Kopernikus 6
Vierhundert Millionen Zuschauer fuhren.
„Aus N EW Y ORK D IE CBA-S ATELLITE -W ELTNACHRICHTEN ; S OFORT U ND W IRKLICH M IT M AXWELL T ODD …“
Sein Gesicht wuchs aus dem brennenden Globus hervor, die Krisenherde des Fuseltreibstoffkriegs in seinen Augen und das CBA-Logo leuchtend auf seinen Wangen.
„Willkommen Amerika, ich bin Maxwell Todd. Fahrt mich heute abend und verpaßt bloß nichts! Die Schlacht um den Fuseltreibstoff steht kurz vor dem Explodieren. Vielleicht passiert es hier, vielleicht erlebt ihr es live, wenn ihr bis zum Ende fahrt. Wenn die Blase platzt, dann haben wir es hier zuerst, weltweit, und sofort bekommt ihr dann gleich das Schlimmste mit …“ Im eisblauen Licht des Nielsen-Messers las ich die Sofort-Einschaltquote. 39,70 fuhren die Röhre in den Weltuntergang, live mit Maxwell Todd.
„Hey Sid!“ sagte Selene, Morrie Blooms Schnalle. „Hat geheißen, daß du das Handtuch geschmissen und für immer abgeklinkt bist. Schön, dich mal wieder an Bord zu sichten!“ Sie stieß mir mit dem Ellenbogen in die Rippen, daß der Flammer durchgeschüttelt wurde.
Ich dachte, daß ich ihr erzählen sollte, was ich vorhatte. Und dann sagte ich es ihr. „Selene“, flüsterte ich, „ich habe einen Plan.“ Vielleicht hielt sie es für einen Witz, weil ich das dämliche Grinsen nicht mehr unterdrücken konnte, das sich auf meinem Gesicht eingefahren hatte. „Das hier ist obszön. Sie heizen den Krieg an, weil unsere Nielsen-Quote dadurch steigt.“
„Stimmt“, sagte sie. „Jetzt sind es 41,20.“ Eine Katze hätte sich das Maul geleckt.
„Und sie klinken einen Weltuntergang für die Zuschauer-Charts“, sagte ich.
„Sieht ganz so aus“, sagte Selene.
„Ich werde es stoppen“, sagte ich zu Selene. „Ich werde Max umbringen.“
Diesmal fuhr sie sich tatsächlich mit der Zunge über die Lippen. „Wie das den Nielsen anheizen würde! Was für eine Bombe! Was für eine Gehirnfetzerfahrt!“ Auf dem Schirm in der Halle nahm uns Max mit seiner Stimme live mit zur Flächenbombardierung Zentralbrasiliens.
„Huiii!“ pfiff Selene und winkte mir ab. „Komm und verteil mir das nach der Sendung. Siehst du das? Eine Quote von 55,92!“
„Hier blicken wir jetzt von ganz ganz oben herunter“, sagte Max gerade in die Röhre. „Der Golf wird von einem Feuerring erdrückt: Kuba brennt, Jamaika brennt, Haiti brennt und Panama … kein anderes Netz hat diesen Überblick, niemand hat den Hochsatelliten … Gott, die Atombomben jetzt, da geht der Hafen von Tampico hoch … dort drüben, Havanna … Gottgott, fahrt ihr … verpaßt es nicht! Denkt dran, wenn die Welt Krieg führt, hat CBA die umfassendste Berichterstattung … und jetzt …“
Ich fror. Morry Blooms Privatfahrstuhl stank nach seiner Zigarre. Jetzt, wo ich mich entschlossen hatte, fühlte ich mich sehr ruhig, wie ein Schiff, das auf ruhiger See treibt. Ich beobachtete, wie die Stockwerkzahlen immer größer wurden, und verließ den Fahrstuhl im neunundzwanzigsten Stockwerk, die Wut des Sonnenflammers vor mich gereckt, eingeschaltet, einsatzbereit. Auf dem Kachelboden des Korridors erblickte ich Asche. Ich roch Rauch und stellte mir einen Augenblick lang vor, daß ein anderer Flammer schon vor mir hiergewesen wäre, daß er schneller gewesen wäre und mich ausgestochen hätte, wie wir Videomäcks eben so kämpfen.
Aber ich hörte Max und sah ihn auf dem Wiederholungsschirm. Die Asche stammte lediglich von Morrie Blooms Zigarre, sie war fallengelassen worden, als sollte sie eine Spur erzeugen. Ihr wart mit Max im Jagdflugzeug, das soeben das Herz von Maui in eine kochende Lagune verwandelt hatte, eine zweite Plasmagranate war noch nicht am Boden angekommen, die Minikamera an ihrer Spitze führte euch in die Hitze und den Schaum
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