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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ein braver Junge in ihrer Zelle eingeschlossen?“ Bensmiller schwitzte.
    „Ich habe Sie gesucht. Als die Sirenen ertönten, kam alles angelaufen. Außer Ihnen.“
    „Meine Ohren sind noch nicht frei.“
    „Die Sirenen haben schon ihren Sinn. Gehen wir.“
    Mit einem gespenstischen Schnappen gab die innere Schleusentür nach und verschwand zischend in ihrer Verschalung. Die beiden Männer blieben stehen. Im Lärmgewirr aus Schleuse Sechs war das Geräusch eines Mannes zu vernehmen, der Schmerzen hatte.
    Bensmiller seufzte kurz auf. Er wandte sich um und rannte zurück zur Schleuse. Chamblen sagte nichts, sondern schritt langsam, fast zögernd weiter, auf die winzige Zelle zu, in die ihn die Sirenen befahlen.
    Man hatte drei Männer hineingetragen. Staubige Gestalten in anonymen Schutzanzügen standen um sie herum und rissen mit Fingern, Messern und Blechscheren am zähen Halbmetallstoff der Schutzanzüge. Als Bensmiller sie fast erreicht hatte, schoben mehrere Männer in sauberen Druckanzügen zwei Chirurgiewagen an ihm vorbei. An ihren Armen trugen sie das weiße Band mit dem roten Kreuz. Er drückte sich an die Wand, um sie vorbeizulassen, und schritt dann weiter.
    Kreski brüllte gerade Befehle und rief in ein Funkmikrophon hinein. Aus den Wandlautsprechern antworteten krächzende, körperlose Stimmen. Pater Bensmiller drängte sich zwischen zwei staubbesäten Männern hindurch zu dem ersten Körper.
    Er war zerstückelt, von schmelzendem Blutschlamm überkrustet. Bensmiller wandte seinen Blick ab, dann nahm er sich zusammen und sah erneut hin. Die Sanitäter stopften grob die Teile in einen undurchsichtigen Sack. Der Kopf und die Schultern und ein Arm waren noch intakt, obwohl sie geschwärzt waren und die Sichtscheibe undurchsichtig geworden war. Bensmiller war auf eine beschämende Weise froh darüber.
    Gewähre ihm ewigen Frieden …
    Die anderen beiden waren wenigstens zum größten Teil unverstümmelt. Man hatte sie beide in Notdrucksäcken, die für Schutzanzugbeschädigungen gedacht waren, hergebracht, und sie lebten noch. Einem von ihnen, sein Name war Monahan, war der Priester kurz bei der ersten Messe begegnet, die er in seinem kleinen Zimmer abgehalten hatte. Monahans linkes Bein unterhalb des Knies war ein blutiges Wrack, der Fuß war am Knöchel fast abrasiert worden. Er stöhnte schwach. Den anderen Mann kannte Bensmiller nicht. Er röchelte laut und spuckte Blut. Seine Augen waren geschlossen, und er bewegte sich nicht.
    Die Lautsprecher begannen mit ihrem Bericht für die anderen Stationsmitglieder. „ Wasserstoffaustritt in Zufuhrleitung zum noch nicht vollendeten Fusionskraftwerk hat Explosion erzeugt Gewächshaus Vier zerstört Gewächshäuser Zwei und Drei nur leicht beschädigt H-Kulturmannschaft verletzt keine atomare Strahlung wiederhole keine atomare Strahlung …“
    Das schien eine kleine Katastrophe von einer großen zu unterscheiden: ob atomare Strahlung aufgetreten war oder nicht. Menschenleben schienen dabei keine Rolle zu spielen. Bensmiller sah zu, wie die Sanitäter Monahan auf eine der Rollbahren hoben, ohne Schutzanzug. Auch seinen Blaumann hatte man ihm bis auf vereinzelte Fetzen vom Leib gerissen. Um sein linkes Bein hatte man ihm oberhalb des Knies ein Tourniquet angelegt. Er gab immer noch leise Geräusche von sich und murmelte ab und an Obszönitäten. Überall war Blut, an den Händen der Sanitäter, auf der Bahre, deren Füllung es langsam aufsog, aus einem Beinwrack tropfend. Bensmiller drängte sich vor und legte dem Mann die Hand auf die Stirn.
    Gott – Vater, Sohn und Geist, er war ein guter Mensch. Er kam einmal zur Messe. Er arbeitete hart. Er arbeitete … hart.
    Das Sakrament befand sich in seiner Zelle. Zeit, Zeit, das war alles … Er begann damit, auf Monahans Stirn das Zeichen des Kreuzes zu machen, als Kreski ihn an der Schulter packte und grob zurückriß.
    „Bringt diesen Mann in die Chirurgie. Bensmiller, treten Sie zurück, oder ich schiebe Ihnen eine!“ Der Stationskommandant hielt eine schwere Blechschere in einer Hand. Bensmiller trat zurück, während die Sanitäter den stöhnenden Mann davonschoben.
    Kreski warf die Schere neben seinen Helm auf den Boden. Er wandte sich dem Priester zu, seine dünnen Koteletten waren von Schweißtropfen benetzt. „Was zum Teufel ist mit Ihnen los?“
    Das rötliche Gesicht trug einen Ausdruck hektischer Wut, der Mann atmete immer noch tief und hastig. Es war kein Gesicht, dem man mit Leichtigkeit begegnen

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