Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
leidet er an Maschinenasthma, das sich eklig anhört. So halte ich ihm einfach mit der Linken die Lautsprecherklappe zu.
    Ich möchte so alt werden wie Du, Mami, also mindestens siebenunddreißig. Falls es ein Wiedersehen gibt … wirst Du Dich hoffentlich an mich erinnern können – nach so langer Zeit.
    Deine Tocht-
     
    Für die fehlende Silbe ‚ter’ und die Unterschrift reichte der Wochenlohn der Astrolantin nicht mehr aus. Wie die Gewerkschaftsbank für jugendliche Arbeitnehmer mitteilt, werden sogenannte Überziehungskredite erst nach Vollendung des vierzehnten Lebensjahres gewährt.

 
Greg Bear
Im Wind einer brennenden Frau
THE WIND FROM A BURNING WOMAN
     
    Fünf Jahre danach war die Glasblase noch immer intakt, die Seile und Rohre waren gespannt, und der Anblick der Stadt – die die Oberfläche von Psyche umhüllte wie ein taubenetztes Spinnennetz einen geworfenen Stein – war nach wie vor atemberaubend. Die Stadt freilich stand leer. Suchmannschaften des Hexamons hatten hinausgekehrt, was an vertrockneten Häuten und Knochen übriggeblieben war. Der Asteroid war wieder sauber. Die Seuche war vorbei.
    Giani Turco wandte die Augen von der Sichtluke ab und schaute sich die Vitrinen an. Mit ihrer Vorgangsweise zufrieden, bestellte sie eine Mahlzeit und gab ihren Arbeitsplan zur Straffung und Raffung in den Prozessor ein. Sie führte sechs Luftbehälter mit, genug für drei Tage. Es galt, keine Zeit zu verlieren. Die Roboterwachen in der Umlaufbahn um Psyche waren schon seit gut einem Jahr außer Betrieb und würden keinen Widerstand leisten, aber in den Blasen hatte man vier kleine Verfolgungswanzen angebracht. Sie schalteten sich aus, wann es nur ging, ihre Anwesenheit würde sie jedoch aktivieren. Zeitaufwand, um ihnen aus dem Weg zu gehen und sie schließlich auszuschalten: laut Prozessor eine Stunde und vierzig Minuten. Der endgültige Plan wurde von einem am Ohr festgeklemmten Schreiber in ihr Sichtfeld projiziert. Sie blickte geradewegs auf Psyche hinaus, als der Ausdruck begann. Die Wirkung – rote Ziffern und Buchstaben auf grauem Fels und schwarzem Weltraum – war graphisch sehr gelungen, vergleichbar einem Lehrfilm.
    Turco hatte die Ausbildung sechs Wochen zu früh abgebrochen. Sie benötigte weder ein Abschlußzeugnis noch die Zustimmung des Hexamons oder derlei Firlefanz. Ihr Fahrzeug hatte sie aus einer Umlaufbahn um die Erde gestohlen, die Papiere und Kreditkarten waren gefälscht, und ihre Absichten liefen denen der sechzehn Körperschaftspulte gänzlich entgegen. Auf der Erde würde man sie in einigen Stunden hassen und schmähen.
    Die Verlockung, hämisch zu grinsen, wurde in ihr übermächtig – reine Theatralik, denn sie war allein –, aber sie ließ sich dadurch nicht in ihrer Konzentration stören. (Sie waren schlimmer als Schafe, diese ängstlich auf Sicherheit bedachten, diese feigen Bürger, die stillschweigend die Kräfte unterstützten, die ihren Vater in den Selbstmord getrieben und ihren Großvater ermordet hatten: die Sicherheitsbeflissenen, die durch die Technik lebten, aber an Einflüsse glaubten wie: Sterne, Logos, Schicksal und Pneuma …)
    Zur Nervenberuhigung sang sie bei der Auswahl des Landeplatzes ein kurzes Lied.
    Das Schiff, eine kleine Weltraumfähre, berührte den Asteroiden wie eine Motte, die sich auf einem Felsen niederläßt, und warf Anker. Sie steckte Arme und Beine in die Öffnungen des Raumanzugs, und die schlaffe Hülle schloß sich automatisch am Hals. Die Kabine war zu eng, als daß man einen Raumanzug hätte anders anziehen können. Sie langte nach oben und holte den Helm herunter. Sie schob so lange an ihm, bis alle halbflüssigen Dichtungen griffen und quietschten, dann begann sie mit dem Ablassen der Kabinenluft. Sodann öffnete sich die Kabine der Mitte nach, und sie schwebte sanft und fiel noch langsamer auf die Oberfläche Psyches hinab.
    Einmal wandte sie sich um, um zuzusehen, wie sich die Kabine verklammerte, und um zu überprüfen, ob die Antriebskammern hinter den Tanks durch die ungewöhnlich lange Reise Schaden gelitten hatten. Sie hatten sich gut gehalten.
    Nach einem Flug von zwanzig oder fünfundzwanzig Metern ergriff sie einen Führungsdraht und hangelte sich auf die nächste Glasblase zu. Vor fünf Jahren hatten die milchigen Halbkugeln noch die Familien der Arbeiter beherbergt, die die Sprengladungen angebracht hatten, mit denen Psyches sieben innere Kammern herausgesprengt werden sollten. Von den Vlasseg- und Janacki-Polen auf

Weitere Kostenlose Bücher