Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Mög­lich­kei­ten er­schöp­fend ana­ly­siert, sie hat­ten je­de Va­ri­an­te und Sub­va­ri­an­te ge­spielt und wie­der ge­spielt, bis sie si­cher ge­we­sen wa­ren, daß sie die Matt-Kom­bi­na­ti­on ge­fun­den hat­ten. Pe­ter war mit ei­nem fast frohlo­cken­den Ge­fühl schla­fen ge­gan­gen. Bun­nish hat­te ein Dut­zend mög­li­cher Ab­wehr­stel­lun­gen ge­gen ih­ren Bau­ern­vor­stoß. Sie hat­ten kei­ne Ah­nung, konn­ten nicht wis­sen, wel­che er wäh­len wür­de, des­halb hat­ten sie sich da­mit zu­frie­den ge­ge­ben, daß al­le und je­de ein­zel­ne letzt­end­lich im Fehl­schlag en­de­te.
    Nur, daß Bun­nish sie jetzt zum Nar­ren ge­hal­ten hat­te. Er hat­te kei­ne der wahr­schein­li­chen Ab­wehr­mög­lich­kei­ten ge­spielt. Er hat­te E. C.s Matt-Dro­hun­gen ein­fach igno­riert und war so mun­ter wie der schlimms­te Pat­zer auf Bau­ern­fang ge­gan­gen. War ih­nen et­was ent­gan­gen? Wäh­rend E. C. über die bes­te Er­wi­de­rung nach­dach­te, zog sich Pe­ter einen Stuhl an die Brett-Sei­te her­an, da­mit er in Ru­he ana­ly­sie­ren konn­te.
    Es gibt nichts, dach­te er, nichts. Bun­nish hat­te im nächs­ten Zug die Mög­lich­keit, Schach zu bie­ten, und da­zu muß­te er sei­ne Da­me in die ach­te Rei­he schie­ben. Aber es war be­deu­tungs­los. E. C. hat­te sei­ne Da­men-Sei­te nicht so ge­schwächt wie Ste­ve ges­tern in sei­ner Ei­le, ein Matt her­bei­zu­füh­ren. Wenn Bun­nish Schach bot, brauch­te Stu­art nur sei­nen Kö­nig zur Da­me vor­zu­zie­hen. Dann wür­de die schwar­ze Da­me von ei­nem Turm an­ge­grif­fen und ge­zwun­gen wer­den, sich zu­rück­zu­zie­hen, oder einen wei­te­ren wert­lo­sen Bau­ern zu schla­gen. In­zwi­schen wür­de Bun­nish in der Mit­te des Bret­tes schach­matt ge­setzt wer­den. Je mehr Pe­ter die Va­ri­an­ten durch­ging, de­sto über­zeug­ter wur­de er, daß es für Bun­nish kei­ne Mög­lich­keit gab, einen sol­chen Ge­gen­an­griff her­aus­zu­ar­bei­ten wie den, mit dem er Ste­ve Del­ma­rio ge­schla­gen hat­te.
    E. C. schi­en nach ei­ner lan­gen und vor­sich­ti­gen Ta­xie­rung des Bret­tes zu dem­sel­ben Schluß zu ge­lan­gen. Ge­las­sen streck­te er die Hand aus und setz­te sei­nen Sprin­ger, wo­mit er Bun­nis­hs al­lein ste­hen­den Kö­nig ein für al­le­mal eineng­te. Jetzt droh­te er mit ei­nem Da­men-Schach, das in ei­nem Zug zum Matt füh­ren wür­de. Bun­nish konn­te den be­herr­schen­den Sprin­ger schla­gen, aber in die­sem Fall schlug E.C. ein­fach mit ei­nem Turm zu­rück, und dann war das Schach­matt un­ab­än­der­lich, ganz gleich, wie sehr sich Bun­nish noch am Ha­ken win­den moch­te.
    Bun­nish lä­chel­te sei­nem Geg­ner über das Brett hin­weg zu und schob trä­ge sei­ne Da­me ein Qua­drat vor, in die letz­te Rei­he. „Schach“, sag­te er.
    E. C. wisch­te sei­nen Schnau­zer zu­rück, zuck­te mit den Schul­tern und zog sei­nen Kö­nig vor. Mit ei­ner be­tont ge­zier­ten Be­we­gung drück­te er die Uhr. „Du bist ver­lo­ren“, sag­te er lei­se.
    Pe­ter war ge­neigt zu­zu­stim­men. Die­ses letz­te Schach hat­te nichts ge­bracht; ge­nau­ge­nom­men schi­en es die Zwangs­la­ge von Schwarz noch ver­schlim­mert zu ha­ben. Die Matt-Dro­hun­gen wa­ren noch im­mer vor­han­den, so un­auf­halt­sam wie eh und je, und jetzt wur­de auch noch die schwar­ze Da­me an­ge­grif­fen. Er konn­te sie na­tür­lich zu­rück­zie­hen, aber nicht recht­zei­tig ge­nug, um mit der Ab­wehr Ab­hil­fe zu schaf­fen. Bun­nish hät­te sich wie ein Ra­sen­der auf­füh­ren und sich elend füh­len müs­sen.
    Statt des­sen war sein Lä­cheln so breit, daß es sei­ne Wan­gen ent­zwei­zu­rei­ßen droh­te. „Ver­lo­ren?“ sag­te er. „Ah, Stu­art, dies­mal ist dein Scherz ein Bu­me­rang!“ Er ki­cher­te wie ein Tee­na­ger und hol­te sei­ne Da­me die Rei­he her­un­ter, um den wei­ßen Turm weg­zu­schnap­pen. „Schach!“
    Pe­ter Nor­ten hat­te seit lan­ger, lan­ger Zeit kein Tur­nier-Schach mehr ge­spielt, aber er er­in­ner­te sich noch dar­an, wie man sich fühl­te, wenn ein Geg­ner plötz­lich einen un­er­war­te­ten Zug ge­macht hat­te, der das ge­sam­te Ant­litz ei­nes Spie­les ver­än­der­te:

Weitere Kostenlose Bücher