Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Ausbreitung der Kirche, sobald wir über das Erde-Mond-System hinausgelangen. Sie sind so orthodox wie nur irgendwer, und Sie halten große Stücke auf Garif. Was hätte er Ihrer Meinung nach denn sonst tun sollen?“
    Bensmiller gestattete sich ausnahmsweise einmal ein Lächeln. „Für einen Prediger des Herrn sind Sie doch ein wenig zynisch.“
    „Nein. Ich passe mich nur meiner Umwelt an. Dies hier ist ein Ort der klaren Vernunft, von vernünftig denkenden Leuten bevölkert. Für das Überflüssige gibt es hier keinen Platz. Nachdem ich einige Zeit darüber nachgedacht habe, bin ich immer noch nicht der Ansicht, daß wir hier oben überhaupt eine Kirche brauchen.“
    „Es erstaunt mich, daß Sie sich nicht selbst für überflüssig erklärt haben und aus der Luftschleuse springen. Ich hoffe doch sehr, daß Sie immerhin an Gott glauben.“
    „Das tue ich.“ Chamblen nickte. „Gott ist für mich ein liebender Vater, der sich einmal sehr um seine neugeborenen Söhne gekümmert hat, aber jetzt, nachdem sie der Wiege entwachsen sind, von ihnen erwartet, daß sie mehr auf sich selbst gestellt zurechtkommen.“
    Bensmiller weigerte sich, den Prediger anzusehen. „Es tut mir leid, daß wir Gott nicht auf dieselbe Weise sehen.“
    Chamblen stand auf und schritt zur Tür. Er hatte die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als er im Sternenlicht stehenblieb und an den Manschetten seines schwarzen Hemds zupfte, dessen Kragen geöffnet war und das an den Achseln von der Feuchtigkeit noch schwärzer gefärbt war. „Tom, sehen Sie es doch einmal so: Sie würden doch niemals ihren letzten Cent für ihre Herumtreiber ausgeben, oder?“
    Bensmiller ignorierte ihn.
    „Nun, Sie verlangen aber von Kreski, daß er hier oben unseren letzten Cent verschleudert. Es tut mir leid, es tut mir schrecklich leid, aber diesmal bin ich auf seiner Seite.“ Er schritt den Rest des Weges in den Schatten hinein und packte den Türgriff. „Ich werde unsere beweglichen Gegenstände entfernen. Treten Sie mal eine Weile etwas kürzer. Sie müssen damit klarkommen, Tom.“
    Mit feierlicher Langsamkeit ging die Tür hinter ihm zu. Bensmiller und die Mutter Gottes waren allein in der Beinahe-Kirche. Er blickte weiterhin zornig die Wände an und wollte nicht wieder ihrem Lächeln begegnen und den Schmerz empfinden, daß er nicht wußte, was er eigentlich nicht wußte.
    Was ist dein As, Mutter? Spiel es aus, bitte!

 
3
     
    Pater Bensmiller stand links von der weitgeöffneten Tür und schaute zu. Er sah den Männern zu, die die pastellblauen Kacheln vom Boden rissen, deren Mörtel gerade getrocknet war. Er sah ihnen zu, wie sie schartige Krater in den neuen Beton schlugen und aus den Ruinen schlängelnde Kabel und Krümmungsrohre zogen, die Elektrizität und Wasser zu all den seltsamen Zaubereien trugen, die zu studieren er nie für nötig befunden hatte. Er sah zu, wie sie seine Kanzel aus dem Boden rissen und an ihre Stelle ein glitzerndes Mehrfachcomputerterminal einbauten, das den gleichen Strom verwendete, der bei einer zukünftigen Feier das Evangelium hätte beleuchten sollen.
    Er nickte vor sich hin. Sie waren tüchtig, effizient. Wie Verrückte arbeiteten sie pausenlos rund um die Uhr. Sie nutzten jedes bißchen Platz in der Kirche aus. Jeder Quadratzoll unter der Kuppel wurde skizziert und einem sinnvollen und notwendigen Zweck zugeordnet.
    Jedesmal wenn er zur Tür neben sich blickte, schien ein neuer Gabelstapler hereinzupoltern, voller Kisten und Kupferrohrrollen und Drahtspulen. Augenblicklich wurde der Gabelstapler entladen und verschwand, um nach einer Handvoll von Minuten wieder aufzutauchen und noch mehr Gerumpel herbeizuschleppen, das zu Füßen der Mutter Gottes abgelegt wurde.
    Wer ist ihr Gott, Maria? Weiche Kraft treibt sie so sehr an?
    Sogar Kreski war dabei, bis über beide Ellenbogen mit den Armen im Chaos. Er unterbrach sich oft, um Befehle zu geben, doch wenn er das nicht tat, kniete er wieder nieder und verlötete Kupfermuffen an einer Rohrleitung, die entlang der Stelle verlief, wo einmal der Mittelgang der Kirche hätte sein sollen. Die Flamme zischte sanft, sauber. Geschmolzene Bleitropfen fielen zu Boden und erkalteten. In diesem harten Gesicht war eine Angespanntheit, ein Drang, der geradezu beängstigend wirkte. Kreski lief vor etwas fort, das größer war als er selbst, obwohl doch jeder Eindruck, den er Bensmiller jemals vermittelt hatte, mit steifer Sicherheit behauptet hatte, daß es nichts auf dem Mond gab,

Weitere Kostenlose Bücher