Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
ih­rer Stim­me er­setzt hat­te. Sie such­te den Streit, das wuß­te er. Sie war auf das Ra­dio wü­tend, und sie nahm ihm übel, daß er sie auf die­se Rei­se mit­ge­schleppt hat­te, und vor al­lem nahm sie ihm übel, daß sie mit ihm ver­hei­ra­tet war. Manch­mal, wenn er sich selbst sehr leid tat, mach­te er ihr des­we­gen nicht ein­mal Vor­wür­fe. Als Ehe­mann hat­te er sich als nicht son­der­lich güns­ti­ges Ge­schäft er­wie­sen: ein ge­schei­ter­ter Schrift­stel­ler, ein ge­schei­ter­ter Jour­na­list, ein Ge­schäfts­mann, der nichts taug­te, de­pri­miert und de­pri­mie­rend. Er war je­doch noch im­mer ein leb­haf­ter Spar­ring-Part­ner. Viel­leicht ver­such­te sie des­halb so oft, einen Streit zu pro­vo­zie­ren. Nach­dem das gan­ze bö­se Blut ab­ge­las­sen wor­den war, wür­de ei­ner von ih­nen, oder bei­de, an­fan­gen zu wei­nen, und dann wür­den sie wie üb­lich mit­ein­an­der schla­fen, und das Le­ben war ein oder zwei Stun­den lang an­ge­nehm. Das war so ziem­lich al­les, was sie noch hat­ten.
    Aber nicht heu­te. Pe­ter fehl­te die Ener­gie, und sei­ne Ge­dan­ken wa­ren bei an­de­ren Din­gen. „Wor­über möch­test du re­den?“ frag­te er sie. Er hielt sei­nen Ton­fall lie­bens­wür­dig und den Blick auf die Stra­ße ge­rich­tet.
    „Er­zähl mir von die­sen Clowns, die wir be­su­chen“, sag­te sie.
    „Das ha­be ich doch schon. Sie wa­ren mei­ne Team­ka­me­ra­den im Schach­team, als ich da­mals am Nor­thwes­tern war.“
    „Seit wann ist Schach ei­gent­lich ein Mann­schaftss­port?“ frag­te Ka­thy. „Was habt ihr ge­macht – über je­den Zug ab­ge­stimmt?“
    „Nein. Beim Schach ist ein Mann­schaftss­piel in Wirk­lich­keit ei­ne An­zahl in­di­vi­du­el­ler Spie­le. Für ge­wöhn­lich vier oder fünf Bret­ter, zu­min­dest im Col­le­ge-Spiel. Es gibt kei­ne Be­ra­tung oder so et­was. Das Team, das die meis­ten Ein­zel­spie­le ge­winnt, ge­winnt den Tur­nier-Punkt. Wie es funk­tio­niert …“
    „Ich ver­ste­he“, sag­te sie scharf. „Ich bin viel­leicht kei­ne Schach­spie­le­rin, aber ich bin nicht dumm. Du und die­se an­de­ren drei, ihr wart al­so das Nor­thwes­tern-Team?“
    „Ja und nein“, er­wi­der­te Pe­ter. Der To­yo­ta müh­te sich ab, denn an der­art stei­le Stei­gun­gen war er nicht ge­wöhnt, und er war nicht an die­se Hö­hen an­ge­paßt wor­den, be­vor sie von Chi­ca­go auf­ge­bro­chen wa­ren. Er fuhr vor­sich­tig. Sie wa­ren jetzt hoch ge­nug, um ver­eis­te Flä­chen und Schnee, der über die Stra­ße weh­te, an­zu­tref­fen.
    „Ja und nein“, sag­te Ka­thy sar­kas­tisch. „Was heißt das?“
    „Das Nor­thwes­tern hat­te da­mals einen großen Schach­club. Wir be­tei­lig­ten uns an zahl­lo­sen Tur­nie­ren – lo­ka­len, staat­li­chen, na­tio­na­len. Manch­mal ha­ben wir mehr als ein Team ein­ge­setzt, des­halb war die Auf­stel­lung bei je­dem Tur­nier ein biß­chen an­ders. Es war da­von ab­hän­gig, wer spie­len konn­te und wer nicht, wer ein Zwi­schen­se­mes­ter hat­te, wer im letz­ten Spiel ge­spielt hat­te – ei­ne Men­ge Din­ge. Wir vier wa­ren die­se Wo­che vor zehn Jah­ren in den nord­ame­ri­ka­ni­schen Col­le­ge-Mann­schafts­meis­ter­schaf­ten die B-Mann­schaft des Nor­thwes­tern. Nor­thwes­tern war Ver­an­stal­ter die­ses Tur­niers, und ich lei­te­te es – das war so gut wie spie­len.“
    „Was meinst du mit B-Mann­schaft ?“
    Pe­ter räus­per­te sich und lenk­te den To­yo­ta in ei­ne schar­fe Kur­ve, wo­bei Schot­ter­stei­ne ge­gen die Un­ter­sei­te des Wa­gens pras­sel­ten, als ein Rad die Bö­schung streif­te. „Ei­ne Schu­le war nicht nur auf ei­ne Mann­schaft be­schränkt“, sag­te er. „Wenn man das nö­ti­ge Geld hat­te und ei­ne Men­ge Leu­te, die spie­len woll­ten, dann konn­te man meh­re­re auf­stel­len. Die vier bes­ten Spie­ler bil­de­ten die A-Mann­schaft, den tat­säch­li­chen Be­wer­ber. Die zwei­ten vier wa­ren die B-Mann­schaft und so wei­ter.“ Er mach­te ei­ne kur­ze Pau­se und fuhr dann mit ei­nem lei­sen Un­ter­ton von Stolz in der Stim­me fort. „Die na­tio­na­len Meis­ter­schaf­ten im Nor­thwes­tern wa­ren die größ­ten, die bis zu die­sem Zeit­punkt

Weitere Kostenlose Bücher