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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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reisen wollte. Die Städte, die er besonders gern sehen wollte, waren Wichita – davon hatte er Scott reden hören – und Kalifornien. Als sein Essen kam, verschlang er es, während Q und ich dabeisaßen und ihm zuschauten wie zwei alte Chinesen. Q rauchte eine dicke, braungrüne Zigarre und blies Rauch über Yeşars Teller, aber das geschah vielleicht ohne Absicht. Scott wurde immer fröhlicher, je mehr Yeşar aß – er versuchte, durch den Qualm von Qs Zigarre hindurch mit dem Jungen Türkisch zu reden -; er aß sogar baklava zum Nachtisch, während Q und ich mit unseren Stühlen scharrten.
    Scott und Q hatten Motorroller, und damit fuhren wir zum Stützpunkt zurück, Yeşar hinter Scott, und Dein Daddy an Q geklammert. Nach Einbruch der Dunkelheit mit einem Motorroller durch die Straßen von Adana zu fahren, das ist wie eine Achterbahnfahrt – besser als im Kinderparadies in Wichita –, aber die diensthabenden Wachtposten wollten nicht gestatten, daß Scott Yeşar auf das Gelände der Einheit 10-10 brachte, und Scott flog aus seinen Gleisen wie ein wildgewordener Achterbahnwaggon. Er sagte den Wachtposten, daß sie vorschriftenhörige Schaumschläger seien, wenn sie seinem Jungen – für den er eine UN-Patenschaft hatte – ein Bett für die Nacht verweigern würden. Ob sie etwa wollten, daß Yeşar in einem Gotteshaus der Ungläubigen nächtigte. Die Posten waren Zeitsoldaten, und Scott wurde lauter und lauter, bis einer von ihnen sagte: GEHEN SIE HINEIN, SIR – SCHAFFEN SIE IHN NUR MORGEN FRÜH WIEDER HINAUS, OKAY. Und Yeşar verbrachte die Nacht bei mir, weil ich ein freies Bett in meinem Wagen hatte und Scott und Q nicht.
    Am nächsten Tag ging Scott zum Lazarett und schwatzte einem Sanitäter ein paar Flaschen Wasserstoffsuperoxyd ab. Dann bleichte er Yeşar Ataböy die Haare und zog darauf mit ihm auf dem Gelände herum und stellte ihn als seinen Sohn Curt vor – Curt ist über Athen aus den Staaten eingeflogen worden, als Belohnung für Scott, weil er seinen Vertrag verlängert hat. Wie er so auf Scotts Schultern saß, sah der Junge aus wie ein Barbary-Affe, den Scott auf einem Erholungstrip nach Gibraltar oder Tripoli aufgelesen hatte – ein Barbary-Affe mit struppigem, kränklichgelbem Haar auf dem Kopf.
    Sogar Q dachte, daß Scott jetzt wirklich zu weit gegangen war. Der General würde ganz sicher Wind von Scotts durchsichtiger Lüge bekommen, er würde ganz sicher sehen, wie er Yeşar huckepack über den Stützpunkt trug. Dann würde es aus sein mit der Maskerade, und Scott würde in den Staaten landen, entlassen aus medizinischen Gründen, mit einer kleinen Invalidenpension. Aber so kam es nicht. Curt – Yeşar – wurde von jedermann als Scotts Sohn akzeptiert, obwohl niemand wirklich glaubte, daß er es war, und je nachdem, wer von uns Nachtflüge zu machen hatte, wohnte der Junge drei oder vier Nächte in der Woche in meinem Wohnwagen und die restliche Zeit bei Scott und Q.
    Das ist auch ein Grund dafür, daß ich noch nicht geschrieben habe, Malcolm. Yeşars häufige Besuche haben es mir schwergemacht, mich hinzusetzen und Dir zu schreiben. Ich kann das überhaupt nicht erklären – aber seine Anwesenheit im Wagen, seine Anwesenheit auf dem 10-10er Gelände – machte mir ein schlechtes Gewissen, weil ich Dir schreiben wollte . Ja, ich hatte, wegen dieses alten kleinen Jungen mit seinen schwarzen, raupenartigen Augenbrauen und seinem gelbsüchtigen Haar, größere Schuldgefühle, weil ich Dir schreiben wollte, als deshalb, weil ich es nicht tat.
    Yeşar Ataböy wurde das Kind unserer Einheit. Die übrigen Piloten und ich waren ebenso seine Väter wie Scott, und nur Q schien eine ausgeprägte Abneigung gegen ihn zu haben. Eines Morgens, als Q sah, wie Scott mit Yeşar auf den Schultern geradewegs über die dampfende Rollbahn hinausging, schlug er Krach und ließ die beiden entfernen.
    DER JUNGE IST EIN SPION! brüllte er von der Leiter an seinem Flugzeug herunter. ER IST EIN ARMENISCHER SOWJETSPION, UND ER WILL MIR EINE MINE IN DEN SCHLEUDERSITZ STECKEN! Weil Q seinen schwerfälligen Fliegeroverall trug, die Sichtscheibe an seinem Helm hochgeklappt, konnte er nichts anderes tun als seine Vorwürfe über den Asphalt schreien. Zwei Posten in einem Jeep eskortierten Scott und Yeşar jedoch von der Bahn herunter, und als sie verschwunden waren, half ich Q ganz in sein Cockpit hinein. (Ich war Flugsicherheits-Offizier in jenem Tag.) Q brummelte und nörgelte, wie wir doch die Sicherheit auf

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