Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
Leo­pard stampf­te er hin und her. „Die Ab­lö­se­sum­me ist auf dein Kon­to über­wie­sen wor­den. Je eher du gehst, um so mehr ge­fällst du mir. Ab zum Aus­gang, Sid!“
    Ich riß mich zu­sam­men und sah ver­mut­lich aus wie ein Clown, eins-vierund­sech­zig groß, mit be­gin­nen­der Glat­ze und fett.
    „Ich wer­de dir nicht er­zäh­len, daß Max und ich ein Pa­ket bil­den“, sag­te ich. „Du hast den Kon­trakt selbst. Du weißt es. Ich wer­de dir nicht er­zäh­len, daß Max oh­ne mich nicht ar­bei­ten wird. Ich weiß nicht, ob das noch stimmt. Aber nimm dei­ne Au­gen mal lan­ge ge­nug von den Niel­sen-Charts, um zu se­hen, daß mit Max ir­gend et­was nicht stimmt. Wenn es mir nichts aus­mach­te, dann wür­de ich dein Geld neh­men und ge­hen. Mor­rie, du bist ein Igno­rant und ein Würst­chen. Heu­te abend ha­be ich den Be­weis da­für be­kom­men, daß ich vor dir noch viel mehr Angst ha­ben muß als vor Max. Was ich al­so tun wer­de, das ist, mich auf den Ver­trag zu be­ru­fen und dich zu sei­ner Ein­hal­tung zu zwin­gen.
    Ich über­neh­me die Ver­ant­wor­tung für das, was er war, und für das, was aus ihm ge­wor­den ist. Weil ich die­se Ver­ant­wor­tung über­neh­me, wer­de ich auch nicht ge­hen. Aber ich ge­be dir hier­mit ab so­fort die­se Ver­ant­wor­tung wei­ter.“
    Bloom war auf hun­dert­acht­zig und ver­seng­te mir mit der Zi­gar­re, die er mir ins Ge­sicht stach, bei­na­he die Na­se. „Wenn du glaubst, daß du noch mal in die­sen Ma­cher­ses­sel zu­rück­kehrst, dann denk noch mal gut nach, Sid. Wenn wir dich be­zah­len müs­sen, dann be­zah­len wir dich eben. Aber du rührst nichts mehr an. Wir ha­ben ei­ne gan­ze Meu­te jun­ger Heiß­ho­sen­ma­cher, die dar­auf war­ten, dei­nen Platz zu über­neh­men. Viel­leicht ver­wen­den wir dich als Ma­cher bei der Hard­Co­re Sat Net Inc.“
    Max fing mich un­ten im Foy­er ab, un­ter dem sil­ber­nen CBA-Dreh­glo­bus, auf dem die Kri­sen­ge­bie­te leuch­te­ten, von de­nen die Stets-am-Geld-Lin­sen der CBA euch das Übels­te und Häß­lichs­te brach­ten.
    „Sid“, lach­te er mit sei­ner Klink-nicht-aus-Stim­me. „Mach kei­nen Quatsch, komm zu­rück. Es sind gu­te Leu­te. Es sind Leu­te, die im­mer am Ziel blei­ben.“
    „La­ber mir kei­nen vor, Max“, sag­te ich.
    Ei­ne Se­kun­de lang fiel die Mas­ke ab. Sein Schmerz be­rühr­te mich. Sein Ge­sicht war nackt, un­ge­schminkt und arg­los, und er sag­te mit ei­ner Stim­me, die ich seit den schö­nen ers­ten Zei­ten von Io­wa nicht mehr an ihm ge­hört hat­te, mit ei­ner Stim­me, von der ich bis heu­te schwö­ren möch­te, daß sie nicht die ei­ner TV-Per­sön­lich­keit war: „Sid“, sag­te er, „beim Naz, ich schaf­fe es nicht al­lein! Sie ha­ben mich bei der Gur­gel.“
    We­gen die­ser Stim­me, we­gen die­ser Ent­schul­di­gung ha­be ich ihn ge­tö­tet. Ich tö­te­te ihn, um ihn zu be­frei­en. Sein Kopf hing her­ab, sei­ne Lip­pen öff­ne­ten sich, und die Stun­den­glo­cke er­tön­te und sag­te das En­de der Abend­nach­rich­ten an. Mit die­sem Glo­cken­klang starb der zar­te, arg­lo­se Fun­ken in ihm, und die Mas­ke kehr­te zu­rück.

6

    Ta­ge­lang ha­be ich Max über­haupt nicht ge­fah­ren. Ich be­schäf­tig­te mich mit dem Hard­Co­re-Netz, das ich nur mit ei­nem Sprung in den Schleim ver­glei­chen kann. Ich hielt mir den Kopf zu und be­hielt die Au­gen an die Ta­fel ge­hef­tet, die das Feed­back des Ge­fühls­felds wie­der­gab, Feed­back von Fah­rern, de­ren See­len ich nicht hät­te ha­ben mö­gen, und wä­re ich der Hin­ke­fuß per­sön­lich ge­we­sen.
    Fahrt ihr das Hard­Co­re-Sat-Netz? Es ist ein Ha­fen für al­le, die so ka­putt und tot sind, daß sie die Kra­wal­le und die Ver­stüm­me­lungs­sze­nen über­haupt nicht mehr an­klin­ken kön­nen. Wenn ihr es fahrt, dann has­se ich euch. Ich ha­be es ei­ne Wo­che durch­ge­hal­ten. Ei­ne Snuff-Sze­ne gab mir den Rest, da ha­be ich das Hand­tuch ge­schmis­sen.
    Mor­rie Bloom rich­te­te sei­ne Zi­gar­re auf mich und sag­te: „Nimm dir ein paar Ta­ge frei. Viel­leicht kommst du drauf, daß die Abend­nach­rich­ten doch nicht so schlimm sind, wie? Ich kann dir ehr­lich sa­gen, daß der Stüm­per, den wir ge­ra­de als Ma­cher für Max

Weitere Kostenlose Bücher