Kopernikus 7
Orkoyote die Versammlung.
Du hast uns gerufen, sagen die Geister.
Er antwortet: Wir sind in Not.
Sie sagen: Die Kikuju verlassen ihre Häuser. Die Dörfer sterben.
Sie sagen: Zu lange haben die Bauern auf den Äckern gearbeitet und kaum geerntet, ihre Kraft ist geschwunden.
Sie sagen: Der trügerische Glanz der Städte hat sie ihnen geraubt.
Sie hoffen auf schnelle Arbeit in den Fabriken und auf modernen, europäischen Plunder, sagen sie. Unsere Führer holen selbst das Elend ins Land, die Industrie und den Tourismus.
Kwa-n-Sana hört ihnen zu und nickt.
Die Geister sagen: Die Kikuju verlassen ihre Dörfer und gehen in den Slums zugrunde.
Sie sagen: Heute hat die East Africa Company viele Namen, aber noch immer zehrt sie unsere Kräfte aus.
Wir müssen das Schweigen beenden, sagen die Geister. Wir wollen ein Zeichen setzen.
Kwa-n-Sana nickt und wartet.
Ein Zeichen, das die Fremden verstehen, lautet der Rat.
Und wieder blitzt der rote Strahl der Sonne in die Hütte, und Kwa-n-Sana sieht den Speer herabfallen.
Die Fenterfamilie frühstückte im hohen, afrikanisch gestalteten Grillroom des Hotels. Totems schmückten die hölzernen Wände, grellrote Masken, billige Touristenware, an der Reception auf Bestellung erhältlich.
„Wie im Völkerkundemuseum“, sagte Carola und schlürfte dabei den britischen Tee, seichte Musik rieselte aus der hölzernen Decke.
TÄTIGEN SIE IHRE EINKÄUFE IN DEN VORMITTAGSSTUNDEN, fiel Cord der Prospekthinweis ein. Er saß da und starrte auf Brötchen und Marmelade und griesgrauen Porridge, sein Hals war trocken, hitzig die Stirn, er mochte nichts zu sich nehmen. Durch die hoch verglaste Front des Raums brütete die Sonne herein, er blinzelte, die Luft war stickig.
„Ich muß mal raus“, sagte er und stand auf.
Carola wies ihn ein: „Am Ende der Halle, drei Stufen links, da ist für HERREN.“
„Nein“, sagte er, „frische Luft brauche ich.“
Vom Ozean kam leichter Wind herüber, die Schwüle der Nacht war nicht mehr, obwohl das Thermometer bereits wieder 31 Grad zeigte. Ein paar Frühaufsteher saßen schon mit heimatlicher Boulevardzeitung am Swimmingpool, aus den Zimmerfenstern hinter ihnen lüftete die erste Nacht. Der Schlaftrakt des Hotels versperrte Cord Fenter zum Land hin die Sicht; wenn nicht die bräunlichdürren Palmen auf der Terrasse gewesen wären, hätte sich die Anlage mit einer Neubausiedlung am Rande europäischer Großstädte verwechseln lassen. Auch die öden Kinderspielplätze, eingerahmt von Garagen, fehlten nicht, und die sorgsam gesäumten, kurzgeschorenen Wiesen vor den Häusern. Fenter atmete tief ein, schlenderte dann langsam und unschlüssig am Swimmingpool entlang, verließ schließlich über einen Feldweg das Areal des Hotels und wandte sich dem Meer zu. Der Sand des langgestreckten, weißen Strandes war noch kühl, er zog sich die Turnschuhe aus und trug sie zwischen den Fingern, der klebrigsalzige Boden kitzelte seine Fußsohlen.
Kwa-n-Sana tritt aus der Hütte, klatscht in die Hände und wartet. Da kommen aus allen Häusern die Männer, bilden vor ihm einen Halbkreis und blicken ihn erwartungsvoll an. Von der Savanne weht der Ruf des Löwen herüber.
Das Dorf steht und schweigt, selbst die Kinder sind still.
„Der Speer fällt aus den Himmeln!“ sagt der Orkoyote.
Erschrecken. Die Frauen wenden sich ab, die Männer blicken furchtsam zu Boden. Der Zauberer hat den Speer gesehen, das bedeutet nichts Gutes, sie hatten eine tröstlichere Mitteilung erhofft. Was nützt der Speer? Er bringt kein Wasser auf den trockenen Boden, läßt die Rinder nicht kalben, der Speer wehrt nicht einmal Krankheiten ab.
Er verlangt Entbehrung und Verfolgung; keiner der Männer wünscht sich, der Arm
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