Kopernikus 7
Eindringliche aus?“ spintisierte ich geradezu hoffnungsfroh drauflos.
Marinetti lachte.
„Ich möchte wie Sie auch gerne mal auf etwas völlig Exotisches stoßen! Ich bin genauso begierig darauf, mein Lieber. Aber es handelte sich um einen ganz normalen Ozean – nur etwas salziger und weit fischreicher als alle Meere, die wir seither zu Gesicht bekommen haben.“ Ein etwas bitterer Unterton schwang nun mit.
Stimmt, leider. In all den Flugjahren hatten sich die Sterne als ziemlich gewöhnlich herausgestellt. Bislang waren wir selbst immer noch die erstaunlichste Erscheinung. Von den fünf „lebendigen“, kolonisierbaren Welten hatte nur diese hier, die erste, überhaupt eine komplexere Lebensform hervorgebracht: die elfenhaften Ureinwohner. Die anderen lebendigen Welten befanden sich auf einer frühen paläozoischen Stufe: Dies reichte von freundlicher Weite bis zum wilden, zerklüfteten, vulkanischen Extrem. Auf eine Art war das erfreulich, bedeutete es doch, daß wir all die Welten für uns hatten mit ihren Atmosphären und Gewässern, wenn auch etwas wenig Humus und Vegetation. (Aber damit konnte man zurechtkommen). Jede einzelne konnte entwickelt werden – einzigartig und wunderbar.
Andererseits wurde das mit den Jahren immer deprimierender, die Kolonisten schliefen weiter vor sich hin, und wir blieben wach und forschten und forschten. Wir fanden nichts außer dem, um dessen Entdeckung willen man uns losgeschickt hatte: neue Welten zur Besiedlung durch den Menschen. Nichts Erstaunliches, nichts Besonderes. Und da waren wir nun auf dem Rückweg zur Erde über die erste Welt, die wir besiedelt hatten, mit der absolut eintönigsten, ödesten Landschaft von allen – obwohl sie doch ihre Vögel, kleinen Tiere und „Elfen“ besaß –, wollten sehen, was die Menschheit in vierzig Jahren hervorgebracht hatte und vielleicht, nur vielleicht erfahren, daß man etwas Interessantes – eine Kleinigkeit würde ja schon genügen – über jene Ureinwohner herausgefunden hatte, die wir (wenn auch nicht spöttisch oder aggressiv) als Falter und Schmetterlinge abgetan hatten, während es uns zu Größerem drängte. Die Menschheit würde sich dank unserer Mühen ausbreiten – doch wir waren enttäuschte Männer und Frauen.
Und welcher Lohn war es nun für unsere Besiedlungsmühen und die riesigen Aufwendungen der Erde, wenn vierzig Jahre nicht mehr hervorgebracht hatten als eine jämmerliche Siedlung in der Mitte eines unentwickelten Nichts?
„Ob die Eintönigkeit der Landschaft vielleicht … zu wenig anregt?“
„Oder das Fehlen von Gezeiten …?“ Marinetti und mir kam gleichzeitig der gleiche Gedanke. Verschiedene Ansätze des gleichen Gedankens.
„Ob das ein böses Omen für die anderen Welten darstellt?“ deutete er an.
„Die Vulkane auf Hekla werden unsere Leute schon in Schwung halten“, meinte Resnick fröhlich. Wir haben unsere neu entdeckten Welten Cambria, Hekla, Livingstone und Zoe getauft. Die Welt unter uns wurde Haven genannt, um sowohl die Hoffnung auf eine sich aus dem Meer zu entwickelnde Kultur wie auch die Tatsache, daß es unser erstes Ziel war, auszudrücken. Eigentlich hätten wir eine der Welten „Neue Erde“ nennen müssen. So erwartete man es; das wußten wir. Es stellte sich jedoch heraus, daß die einzige Welt, der wir diesen Namen hätten aufrichtig verleihen können, Haven war. Doch inzwischen hatten wir die Gelegenheit vertan, und Haven schien auch zu ruhig und zu monoton für eine solche Ehre zu sein. So brachten wir diesen Namen nun wieder unbenutzt zurück. Und auch unsere Kolonisten hatten ihr Haven kaum genutzt,
Weitere Kostenlose Bücher