Kopernikus 7
und meine Fähigkeit, Schach spielen zu können, war gleichzeitig verschwunden. Also habe ich aufgehört.“ Er hob das Glas an die Lippen, zögerte und leerte es ganz. Dann lächelte er sie an. „Aufgehört“, wiederholte er. „Hab’s aufgegeben. Hingeschmissen. Bin ausgestiegen.“ Er kicherte, stand auf und ging wieder zur Bar.
„Ich spiele“, sagte Bunnish eindringlich. „Ich bin jetzt internationaler Meister.“
Delmario blieb mitten in der Bewegung stehen und fixierte Bunnish mit einem derartigen Blick völliger Verachtung, daß er hätte töten können. Peter sah, daß Steves Hand zitterte.
„Ich freue mich sehr für dich, Bruce“, sagte E. C. Stuart. „Bitte, genieße nur deine Meisterschaft und dein Geld und Bunnishland.“ Er stand auf und zog stirnrunzelnd seine Jac ke glatt. „Inzwischen werde ich gehen.“
„Gehen?“ sagte Bunnish. „Wirklich, E. C, so bald? Mußt du?“
„Bunnish“, sagte E. C, „du kannst die nächsten vier Tage damit verbringen, deine kleinen Ego-Spielchen mit Steve und Peter zu spielen, wenn du magst, aber ich fürchte, ich habe dafür nichts übrig. Du warst immer ein Pickelhirn, und ich habe bessere Sachen mit meinem Leben zu tun, als hierzu sitzen und dir zuzusehen, wie du zehn Jahre alten Eiter ausquetschst. Drücke ich mich klar genug aus?“
„Oh, vollkommen“, sagte Bunnish.
„Gut“, sagte E. C. Ersah die anderen an. „Kathy, es war nett, Sie kennenzulernen. Es tut mir leid, daß es nicht unter angenehmeren Begleitumständen geschah. Peter, Steve, wenn einer von euch in nächster Zukunft einmal nach New York kommt, hoffe ich, daß ihr mich besucht. Mein Name steht im Telefonbuch.“
„E.C., hast du nicht …“ fing Peter an, aber er wußte, daß es nutzlos war. E.C. Stuart war schon immer eigensinnig gewesen. Man hatte ihn nie zu etwas überreden oder ihm etwas ausreden können.
„Wiedersehen“, sagte er und unterbrach Peter. Er ging forsch zum Aufzug, und sie sahen zu, wie sich die holzvertäfelten Türen hinter ihm schlossen.
„Er wird zurückkommen“, sagte Bunnish, nachdem sich die Aufzugskabine in Bewegung gesetzt hatte.
„Das glaube ich nicht“, erwiderte Peter.
Bunnish stand auf und lächelte breit. Tiefe Grübchen erschienen in seinen dicken, runden Wangen. „Oh, aber er wird zurückkommen, Norten. Verstehst du – jetzt bin ich an der Reihe, die kleinen Spaße zu machen, und E.C. wird das bald herausfinden.“
„Was?“ fragte Delmario.
„Regt euch deswegen nicht auf, ihr werdet es bald genug verstehen“, meinte Bunnish. „Inzwischen entschuldigt mich doch bitte, Ich muß mich um das Abendessen kümmern. Ihr müßt alle einen Bärenhunger haben. Ich mache das Abendessen selbst, wißt ihr. Ich habe meine Bediensteten weggeschickt, damit wir ein nettes privates Treffen haben.“ Er schaute auf seine Uhr, eine schwere, goldene Schweizer Uhr. „Treffen wir uns alle im Eßzimmer – in, sagen wir, einer Stunde. Bis dahin müßte alles fertig sein. Wir können dann weiterreden. Über das Leben. Über Schach.“ Er lächelte und ging.
Kathy lächelte auch. „Tja“, sagte sie zu Peter, nachdem Bunnish den Raum verlassen hatte, „dies ist ja alles weit unterhaltsamer, als ich mir es hätte vorstellen können. Ich komme mir vor, als wäre ich geradewegs in ein Harold-Pinter-Stück hineingeraten.“
„Wer ist das?“ fragte Delmario und nahm seinen Platz wieder ein.
Peter beachtete ihn nicht. „Mir gefällt die Sache überhaupt nicht“, erklärte er. „Was, zum Teufel, hat Bunnish damit gemeint, als er sagte, er wolle sich mit uns einen Spaß machen?“
Auf eine Antwort brauchte er nicht lange zu warten. Während Kathy davonging, um sich noch einen Martini zu holen, hörten sie den Aufzug
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