Kopernikus 7
Greenberg einen Kiesel heraus und schleuderte ihn in den Teich. Plop. Die kreisförmigen Wellen breiteten sich aus und sprangen vom Ufer zurück. Greenberg blieb eine Weile stehen, bewunderte die Muster und drängte uns dann eilends in eine Wohneinheit, an der noch immer die verblaßte, mit Schablone aufgesprühte Aufschrift VERWALTUNG stand. Genau in dem Augenblick, als ich durch die Tür trat, blickte ich nach oben, weil ein schwaches Flackern des Lichts meine Aufmerksamkeit erregte. Eines der Elfenwesen war aufgetaucht, als sei es durch das „Plop“ im Wasser gerufen worden, indem es über die Dächer geflattert – geflogen? – war. Es huschte kurz über uns hinweg und war auch schon wieder verschwunden.
Im Innern eines kahlen Zimmers auf einem ansonsten leeren Tisch stand ein Glasbecher mit sauberem Wasser, in dem widersinnigerweise ein schwarzer Kiesel direkt unterhalb der Wasseroberfläche schwebte.
Der Kiesel löste sich auf. Er begann sich in Spiralen und Wolken im Wasser zu verteilen … nein, es war kein Kiesel gewesen, sondern eine dicke Tintenblase – ein Tintenklecks, der sich nun mit dem Wasser zu mischen begann, aber mit Sicherheit erst in dem Augenblick aufzulösen begonnen hatte, als wir eintraten! Es hatte sich niemand vor uns in dem Zimmer befunden. Keine anderen Türen führten aus ihm heraus; Fenster und Lichtschacht waren fest verriegelt.
Marinetti starrte fassungslos das Wasserglas an. Greenberg hob es auf, schüttelte es hin und her, um die unausweichliche Vermischung von Wasser und Tinte zu betonen und stellte es dann wieder wichtigtuerisch ab.
„Habt ihr das gesehen?“ fragte er gehässig.
Ein Tintenklecks hatte sich zum gleichen Gebilde wie zuvor „entmischt“ – zufällig, unwillkürlich, genau bei unserem Eintreten? Und begann sich dann wieder zu vermischen? Die Milliarden Tinten- und Wassermoleküle sollten von all den möglichen Konstellationen gerade wieder den ursprünglichen unvermischten Zustand einnehmen? Es bedurfte einiger tausend Milliarden Jahre, damit etwas Derartiges zufällig geschah, falls es während der Lebenszeit des Universums überhaupt auftreten konnte. Und daß wir gerade hinzukamen – und Greenberg so tat, als hätte er damit gerechnet? Ließ sich denn hier nicht das zweite Gesetz der Thermodynamik anwenden? Sollte es für verschiedene Welten unterschiedliche Naturgesetze geben?
„Oh nein!“ protestierte ich schnell. „Das hat jemand vorbereitet, kurz bevor wir hier hereinkamen! Oder es wurde durch irgend etwas ausgelöst“, fügte ich hinzu und dachte an das flackernde Licht auf dem Dach.
„An diese Erklärung dachten wir auch“, bemerkte Greenberg.
„Eines von diesen Elfenwesen! Hypnose. Oder Psychokinese. Irgendeine geistige Kraft, von der ihr nichts wißt …“
„Sie helfen uns bei der Ernte. Sie haben einen nützlichen Einfluß. Wir haben sie gern – sie könnten genausogut unsere eigenen Kinder sein …“ Er lächelte gütig.
„Aber sie sabotieren die Kolonie. Es gibt keine andere Erklärung.“
„Und doch sind wir in Wirklichkeit ihre Kinder …“ Dann – als behebe der Anblick des tintigen Wassers eine Art Störung in Greenbergs Gehirn (Finsternis zur Finsternis, wie es hieß) – erhellte sich das Denken des Mannes, und er begann endlich zusammenhängend und fast auf unserer Wellenlänge zu reden – ein geistiger Krüppel, der wieder einmal durch die Gitterstäbe seiner Verwirrung in die wirkliche Welt blickte und sich heftig bemühte, seine Verwirrung mitzuteilen. „Es ist ihr Zeitgefühl … Für uns ist es eigentümlich. Für diese Welt real. Die angemessene Umwelt. Die
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