBST. DU HAST WAHRSCHEINLICH RECHT. ER WILL MEINEN ARSCH, DAS MEINE ICH. ER WEISS, DASS ICH IHN NICHT IM WAGEN HABEN WOLLTE, UND DESHALB SCHLEICHT ER NACHTS HIER DRAUSSEN HERUM UND MACHT SICH AN MEINEM FLUGZEUG ZU SCHAFFEN – UND SCOTT MACHT DAS AUCH. BETE ZU GOTT, RAY, DASS ICH NIEMALS MEINEN SCHLEUDERSITZ BRAUCHE, DENN WENN ICH DAS VERDAMMTE DING JEMALS ZÜNDEN MUSS, DANN WIRD ES MICH GERADEWEGS DURCH DIE NASE VON MEINEM BABY SCHIESSEN. SIE HABEN AN DER SPRENGLADUNG HERUMGEFUMMELT.
    NEIN, DAS HABEN SIE NICHT. ICH ZEIG’S DIR.
    NEIN! NICHT ANFASSEN! BLEIB DA WEG! Bevor er mit den diversen Checks anfing, die wir bei offener Haube machen sollen, schloß Q seine Sichtscheibe und klappte die Haube zu. Bald darauf bohrte sich das Heulen seiner Maschine in mein innerstes Ohr, und ich trat zurück, die Hände seitlich an den Kopf gelegt – das Geräusch klingt ein bißchen wie ein riesiger Staubsauger und ein bißchen wie eine Katastrophensirene. Als ich dort in dem heißen Wind auf dem Asphalt stand – daran erinnere ich mich –, da hatte ich ein bißchen Angst, Q könnte von diesem Flug nicht zurückkommen; es war eine seltsame Intuition. Aber er kam zurück, und danach war ich sicher, daß Q genauso verrückt war wie Scott. Vielleicht ist er noch verrückter.
    Der Grund dafür, daß es mir gefällt, ist, glaube ich, daß man allein und unentdeckt ist – beim Fliegen, meine ich. Man ist allein und unentdeckt und sehr mächtig. Es ist sogar noch besser als die Träume, die ich immer habe, daß ich ohne Hilfe fliegen kann, indem ich mich nach Belieben in die Luft erhebe und meinen Körper ausstrecke. In diesen Träumen, Malcolm, bin ich immer im Hause. Ich kann von Zimmer zu Zimmer fliegen – oder Korridore entlang – oder um die Lampen und Kronleuchter in irgendeinem anonymen Landhaus herum –, aber ich kann niemals draußen fliegen. Draußen gibt es Bäume, Telefondrähte und – was das Schlimmste ist – Windströmungen, derentwegen ich meinen Flug nicht kontrollieren kann. Deshalb sehe ich mich, wenn ich vom Fliegen träume, immer knapp unter einer Decke – mit ausgestreckten Armen und eingezogenem Kopf, damit ich mich nicht am Putz über mir stoße. Ich fühle mich, wie die Gebrüder Wright sich mit ihrer Kitty Hawk gefühlt haben müssen: mächtig und glücklich, aber der Grenzen des Flugzeuges sehr bewußt.
    Leute, die träumen, daß sie fliegen können – habe ich gehört – sollen Opfer eines „Überlegenheitskomplexes“ sein. Ich träume häufig, daß ich fliegen kann – zumindest drinnen –, aber ich hatte noch nie wirklich das Gefühl, daß ich eine überlegene Person bin. Vielleicht bin ich ein überlegener Pilot, aber ich bin ganz sicher kein besserer Mensch oder ein besserer Christ oder ein besserer Vater. Ein Mensch, der träumt, daß er nur im Hause fliegen kann, muß wohl einige Zweifel an seiner Überlegenheit haben, meinst Du nicht auch? Ich glaube, ich bin bescheiden in den paar Dingen – eigentlich fällt mir jetzt nur das Fliegen von Regierungsflugzeugen ein –, bei dem ich vielleicht überlegen bin. Ich weiß, das klingt komisch, aber es ist wahr. Ich bin nicht einmal stolz darauf, daß ich in diesen Dingen – oder in diesem einen –, in denen ich vielleicht überlegen bin, bescheiden bin. Das Beste an mir, Malcolm, bist wahrscheinlich Du.
    Aber dieses Flugzeug zu fliegen – man hat uns erzählt, daß die Russen es die Schwarze Dame der Spionage nennen, obwohl wir die U-2 seit kurzem silberblau anstatt schwarz streichen – ich nehme an, daß sie das nicht wissen – ist besser als träumen. Die U-2 zu fliegen ist besser als sich in einer Telefonzelle Strumpfhosen und ein Cape anzuziehen. In einem Druckanzug und einer zierlichen, kreuzförmigen Maschine ist man so nahe am Himmel, wie man es nur sein kann. Die Erde liegt unter Dir – entblößt, nackt und verwundbar –, und der Himmel umschließt Dich wie blaßblaue Zuckerwatte. Du hast das Gefühl, daß Gott Dein Copilot ist – das hat Du tatsächlich. Du hast das Gefühl – wie es in dem Pilotengedicht heißt –, daß Du oft die Hand ausgestreckt und Gottes Gesicht berührt hast. Aber Du fühlst auch Ehrfurcht und Demut bei diesen Gefühlen. Zumindest tue ich das – und das ist die Wahrheit.
    Sie bezahlen mir nicht 30000 Dollar im Jahr dafür, daß ich dieses

Weitere Kostenlose Bücher