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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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MAG ZU LEBEN, ES MUSS DA DRAUSSEN SEIN, RAY – ES IST TODSICHER NICHT HIER UNTEN. ABER DU WÜRDEST MICH NIE DAZU BRINGEN, DAS NOCH EINMAL ZUZUGEBEN, NICHT EINMAL MIT SPLITTERN UNTER DEN FINGERNÄGELN UND GLÜHENDEN ZANGEN AN DEN EIERN.
    WAS HAST DU GESAGT? fragte ich und kippte überrascht meinen Stuhl nach vorn.
    WIR SPIELEN JETZT STUD MIT FÜNF KARTEN, erwiderte Scott.
    TEIL AUS, SERENO, BEVOR DU DAS GANZE ALLAHVERDAMMTE SPIEL AUFWEICHST.
    Yeşar klappte seine Sichtscheibe hoch. NICHT ALLAH, sagte er und yokkte Allah aus seinem Dasein. GUTE GRUND SERGEANT HAT ZUM WEINEN. EGAL, WEICHE KARTEN – EGAL.
    Der Junge gewann die nächsten vier Spiele, und dann sagte Scott, es sei nun Schlafenszeit für Yeşar. Er setzte ihn auf seine Schultern, lief im Entengang herum und schüttelte den anderen Gästen die Hände, versprach mir, am nächsten Morgen beim Aufräumen zu helfen und ging hinaus in die Dunkelheit, mit einem kleinen türkischen Affen auf dem Rücken. Ich sah, wie sie auf ihren Wohnwagen zuwankten – die Helmschale auf Yeşars Kopf schimmerte geisterhaft im schwachen Mondschein. Scott sang „Shine on, Harvest Moon“ mit seinem wundervollen, betrunkenen Tenor.
     
    Ein paar Tage, bevor ich diesen Brief anfing – etwa eine Woche nach dem Fehlstart des Vanguard-Satelliten –, verschwanden John Scott Brown und Yeşar Ataböy. Sie nahmen eine U-2 mit. Ich schätze, sie brachten das Flugzeug so hoch es ging – angestachelt von Scotts Angst vor dem im Entstehen begriffenen X-15-Programm der Air Force, von dem er neulich Wind bekommen hatte. Bei seinem Radiokontakt mit Sgt. Sereno meldete Scott, daß sie zehn Meilen hoch waren … dann zwölf … dann vierzehn. Sie waren dicht unter der Maximalhöhe der U-2, aber immer noch zogen Scott und Yeşar ihr Flugzeug höher.
    WIR FLIEGEN ZUM MOND, habe Scott ihm gesagt, behauptet Sereno. DIE ERDE LIEGT UNTER UNS WIE EINE KRIEGSKARTE. SIE IST SCHÖN, ABER KALT – ALSO FLIEGEN WIR ZUM MOND.
    AUF DEM MOND IST ES NOCH SCHLIMMER, habe er geantwortet, sagt Sereno. UND SIE HABEN NOCH NICHT EINEN BRUCHTEIL DES WEGES HINTER SICH. DER GENERAL BEFIEHLT IHNEN ZURÜCKZUKOMMEN.
    SAG ALLEN, WIR GEHEN. SAGS ALLEN, WENN WIR ANKOMMEN. ÜBRIGENS FLIEGT YEŞAR DIESES DING, UND ER UNTERSTEHT NICHT DEM BEFEHL IRGENDEINES OFFIZIERS DER US AIR FORCE. ER IST EIN TÜRKISCHER STAATSBÜRGER. ICH BIN KEIN SELBSTSÜCHTIGER SCHWEINEHUND, SERENO. ICH TEILE DEN RUHM.
    BITTE, SIR, VERANLASSEN SIE DEN TÜRKISCHEN STAATSBÜRGER, SIE ZUM STÜTZPUNKT ZURÜCKZUBRINGEN.
    GEHT NICHT, erwiderte Scott. ZUM MOND ODER NIRGENDWOHIN.
    Sereno diskutierte, er flehte. Er sagte Scott, daß die U-2 – so brilliant konstruiert und leistungsfähig sie als Flugzeug auch sei – niemals für den Einsatz an der Grenze zum Weltraum gedacht gewesen sei, geschweige denn für das Vakuum zwischen Erde und Mond. Selbst wenn sie Scott und Yeşar durch eine phantastische Erweiterung ihrer Steigfähigkeit bis in die Stratosphäre, die Thermosphäre und die Exosphäre (!!!) hinaufbrächte – all das war so unwahrscheinlich, daß Sereno weinen mußte, als er die Irrationalität von Scotts Hoffnungen umriß –, dann würde das Flugzeug in diesen schwindelerregenden Höhen immer noch manövrierunfähig sein. Es war schließlich immer noch ein Flugzeug und kein Raumschiff, und die geringe Dichte der Atmosphäre bei hundert Meilen und mehr würde die weiter steigende, laut bebende U-2 in ein „ungesteuertes Geschoß“ verwandeln. Ihre Flügel wären ein tödliches Versprechen, und ihre Maschinen wären etwa so nutzlos wie die Pedale eines Fahrrades. Yeşar würde irgendwo über Scotts Knien herumschweben, ebenso alle ungesicherten Ausrüstungsgegenstände, die ein U-2-Pilot für den Fall eines Absprungs oder einer Notlandung mit sich führt. Wenn die Sitztasche, die diese Ausrüstung enthielt, sich löste, dann könnte man sich leicht vorstellen, wie Passagier und Pilot – ganz gleich, wer nun was war – von schwimmenden Signalraketen, Ringen und Armbanduhren, ausländischem Geld (Münzen und Noten), Wasserreinigungstabletten und einem Sortiment von folienverpackten Kondomen umgeben wären. Pilot und Passagier würden in die äußere Atmosphäre gelangen, umgeben von einem so banalen und irdischen Durcheinander, daß ihr Tod jegliche Romantik verlieren würde. Sie wollten doch nicht, daß das passierte, oder. Sereno zischte sie durch sein Radio an und versuchte, sie zum Stützpunkt zurückzulocken, indem er ihnen den schändlichen,

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