Kopernikus 7
Variante gewählt, und seitdem haben wir immer verloren. Wir alle.“
Kathy setzte sich auf den Wannenrand. „Ihr alle?“
Peter nickte. „Schau uns an. Ich habe als Romanautor versagt, habe als Journalist versagt, und jetzt habe ich einen miesgehenden Buchladen. Ganz zu schweigen von einer Miesmacherin als Frau. Steve ist ein Trinker, der nicht einmal genug Geld zusammenkratzen könnte, um die Fahrt von hier weg bezahlen zu können. E. C. ist ein alternder Angestellter – ein Buchhalter mit einer mittelmäßigen Personalakte, ohne Perspektiven. Verlierer. Du hast es gesagt, im Wagen.“
Sie lächelte. „Ah, doch was ist mit unserem Gastgeber? Bunnish hat damals härter verloren als jeder einzelne von euch, und seitdem scheint er alles gewonnen zu haben.“
„Hmmm“, machte Peter. Er nippte nachdenklich an seinem Bier. „Das wüßte ich auch gern. Oh, er ist ziemlich reich, das gebe ich zu. Aber er hat ein Schachbrett in seinem Wohnzimmer stehen, auf dem die Figuren in einer Position festgeleimt sind, damit er jeden Tag auf die Stelle starren kann, wo er in einem Spiel, das vor zehn Jahren ausgetragen wurde, etwas falsch gemacht hat. Das klingt mir nicht nach einem Gewinner.“
Sie stand auf und schüttelte ihr Haar frei. Es war lang und goldbraun, und es fiel prächtig um ihre Schultern, und Peter erinnerte sich an die süße Lady, die er vor acht Jahren geheiratet hatte, als er ein strahlender junger Schriftsteller gewesen war, der hart an seinem ersten Roman gearbeitet hatte. Er lächelte. „Du siehst hübsch aus“, sagte er.
Kathy schien verblüfft. „Du fühlst dich wirklich verdrießlich“, sagte sie. „Bist du sicher, daß du kein Fieber hast?“
„Kein Fieber. Nur eine Erinnerung und eine Menge Bedauern.“
„Ah“, sagte sie. Sie ging in ihr Schlafzimmer zurück und knallte im Vorbeigehen mit dem Handtuch nach ihm. „Komm, Kapitän. Deine Mannschaft wird warten, und das ganze schwere Philosophieren hat mir einen ziemlichen Appetit gemacht.“
Das Essen war gut, aber die Mahlzeit an sich war schrecklich.
Sie aßen dicke Scheiben ausgezeichneter Rippchen mit großen, gebackenen Kartoffeln und eine Menge frisches Gemüse. Der Wein sah teuer aus und schmeckte wunderbar. Hinterher hatten sie die Wahl zwischen drei Desserts sowie frisch aufgebrühtem Kaffee und mehreren köstlichen Likören. Aber die Stimmung bei Tisch ist angespannt und unangenehm, dachte Peter. Steve Delmario kam schon in ziemlich schlechter Verfassung zum Essen, und solange er da war, trank er Wein, als wäre es Wasser, und mit jedem Glas wurde er lauter und verworrener. E. C. Stuart war abweisend und still, seine Wut kaum hinter einer eisigen, distanzierten Haltung gezügelt. Und Bunnish machte jeden einzelnen von Peters Versuchen zunichte, die Unterhaltung auf sicheren, neutralen Boden zu bringen.
Sein joviales Mitteilungsbedürfnis war eine schlechte Maske für hämische Freude, und er beharrte darauf, alte Wunden aus ihrer College-Zeit aufzureißen. Jedesmal, wenn Peter eine Anekdote erzählte, die vergnüglich oder harmlos war, lächelte Bunnish und konterte mit einer, die nach Verletzung und Zurückweisung stank.
Schließlich, beim Kaffee, konnte es E. C. nicht mehr ertragen. „Eiter“, sagte er laut und unterbrach Bunnish. Das war ungefähr das dritte Wort, das er sich während der gesamten Mahlzeit gestattet hatte. „Eiter und noch mehr Eiter. Bunnish, was soll das? Du hast uns hergeholt. Du hast uns hier in der Falle, bei dir. Warum? Damit du beweisen kannst, daß wir dich damals im College schäbig behandelt haben? Ist das der Grund? Wenn ja, schön. Du hast dich verständlich gemacht. Du bist schäbig behandelt worden. Ich
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