Kopernikus 7
soll sein?“ brummte er und hielt sich den Kopf, in seinen Ohren dröhnten nun all die Geräusche, die ihm zuvor abhanden gekommen waren.
Seine Frau sagte tadelnd: „Die anderen sind längst auf dem Feld. Und heute früh hat eine Versammlung stattgefunden, aber ich habe dich einfach nicht wecken können, wie ein Stein hast du geschlafen.“
Eine Versammlung?
„Der Orkoyote hat etwas angekündigt, ich konnte es nicht verstehen, und die Männer wollten nicht darüber reden“, sagte sie und ging wieder hinaus und ließ dabei den Vorhang zurückgeschoben.
Eine Versammlung beim Orkoyoten? Fenters Hirn konnte keinen klaren Gedanken fassen, der seltsame. Alptraum umspann es noch mit klebrigen Fäden.
Carola kam zurück und erinnerte ihn: „Du mußt die Pfähle im Garten richten. Bitte tu es heute.“ Sie trug das bunte, wadenlange Hemd, das sie sich zum Urlaub gekauft hatte, um ihren Hals hing eine Kette aus glitzernden Platten, auf ihrem Kopf …
„Was ist mit deinem Haar?“ sagte er verwirrt.
Sie wies ihn zurecht: „Was soll mit meinem Haar sein?“ sagte sie gereizt. „Du weißt, daß ich gern Kopftücher trage.“ Sie runzelte ihre glänzende, ebenholzschwarze Stirn und fauchte: „Geh endlich in den Garten, du Faultier.“
Er trollte sich.
Draußen vor der Hütte wurde ihm wohler, die Welt war wirklich und vertraut, unter seinen Füßen heizte der lehmige, sonnengetrocknete Boden. Er stand unschlüssig, ob er zunächst noch etwas essen oder gleich in die Gärten gehen sollte, blickte die leere Dorfstraße entlang. Die Siedlung war nicht groß, die Häuser waren schmucklos und rund wie überall üblich, nur das Gemeindehaus ruhte breit auf kräftigen Baumstämmen. Vor ein paar Jahren hatten sie die Dorfmauer zur Savanne hin gebaut, um wilde Tiere abzuwehren, sonst war alles wie immer, seit seiner Kindheit hatte sich hier nichts verändert. Den Bauern fehlte das Geld, nicht einmal ein Radio konnte man sich leisten. Aber wozu auch, seufzte Fenter, all die großartigen Meldungen vom Fortschritt im Land, die darin zu hören waren, trafen für sie nicht zu, nicht für die Bauern der Steppengebiete. Ob ein weißer Gouverneur oder ein schwarzer Präsident in der Hauptstadt – hier im Dorf war das bestenfalls von theoretischer Bedeutung.
Neben Fenters Haus stand Mbises Hütte, seit zwei Jahren verlassen, er war mit seiner Familie in die Stadt gezogen, aber man wußte, daß er dort noch schlechter lebte als hier, mal hatte er Arbeit, mal nicht, die Lebensmittel waren teuer, seine Tochter …
Kwa-n-Sana hatte berichtet, sie sei Prostituierte geworden. Fenter erinnerte sich gut an das hübsche, runde Mädchen, Nadina hieß sie und war in der Mission getauft worden.
„Gut, daß du noch im Dorf bist“, sagte eine tiefe Stimme neben ihm; es war der Orkoyote.
„Hab’ verschlafen“, murmelte Fenter eilig.
Der Mann im staubroten Kitoi beugte sich nahe an sein Ohr, flüsterte: „Ich will dich sprechen, heute abend, allein.“ und tanzte davon, Fenter schien es, als spreizte er sein Gefieder.
Einen Augenblick lang starrte er ihm nach, die Worte des Zauberers hatten irgend etwas mit dem nächtlichen Traum zu tun, aber Fenter brachte es nicht fertig, seine Erinnerungen zu ordnen, sein Kopf dröhnte noch immer, und so vergaß er den Orkoyoten wieder und beschäftigte sich weiter mit der schönen Nadina.
Er arbeitete den ganzen Tag, langsam und lustlos, spürte keinen Appetit und wurde auch nicht gesprächig, als die Frauen in die Gärten kamen, den ganzen Tag über schien sein Hirn breiig und eingezwängt.
Als die Sonne die Wipfel des Wäldchens erreichte, ging er ins Dorf zurück, von der Weide kam sein Sohn zusammen mit den anderen Hütejungen, er hatte einen Solustab
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