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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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McNulty. „Er ist ein wenig zurückgeblieben, aber er ist sehr lieb.“
    „Das bezweifelt niemand, McNulty. Aber vielleicht erklären Sie uns, wie es dazu kam“, sagte Muller III.
    „Das ist zum größten Teil schon klar“, behauptete Muller 1.
    „Professor daLambert bat mich um eine Gewebeprobe“, begann der Vorzimmerklon. „Er wußte von meinem Verhältnis mit d’Albert, seinem Ableger.“
    „Wir auch“, stellte Muller III fest.
    „D’Albert, der Klon, trug sich mit dem Gedanken, sich noch einmal zu reproduzieren. Er war ein Narzist.“
    „Und Sie haben seinen Plan verraten.“
    „Ich war eifersüchtig auf – ihn. Ich erzählte dem Professor von dem Vorhaben, und daLambert beschloß, ihn zu töten. Dazu benötigte er die Gewebeprobe.“
    „Das wissen wir, McNulty“, sagte Muller I sanft.
    „Als mir klar wurde, daß ich d’Albert verlieren würde, reifte in mir der Entschluß, ihn meinerseits zu klonen.“
    „Sie wissen, daß das verboten ist.“
    „Niemand hätte es erfahren müssen. Ich habe ihn ja gut versteckt.“
    „Ihr Pech, daß d’Albert in unsere Praxis kam, weil er Verdacht schöpfte.“
    „Falsch, er kam zu uns, weil wir die einzigen Juristen waren, die ihm einfielen. Er wußte von uns durch Sie, seine Geliebte.“
    „Er war ein so kluger Mann“, seufzte McNulty. „Fast so klug wie der Professor.“
    „Naturgemäß, Miss McNulty. Vermutlich kennen Sie die Strafe für wiederholtes Klonen?“
    „Ja. D’Albert II und ich sind raus aus dem Gen-Pool.“
    „Richtig. Sie werden beide bis an Ihr Lebensende die Pille nehmen müssen.“
    „Wahrscheinlich bin ich zudem entlassen?“
    „Selbstverständlich, Miss McNulty. Aber bevor Sie gehen, werden Sie uns helfen, die Leiche aus unserer Praxis zu entfernen.“
    „Sofort, Mr. Muller.“

 
Jeff Duntemann
Unsere Liebe Frau vom Unendlichen Himmel
OUR LADY OF THE ENDLESS SKY
     
1
     
    Unter einer glasigen Kuppel, die von der Mondnacht unsichtbar gemacht wurde, streckte die Muttergottes ihre Arme aus, um den steinigen Horizont darin einzuschließen. Über ihrer friedlichen weißen Stirn wachten ewig die Sterne in einem Himmel, der so tief war, daß er keinen Boden besaß.
    In der unvollendeten Kirche kniete Pater Bensmiller vor dem Podest aus Mondgranit und betete.
    Laß sie sehen, was ich gerade sehe, Mutter, und sie kommen zu dir gelaufen.
    Vom staubigen, frisch mit pastellblauen Kacheln eingelegten Boden setzte sich eine schwache Schwingung in seine Knie fort. Bensmiller blickte hoch. Grelle Lichtblitze, von Metall widergespiegelt, blendeten seine Augen. Ein polierter Kranschnabel aus Aluminium schwenkte ins Blickfeld und verschwand zitternd hinter einer Mauer, die die durchsichtige Kuppel stützte. Der Kran wurde zur Baustelle transportiert, wo ein Drittel des Stationspersonals damit beschäftigt war, neue Maschinen im Mondboden zu verankern.
    Bensmiller widmete sich am Fuß der Statue wieder seinen persönlichen Leiden. Keine Stunde zuvor hatte Monsignore Garif über das S-Band aus Houston mit ihm gesprochen. Wie schon zweimal zuvor in der Vergangenheit gab es Nachrichten über die steigende Zahl amerikanischer Kirchen, die für immer ihre Pforten schlossen. Nicht aus Geldmangel – der Ökumenische Rat garantierte jedem Pfarrer sein Auskommen und bemühte sich darum, die Gebäude instand zu halten. Aber es schien sinnlos, das Evangelium vor leeren Bänken zu predigen.
    Sie haben ihren Horizont verloren. Sie können den Himmel nicht vom Beton unterscheiden.
    Synthetische Nahrung hatte dazu geführt, daß selbst die Allerärmsten auf dem Vereinigten Kontinent gesättigt werden konnten. Körperliches Leiden durch Krankheit und Hunger waren selten geworden. Wo waren denn dann die Massen, die hätten danksagen sollen?
    Die Erde schwebte stets über der weißen Schulter Marias. Hilf ihnen emporzublicken, Mutter.
    Er spürte ein erneutes Vibrieren des Bodens. Diesmal war es weniger heftig als zuvor, und seine Frequenz schwankte. Kein Kranschnabel zeigte sich hinter den Mauern. Bensmiller erhob sich, neugierig geworden, und kletterte die ersten vier Sprossen einer Metalleiter empor, die von den Elektrikern zurückgelassen worden war.
    Außerhalb des Strahlungsradius der riesigen blauweißen Nachtlampen der Station war die Landschaft schattig und unwirklich. Auf der Schotterstraße vor der Kuppel wälzte sich ein zehnrädriger Tieflader voran. Sein kugeligen Reifen wurden vom Gewicht seiner blockförmigen Ladung fast plattgedrückt. Noch

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